Vom Waschbrett zur Vollautomatik: Geschichte der Waschtechnik im Museum in Svitavy

Foto: Autorin

Die Stadt Svitavy / Zwittau liegt an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren. In den 90er Jahren ist die Stadt plötzlich international bekannt geworden – als Geburtsort von Oskar Schindler, der unzählige Juden vor der Deportation gerettet hat. An den berühmten Zwittauer erinnert heute eine Dauerausstellung im Stadtmuseum, die wir Ihnen in einer Sondersendung am 8. Mai näher vorstellen werden. Das Zwittauer Museum kann sich jedoch noch mit einer weiteren einzigartigen Sammlung rühmen: Als einziges Museum in Tschechien dokumentiert es die Geschichte der Waschtechnik. Eine große Zahl von historischen Waschgeräten kann dabei nicht fehlen.

Das Museum in Svitavy ist verhältnismäßig neu. Es befindet sich in einer Villa, die an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts für den Zwittauer Bürgermeister und Industriellen Buldig erbaut wurde. Das Museum hat eine bewegte Geschichte, erzählt Museumsleiterin Blanka Čuhelová:

Museumsleiterin Blanka Čuhelová
„In den 60er Jahren wurde das ganze Haus vom Holzschwamm befallen und musste gründlich saniert werden. Die Sammlungen wurden in mehrere Museen der Region überführt. Das spielte sich in einer Zeit ab, wo die kommunistische Partei über alles entschied. Die Partei beschloss, dass die Sammlungen dem hiesigen Museum nicht mehr zurückgegeben werden und stattdessen hier ein Museum der Arbeiterbewegung und der kommunistischen Partei errichtet wird. Ähnliche Museen entstanden damals in allen Bezirksstädten. Svitavy kam damit um wertvolle Sammlungen und auch um das schöne Stadtmuseum.“

Das so genannte „Museum der Arbeiterbewegung“ war bis zur politischen Wende von 1989 in der Villa untergebracht. Danach hatte die Stadt auf einmal ein Problem: Es besaß ein Museum, jedoch eines ohne Sammlungen. Es habe damals Vorschläge gegeben, das Gebäude nur als Ausstellungsraum für kurzfristige Ausstellungen zu nutzen, erzählt die Museumsleiterin.

„Wir haben uns damals meiner Meinung nach zu Recht entschlossen, das Fortbestehen des Museums zu sichern. Es ist uns gelungen, einen Teil der Sammlungen, die über mehrere Regionalmuseen verstreut waren, nach Svitavy zurück zu bringen. Daher bekommen Sie heute beispielsweise eine große Sammlung von gemalten Schießscheiben aus dem 19. Jahrhundert sowie wertvolle Sammlungen von Kunstgewerbe und von ethnografischen Exponaten wieder zu sehen.“

Die Mitarbeiter des Museums beschlossen, sich auf das Alltagsleben des 20. Jahrhunderts zu konzentrieren. Denn diese Zeitepoche wird Blanka Čuhelová zufolge in den Museen oft gar nicht erwähnt. Unter den verschiedensten Gegenständen, die sie mit ihren Mitarbeitern in der Region zusammengetragen hat, waren auch drei historische Waschmaschinen aus Holz. Da sich kein Museum in Tschechien mit diesem Thema beschäftigt, entschieden sich die Museumsmitarbeiter 1994, die Geschichte der Waschtechnik in Tschechien zu dokumentieren:

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„Wir besitzen heute eine große Sammlung historischer Waschmaschinen, die in Tschechien einzigartig ist. Soviel ich weiß, gibt es eine vergleichbare Waschmaschinensammlung nur in Wien. Zurzeit hat das Museum etwa 150 verschiedene Waschmaschinen, beginnend von den einfachen mechanischen Geräten aus Holz über elektrische Maschinen bis hin zur ersten automatischen Waschmaschine tschechoslowakischer Herkunft.“

Welches der ausgestellten Exponate ist am wertvollsten? Dies sei, so die Museumsleiterin, schwer zu sagen. Beeindruckend seien die Maschinen aus Holz, die um die Jahrhundertwende hergestellt wurden. Blanka Čuhelová hat jedoch ein Lieblingsstück unter der gesamten Waschtechnik:

„Mir gefällt diese Waschmaschine mit Schleuder, die in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand. Sie wurde vom Betrieb ČKD Prag hergestellt. Nachdem man die Wäsche gewaschen hatte, hat man auf einfache Weise die Trommel gehoben und das Wasser floss herunter. Die Wäsche wurde geschleudert und dann im trockenen Zustand herausgenommen. Die Trommel wurde wieder gesenkt, und man konnte sogleich neue Wäsche waschen. Früher hat man mit einer Wasserfüllung mehrfach verschiedene Wäsche gewaschen. Das war meiner Meinung nach nicht schlecht, denn damit wurde die Umwelt geschont und man ist mit dem Wasser sparsam umgegangen.“

Große Aufmerksamkeit unter den Besuchern weckt noch ein anderes historisches Exemplar. Es ist eine bereits automatische Waschmaschine, die jedoch ausnahmsweise nicht in Böhmen, sondern in den USA hergestellt wurde.

„Die automatische Waschmaschine der Marke Bendix stammt aus dem Jahr 1948. Damals wurden in der Tschechoslowakei noch keine automatischen Waschmaschinen produziert. Das Museum bekam die Maschine von einer Prager Familie, die sich seinerzeit die moderne Waschtechnik aus den USA zuschicken ließ.“

Im Stadtmuseum von Svitavy kann man aber nicht nur historische Waschmaschinen bewundern, sondern nahezu alles, was mit der Waschtechnik zusammenhängt. Die Museumsleiterin:

„Wir besitzen eine Sammlung von Waschbrettern, darunter sind Waschrumpel aus Holz, Metall oder Glas. Ausgestellt sind zudem einige Waschglocken. Diese wurden Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Besonders erwähnenswert ist, dass auf der Basis des Waschbrett-Prinzips und der Funktionsweise der Waschglocke die ersten Waschmaschinen konstruiert wurden.“

In der Ausstellung kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie einst unsere Großmütter Wäsche gewaschen haben: Die Wäsche wurde am Bachufer auf einen nassen Stein gelegt und mit eine, Wäscheschleger, den man im Tschechischen „tlouk“ nennt, buchstäblich sauber geschlagen.

Das Stadtmuseum in Svitavy befindet sich in der Mácha-Allee, nicht weit vom Bahnhof entfernt. Geöffnet ist das Museum von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 17 Uhr, am Samstag von 9 bis 13 Uhr und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr.

Fotos: Autorin

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