Vergessene Veidls Oper "Die Kleinstädter" wurde in Prag aufgeführt
Eine bunte Auswahl der Bewohner von Krähwinkel, über ihre typisch kleinstädtischen Sorgen singend, konnte man am Donnerstagabend auf der Bühne des Prager Ständetheaters erleben. Aufgeführt wurde hier die Oper "Die Kleinstädter" von Theodor Veidl, einem fast in Vergessenheit geratenen sudetendeutschen Komponisten. Mehr von Martina Schneibergova.
Die Oper, die nun im Prager Ständetheater jedoch nur ein einziges Mal aufgeführt wurde, wurde in Zusammenarbeit mit dem Theater Regensburg einstudiert. Damit lebte das Musikwerk eines einst bekannten sudetendeutschen Komponisten wieder auf, der für seine Oper "Kranwit" 1929 mit dem tschechoslowakischen Staatspreis ausgezeichnet wurde. Vor allem auf Grund seiner Mitgliedschaft in einer Freimaurer-Loge musste Veidl seine Lehrtätigkeit an der Prager Universität auf Anordnung der Protektoratsverwaltung 1944 einstellen. Bei Kriegsende wurde er als Deutscher verhaftet. Er kam 1946 im Internierungslager Theresienstadt unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen ums Leben.
Veidls vierte Oper "Die Kleinstädter" entstand Mitte der 30er Jahre nach einem Libretto von Pavel Eisner, das wiederum auf dem satirischen Lustspiel "Die deutschen Kleinstädter" von August von Kotzebue basiert. An der Neuinszenierung der Oper beteiligte sich auch der Intendant des Prager Nationaltheaters Daniel Dvorak, der das Bühnenbild und die Kostüme entwarf. Die Wiederaufführung der in Vergessenheit geratenen Oper bedeutete nach Dvoraks Worten vor allem:
"Große Bemühungen vieler Menschen, vieler Experten. Denn von dieser Oper ist nur der Klavierauszug erhalten geblieben, da musste eine Neuinstrumentierung entstehen. Wir hatten auch keine Erfahrungen mit vergangenen Inszenierungen. Andererseits war es für uns eine große Freude, dass wir einem Komponisten auf die Bühne helfen konnten, der lange übersehen und fast vergessen wurde. Wir meinen, dass er einen wichtigen Platz im Opernschaffen des 20. Jahrhunderts einnimmt."Für die Neuinstrumentierung der Oper sorgte der Leiter des Sudetendeutschen Musikinstituts Widmar Hader gemeinsam mit dem Komponisten Andreas Wilscher. Die neuzeitige Premiere der Oper fand im November des vergangenen Jahres in Regensburg statt. Widmar Hader dazu:
"Der Riesenerfolg, der beispielsweise bei der Dortmunder Aufführung von 1936 war, hat sich jetzt praktisch wiederholt. Die hymnischen Kritiken von damals wiederholen sich jetzt. Es gibt überall nur gute Kritikern, und man sieht darin wirklich ein bedeutendes Werk."Am Vorabend der Prager Aufführung der Oper wurde vom Prager Sudetendeutschen Büro ein Seminar über Theodor Veidl und sein Werk veranstaltet. Den in Tschechien heute fast unbekannten Komponisten stellte Widmar Hader vor. Die tschechische Musikwissenschaftlerin Vlasta Reittererova befasste sich vor allem mit dem Libretto der Oper. Widmar Hader fragte ich nach einer musikalischen Charakteristik des Komponisten:
"Veidl hat einen äußerst originellen eigenen Stil entwickelt. Das ist nicht zu beschreiben, sondern man muss es selber hören, um dann festzustellen: Das hat eine eigene Handschrift, die großartig ist. Die einen sehen eine gewisse Nähe zu dem oder andere zu dem, aber letztlich kann man nicht sagen, dass er geschrieben hat wie irgendein anderer, sondern eben Veidl ist Veidl."
Auch in Prag haben Veidls Kleinstädter die Neugier der Opernfans erweckt und Beifall geerntet.