Unikate neolithische Grabstätte bei Slaný

Foto: Vojtěch Šrámek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Bei Bauarbeiten nahe Slaný wurde eine einzigartige urzeitliche Grabstätte entdeckt. Sie bietet Funde aus der Jungsteinzeit, aber auch aus der Hallstattkultur oder der Ära der keltischen Besiedlung Böhmens.

Foto: Vojtěch Šrámek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

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Es ist eine der größten Fundstätten aus der Vorgeschichte in Tschechien und der überhaupt größte Nachweis der Glockenbecherkultur hierzulande: Im Sommer 2018 war man beim Bau einer Straße in der Nähe der mittelböhmischen Stadt Slaný auf sie gestoßen. Bei den nachfolgenden Ausgrabungsarbeiten wurden etwa zweieinhalb Tausend Gegenstände entdeckt – Gräber, Gefäße, Waffen und Schmuck.

Die Fundstücke werden nun von Archäologen in Prag erforscht und bestimmt. Zunächst müssen die Sachen aber vom Rost befreit werden. Das geschieht in einem kleinen Behälter aus Glas. Die Restauratorin Lucie Plotěná beschreibt die Methode:

„Drinnen sind sehr kleine Glaskugeln, die durch Druckluft auf die Gegenstände geblasen werden und diese reinigen. Das Vorgehen ist ähnlich wie bei einem Sandstrahlgebläse. Wir legen den Gegenstand in den Behälter, es beginnt zu sprudeln, und wir verfolgen, wie die Rostschichten abfallen. Wir müssen aber aufpassen, dass der Gegenstand nicht auseinanderbricht.“

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Zur Analyse werden auch Röntgenstrahlen, eine Zahnbohrmaschine und ein Mikroskop genutzt.

Die ältesten Funde von Slaný stammen aus einer 4500 Jahre alten Begräbnisstätte. Sie belegen die sogenannte Glockenbecherkultur hierzulande. Der Archäologe Tomáš Bek:

„Die Zahl der Gräber ist so hoch, dass unsere Fundstätte als die bisher größte in Tschechien gilt. Dabei wurde bisher nur jener Teil des Geländes erforscht, auf dem die künftige Straße geplant ist.“

Zur Glockenbecherkultur gehören unter anderem einige der ältesten Zeugnisse über die Verarbeitung von Kupfer. Der Archäologe zeigt einen weiteren wertvollen Fund:

„Wir haben hier unter anderem kleine Platten aus feinem Stein entdeckt. Mit diesen haben sich Bogenschützen davor geschützt, durch die Sehne verletzt zu werden. Die Platten werden auf eine Zeit von etwa 2300 bis 2400 Jahren vor Christus datiert.“

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Die Menschen der Glockenbecherkultur kamen aus dem Osten nach Böhmen. Sie verbreiteten sich in Europa von Polen bis nach Spanien. Bei Slaný hätten sie gute Lebensbedingungen gefunden, sagt Bek:

„Dieser Teil Böhmens war sehr intensiv besiedelt. Nachdem die Menschen im Neolithikum gelernt hatten, den Boden zu bearbeiten und von der Landwirtschaft zu leben, war dieser Siedlungsort für sie ideal. Es gab hier Wälder und viel Wasser. Wir haben Belege dafür, dass es hier damals viele Wasserquellen gab. Kurzum: Es war ein optimaler Standort für die Landwirtschaft. Deswegen haben sich alle Kulturen ab dem Neolithikum hier angesiedelt.“

Weitere Funde aus Slaný stammen aus dem 6. bis 8. Jahrhundert vor Christus, also aus der Hallstattkultur. Sie zählen zu den ältesten Belegen der Nutzung von Eisen auf tschechischem Gebiet. Entdeckt wurden aber auch jüngere Gegenstände, etwa aus der Zeit des größten Aufschwungs der Kelten in Böhmen in den ersten Jahrhunderten vor Christus.

Das Museum in Slaný plant eine Ausstellung der einzigartigen archäologischen Funde. Sie soll im Herbst dieses Jahres starten.

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