Wie ein kleiner Krieg – Staatsanwaltschaft erhebt Anklage im Methanol-Skandal

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Der Skandal hatte auch international Wellen geschlagen: Im September 2012 war auf dem tschechischen Markt gepanschter Alkohol aufgetaucht. Er enthielt Methanol. Seitdem haben sich rund 120 Menschen an dem Schnaps vergiftet, 38 starben an den Folgen. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.

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Insgesamt 16 Monate haben die Ermittlungen gedauert. Ursprünglich sollte die Anklage bereits im Herbst vergangenen Jahres erhoben werden. Doch es kamen immer neue Umstände hinzu, so dass die Anklageschrift nun 31.000 Seiten hat. 29 Männer und zwei Frauen werden sich vor Gericht verantworten müssen, wie die zuständigen Anklagevertreter am Dienstag gegenüber den Medien sagten. Der Brünner Kreisstaatsanwalt Jan Sladký:

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„Gegen sieben Personen wurde wegen Gefährdung der Allgemeinheit in besonders schwerem Fall Anklage erhoben. Das bedeutet einen Strafsatz von zwölf bis 20 Jahre Freiheitsentzug, gegebenenfalls auch eine lebenslängliche Haft.“

Zu den sieben Personen gehören auch die beiden mutmaßlichen Alkoholmischer.

Roman Kafka  (Foto: ČTK)
Ausgangspunkt der Methanol-Affäre war ein Netz, über das in Tschechien schon vorher jahrelang Alkohol am Fiskus vorbei verkauft wurde. Beteiligte in Nordmähren hatten dann die Idee, die Spirituosen mit billigem Industriealkohol zu panschen. Als sie deswegen zu giftigem Methanol griffen und diesen in mehrere Tausend Liter Schnaps kippten, hätten sie sich der Folgen bewusst sein müssen, glauben die Ankläger. Staatsanwalt Roman Kafka aus Zlín:

„Die Gesamtmenge des Gemischs hätte bis zu 158.000 Menschen auf tschechischem Boden töten können. Dass die Folgen bedeutend geringer waren, liegt an dem gewaltigen Einsatz aller zuständigen Kräfte des Staates seit September 2012. Geholfen haben auch die Präventivmaßnahmen und die Umsicht der Verbraucher. Dennoch sind 38 Tote zu beklagen und 79 Menschen haben teils schwere gesundheitliche Schäden davongetragen.“

Jan Sladký  (Foto: ČTK)
Staatsanwalt Sladký formulierte wegen dieser Zahlen einen gewagten Vergleich:

„Die Folgen der Methanol-Affäre würde ich ohne Übertreibung mit denen eines lokalen kriegerischen Konfliktes vergleichen.“

Die Anklagevertreter haben auch die Opferzahlen ins Verhältnis gesetzt. So gab es bis zum Beginn der Affäre pro Jahr in Tschechien maximal zwei bis drei Fälle, in denen jemand wegen einer Methanol-Vergiftung in einem Krankenhaus behandelt werden musste. Die Ursache sei aber immer Schwarzbrennen für den eigenen Gebrauch gewesen, erläuterte Staatsanwalt Kafka.

Er stuft auch die Arbeit jener als gefährlich ein, die selbst nicht das tödliche Gemisch angefertigt haben, sondern es nur in den Umlauf brachten:

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„Alle haben in kleinerem oder größerem Maß, die meisten aber leider in riesigem Umfang mit Alkohol gehandelt, den sie sich strafwürdig aus nicht geprüften Quellen beschafft hatten. Viele verließen sich einfach darauf, dass der Alkohol nicht gesundheitsschädlich wäre. Aber dies haben sie auf keine Weise geprüft.“

Das Gerichtsverfahren gegen die Angeklagten soll voraussichtlich im März oder April eröffnet werden.