Vergiftungsserie: 18 Tote – Regierung verbietet harten Alkohol an Ständen
Auch am Donnerstag ist die Zahl der tschechischen Todesopfer gestiegen, die gepanschten Alkohol getrunken haben. Bis Mittag wurden 18 Opfer gemeldet. Die Regierung hat auf die außerordentliche Lage mit außerordentlichen Maßnahmen reagiert.
„Die Regierung hat einen Krisenstab gebildet. Das Gesundheitsministerium hat nun eine Weisung erlassen, auf deren Grundlage der Alkoholverkauf an Ständen verboten wurde. Zurzeit sind tausende von Polizisten, Zollbeamten, Kontrolleuren der Handelsinspektion, der Lebensmittelinspektion und des Gesundheitsamtes in Einsatz, die alles dafür tun, damit die Ursache der Methanolvergiftungen gefunden wird. In den jeweiligen Kreisen wurden Krisenstäbe gegründet. Alle Labore der Polizei, der Feuerwehr und der Gesundheitsämter stehen zur Verfügung.“
Premier Nečas forderte die Öffentlichkeit auf, sich verantwortungsvoll zu verhalten und:„Keinesfalls Alkohol unklarer Herkunft zu konsumieren und bei gesundheitlichen Problemen sofort den Arzt aufzusuchen.“
Gesundheitsminister Leoš Heger räumte ein, bei einer weiteren Verschlimmerung der Lage käme auch ein vorläufiges Verkaufsverbot harten Alkohols in allen Geschäften, Bars und Restaurants in Frage:
„Derzeit ist es nur der erste Schritt. Sollte die Zahl der Erkrankungen weiter steigen, müssen wir zu härteren Maßnahmen greifen und ein Verbot für alle Alkoholgetränke mit mehr als 30 Prozent Alkohol einführen. Dies würde sich auch auf klassische Geschäfte und Gaststätten beziehen.“Die Polizei ermittelt seit Mittwoch gegen einen Verdächtigen, der im ostmährischen Zlín gepanschten Alkohol verkauft haben soll. Auch sein Lieferant wurde verhaftet. Nähere Informationen dürfen jedoch aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht mitgeteilt werden, so ein Sprecher der Polizei.
In den Laboren der Feuerwehr wurden seit Mittwoch 57 verdächtige Alkoholproben überprüft. Mehr als die Hälfte soll durch Methanol kontaminiert sein. Es scheint allerdings, dass das Problem nicht nur ausgeschenkte Spirituosen betrifft. Zwei der Betroffenen behaupten nämlich, Alkohol aus einer Flasche getrunken zu haben.Auch die Europäische Union beginnt sich für den giftigen Alkohol auf dem tschechischen Markt zu interessieren. In Brüssel kommen am Donnerstagabend Experten zusammen, um sich von ihren Kollegen aus Tschechien und Polen informieren zu lassen.