Václav-Havel-Sitzbank lädt in Prag zum Dialog ein
Es gibt viele Sitzbänke in Prag. Eine davon ist eine Sitzgruppe auf der Prager Kleinseite – sie erinnert seit der vergangenen Woche an den ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel, der 2011 verstorben ist.
„Ich habe mich bemüht, einen möglichst bescheidenen Entwurf vorzulegen. Denn Václav Havel zeichnete sich gerade durch seine außergewöhnliche Bescheidenheit aus und durch das Verständnis für das Leben. Er selbst hätte ein monumentales Denkmal abgelehnt.“
Initiiert wurde das Denkmal von der Václav-Havel-Bibliothek. Marta Smolíková leitet die Bibliothek, sie erläutert die Bedeutung des Objekts:„Es symbolisiert einen demokratischen Dialog. Denn Václav Havel hat immer unterstrichen, dass die Menschen miteinander reden sollten.“
Das ganze Projekt der Havel-Sitzgruppen entstand im Sommer vergangenen Jahres. Damals fand in der amerikanischen Hauptstadt Washington ein Festival statt, bei dem es um das Werk des Schriftstellers und späteren tschechoslowakischen beziehungsweise tschechischen Präsidenten ging. Anlässlich des Festivals wurde die erste Sitzgruppe auf dem Campus der dortigen Universität eingeweiht. Marta Smolíková:
„Schon damals war offensichtlich, dass die Sache vielen Menschen gefällt. Die Sitzecke wurde schnell belebt, Leute setzten sich oft dort hin, Studenten haben dort gelernt und gegessen. Sehr bald äußerte auch Dublin Interesse an einer solchen Installation. Die zweite Sitzgruppe wurde daher am Menschenrechtstag im Dezember vergangenen Jahres in der Nähe der St. Patrick´s Cathedral in Dublin installiert. Und die dritte schloss sich im Februar dieses Jahres in Barcelona an.“Nach Washington, Dublin und Barcelona hat nun auch Prag eine Havel-Bank. Marta Smolíková:
„Wir haben uns in Prag einen Ort gewünscht, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Es war uns klar, dass er im Stadtzentrum, in der Altstadt oder auf der Kleinseite liegen sollte, und nicht in einer abgelegenen Ecke in einem Park. Schließlich haben wir uns für den Malteser Platz entschieden. Dort stand bereits eine junge Linde. Es ist ein sehr ruhiger Ort, der aber sehr nah an den touristischen Zielen der Kleinseite liegt.“Die Václav-Havel-Bibliothek will ein weltweites Netz solcher Sitzgruppen entstehen lassen, betont Smolíková:
„Auch weitere interessierte Städte haben sich schon an uns gewandt. Die Vorbereitung bedeutet einen gewissen organisatorischen Aufwand und dauert eine bestimmte Zeit. Ich kann aber jetzt schon ankündigen, dass die nächste Sitzgruppe auf dem Campus der Südböhmischen Universität in Budweis installiert wird.“