"Verbotene Bücher, verbotene Themen" - Ausstellung über polnisch-tschechoslowakischen Dissidentenaustausch

Foto: Autorin
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Vor 25 Jahren wurde Solidarnosc, die erste freie Gewerkschaft im damaligen Ostblock gegründet - bereits lange vorher begann die Zusammenarbeit polnischer und tschechoslowakischer Dissidenten, an die das polnische Kulturinstitut Prag jetzt in einer Ausstellung erinnert. "Verbotene Bücher, verbotene Themen" - so der Titel der Schau, die noch bis Ende September zu besichtigen ist.

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Tschechisch-polnisches Stimmengewirr in der Galerie des polnischen Instituts in Prag. Was heute von vielen Tschechen und Polen als Sprachbarriere emfpunden wird, war damals, während des Kommunismus, Grundlage für eine enge Zusammenarbeit von Regimegegnern beider Länder - einer Zusammenarbeit, wie sie für zwei Länder des damaligen Ostblocks eine ziemliche Ausnahme war, meint Jiri Gruntorad, ehemaliger Dissident und einer der Organisatoren der Ausstellung:

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"Mir ist nicht bekannt, dass Dissidenten in anderen Ländern so eng zusammengearbeitet hätten. Ich denke, das lag zum einen an der verwandten Sprache, man konnte sich ohne Dolmetscher treffen. Außerdem gab es übereinstimmende Meinungen in vielen Punkten, die Tschechoslowakei und Polen hatten eine gemeinsame Geschichte - es gab also mehrere Faktoren."

Den Beginn dieser Zusammenarbeit datiert Gruntorad auf das Jahr 1968, das für die Tschechen geprägt war von der Niederschlagung der Reformbewegung des Prager Frühlings. Damals hätten Regimegegner aus beiden Ländern begonnen, sich regelmäßig an der tschechisch-polnischen Grenze zu treffen. Zeugnis von diesen Treffen legen zahlreiche Fotos ab, die gegenwärtig im polnischen Institut ausgestellt sind. Fotos, auf denen etwa Vaclav Havel mit den polnischen Regimegegnern Jacek Kuron oder Lech Walesa diskutiert. Alexander Vondra, ehemaliger Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 und nach der Wende u.a. tschechischer Botschafter in den USA, erinnert sich noch gut an die damaligen Zusammenkünfte mit den polnischen Freunden:

Vaclav Havel und Jacek Kuron,  foto: Autorin
"Ich erinnere mich an zwei Arten dieser Treffen. Einmal an die "Gipfeltreffen", die einmal jährlich stattfanden und an denen Repräsentanten unserer Charta 77 und Vertreter der Solidarnosc teilnahmen. Die wurden sehr konspirativ vorbereitet, damit die Polizei uns nicht auf die Spur kam, und waren immer sehr freundschaftlich. Die zweite Art von Treffen war der Austausch verbotener Bücher aus dem Samizdat. Das passierte etwa alle zwei Wochen. Dann schleppten jeweils zwei Tschechen und zwei Polen in Rucksäcken so 30-40 Kilo Bücher und Druckmaschinen an die tschechoslowakisch-polnische Grenze."

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Um sich eine Vorstellung zu machen, welche polnischen Autoren damals in tschechoslowakischen Selbstverlagen veröffentlicht wurden und umgekehrt, lohnt ein Besuch der Ausstellung im polnischen Kulturinstitut. Zu sehen sind dort beispielsweise tschechische Ausgaben von Czeslaw Milosz oder Karel Wojtyla, des späteren Papstes. Und umgekehrt Werke von Jaroslav Seifert oder Vaclav Havel auf Polnisch. Nicht zuletzt legt die Ausstellung Zeugnis darüber ab, auf welches solide Fundament die tschechisch-polnischen Beziehungen nach 1989 aufbauen konnten, meinen Alexander Vondra und Jiri Gruntorad.

www.polskyinstitut.cz.