Vizeaußenminister Pojar: Sicherheitsproblematik wird unterschätzt

Tomas Pojar (links) und Roman Joch

Die knapp vor einem Monat in Prag getroffenen verschärften Sicherheitsmaßnahmen sollen nicht mehr so flächendeckend sein, sie bleiben aber aufrechterhalten. Darüber entschied der tschechische Sicherheitsrat am Dienstag. Die akute Gefahr eines Terrorangriffes, droht laut Premierminister Mirek Topolanek nicht mehr. Nicht konkrete Sicherheitsvorkehrungen, sondern allgemeine Aspekte des Kampfs gegen Terrorismus waren das Thema einer internationalen Konferenz, die vor kurzem im Prager Außenministerium stattfand. Mehr von Martina Schneibergova.

Tomas Pojar  (links) und Roman Joch
Das Motto der Konferenz lautete: "Fünf Jahre Krieg gegen Terrorismus". Initiator des internationalen Forums war das konservative tschechische think-tank, das Prager Bürgerinstitut. Der Politologe und Publizist Roman Joch machte darauf aufmerksam, dass man den Begriff "Krieg gegen Terrorismus" als eine Metapher betrachten sollte, denn der Terror und der Terrorismus seien nur eine Taktik. Gegen wen wurde und wird der Kampf also geführt und wer ist der Feind? Roman Joch:

"Es ist bestimmt nicht der Islam. Im Gegenteil: Millionen von Moslems sind unsere Verbündeten in diesem Kampf. Der Feind ist eine radikale Strömung innerhalb des Islams oder eher eine Gruppe von Menschen, die sich selbst für gute Moslems halten und der Meinung sind, dass sie die Angehörigen der westlichen Zivilisation töten sollen. Aus diesem Grund sind Millionen von weiteren Moslems, die dieser Meinung nicht zustimmen, unsere Verbündeten."

Roman Joch
Die Täter selbst, die Terrorangriffe planen, kann man Joch zufolge nicht einschüchtern. Aus dem Grund gehöre es, so der Publizist, zur Strategie des Kampfes gegen Terrorismus, diejenigen abzuschrecken, die man abschrecken kann. Dies seien oft zynische Herrscher von Regimes, die in der Vergangenheit verschiedene Terrororganisationen unterstützt hätten, meint Joch, denn:

"Diese Herrscher wollen im Unterschied zu den Tätern nicht in ihrem Kampf, den sie für richtig halten, sterben. Dies ist eine Tatsache, die man dafür nutzen kann, um sie von der Unterstützung von Terrororganisationen abzubringen."

Dem Publizisten zufolge ist es vor allem notwendig zu verhindern, dass die Terroristen noch vernichtendere Instrumente in die Hände bekommen als sie bereits besitzen. Dies sei eine Aufgabe auch für die Polizei und die Geheimdienste, hieß es auf der Konferenz. Vizeaußenminister Tomas Pojar bezeichnete Diskussionstreffen, wie diese Konferenz war, für besonders wichtig:

"Wir sind fest davon überzeugt, dass die gesamte Sicherheitsproblematik sowie die damit zusammenhängende Debatte bei uns unterschätzt wird. Gern möchten wir dazu beitragen, dass sie intensiver wird, und zwar nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in der Öffentlichkeit. Ich bin davon überzeugt, dass Europa seinen Selbsterhaltungstrieb verloren hat. Ich wäre nicht froh, wenn das auch hier passieren würde, wenn auch wir die Sicherheitsrisiken sowie das Engagement Tschechiens in den internationalen Militärmissionen unterschätzen würden. Und wenn wir sämtliche Drohungen nicht ernst nehmen würden."

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