Verschwundenes Sudetenland - Fotoausstellung im Neustädter Rathaus eröffnet

In den Grenzregionen der Tschechischen Republik sind nach 1945 ungefähr 3000 Gemeinden, Gemeindeteile und Einzelhöfe untergegangen. Die deutsche Vergangenheit Böhmens sollte zusammen mit den böhmischen Deutschen so zu sagen abgeschoben werden. Am Dienstag wurde im Neustädter Rathaus in Prag eine Fotoausstellung mit dem Titel Verschwundenes Sudetenland eröffnet, die zur Diskussion über die Vertreibung der deutschen Bewohner nach dem Zweiten Weltkrieg und über die Beziehung der Tschechen zu der Landschaft beitragen soll. Die Ausstellung sowie vor der Eröffnung veranstaltetes Seminar wurden von der Bürgervereinigung Antikomplex vorbereitet. Martina Schneibergová fragte Matej Spurny, einen der Autoren, nach den Beweggründen für die Ausstellung:

"Erstens stammen wir - Mitglieder der Bürgerbewegung Antikomplex - fast alle ais den Grenzregionen. Natürlich haben wir uns wir die dortige Landschaft und Geschichte schon immer interessiert. Zweitens - wenn wir das Thema der Vertreibung oder der Benes-Dekrete irgendwie politisch und historisch betrachten wollten, haben wir immer auf Probleme gestoßen, weil diese Themen immer politisiert und dann von anderen demagogisch gegen uns missgebraucht. da haben wir uns gesagt, dass die Landschaft etwas ist, wozu alle oder alle, die Gefühle haben, eine Beziehung haben. Es besteht natürlich die Frage, was wir mit der Landschaft in den Grenzgebieten gemacht haben, nachdem wir die Deutschen vertrieben hatten. Falls wir wenig gemacht haben, falls sich vieles verändert hat, dann besteht die Frage, was wir machen sollen - und das ist die Frage dieser Ausstellung."

Haben Sie in dieser Landschaft Spuren nach den Deutschen gefunden?

"Natürlich - wenn man sich ein wenig auskennt, dann weiß man, welche Namen die Dörfer hatten, und dann kommt man dazu, dass es viele Namen in den alten Karten gibt, wo es heute keine Dörfer mehr gibt. Dann haben wir diese Spuren gesucht und sie auch wirklich gefunden. Wenn man durch die Grenzregionen nicht nur mit dem Auto fährt, sondern wenn man da läuft und bisschen schaut, dann fast auf jedem Schritt kommt man dazu, dass da irgendwelche Spuren von den Deutschen sind, und es gibt nur wenige Sachen, die heute im guten Zustand sind, es gibt kleine Kirchen, Kapellen, die repariert werden, aber es gibt leider viel mehr Spuren, die wirklich nur Spuren sind - nur etwas, was da geblieben ist und womit man nichts mehr gemacht hat und was langsam verfällt."

Mehr über die Ausstellung können Sie in der Sendereihe Begegnungen" am Donnerstag, dem 5. Dezember, oder auch auf der Adresse www.ceske-hory.cz/miksicek/zmizelesudety erfahren.