Von der Spitze bis ins Gefängnis: Ex-Politiker Feri wegen sexueller Gewalt an Frauen verurteilt

Dominik Feri vor dem Bezirksgericht Prag

Er wurde 2017 zum jüngsten Abgeordneten des tschechischen Parlaments gewählt und war ein politischer Star besonders für junge Menschen. Nun muss Dominik Feri wegen Vergewaltigung ins Gefängnis.

Schuldig. So lautet das Urteil, das vom Amtsgericht im dritten Prager Stadtbezirk am Donnerstag gefällt wurde. Vor Gericht stand der ehemalige Abgeordnete für die Partei Top 09, Dominik Feri. Dem 27-Jährigen wurde Vergewaltigung in zwei Fällen sowie versuchte Vergewaltigung in einem Fall vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren. Das Gericht befand Feri in allen Anklagepunkten für schuldig. Die Richterin Lenka Hájková:

„Das Gericht betrachtet als bewiesen, dass der Angeklagte an allen drei Opfern sexuelle Gewalt verübt hat. Die Frauen haben den beschriebenen Aktivitäten nicht zugestimmt, im Gegenteil, diese waren für sie unangenehm, gefielen ihnen nicht und wurden von ihnen abgelehnt.“

Im Jahr 2016 soll Feri in seiner Wohnung ein 17-jähriges Mädchen durch einen Getränkemix gefügig gemacht und vergewaltigt haben. Auch die zweite Vergewaltigung soll sich in seiner Wohnung abgespielt haben. Im dritten Fall ging es 2018 um den Vergewaltigungsversuch einer damaligen Praktikantin im Abgeordnetenhaus. Der Richterin zufolge hat Feri unter anderem die Tatsache belastet, dass er bei den Aussagen der betroffenen Frauen vor Gericht laut gelacht habe. Und des Weiteren:

„Dem Angeklagten kommt auch nicht zu Gute, dass er die Tat als junger Politiker begangen hat, zu dem die Opfer aufschauten und dem sie vertrauten.“

Dominik Feri | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Dominik Feri wurde zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Zudem muss er eine Entschädigung an die drei Frauen zahlen. Seine Verteidiger kündigten sofort an, in Berufung zu gehen. Feri weist nach wie vor alle Vorwürfe von sich. Nach dem Urteil sagte er:

„Ich habe tatsächlich keine Zweifel an meiner Unschuld gehabt. Es ist für mich eine große Enttäuschung, dass ich für Taten verurteilt wurde, die nicht geschehen sind. Es ist sehr schwierig, dies zu hören.“

Vor Gericht verhandelt wurden drei Fälle, aber Vorwürfe sexuellen Drucks oder sexueller Gewalt haben noch mehr Frauen gegen Dominik Feri erhoben. Ihre Aussagen wurden im Frühjahr 2021 von der Tageszeitung Deník N und dem Internetportal Alarm.cz veröffentlicht. Der Politiker zog sich danach aus dem öffentlichen Leben zurück.

Durch die Causa hat sich hierzulande mehr Aufmerksamkeit auf die Problematik sexueller Gewalt gerichtet. Das Justizministerium arbeitet derzeit an einer Gesetzesnovelle, die den Straftatbestand der Vergewaltigung neu definieren soll. Laut dem Richter des Kreisgerichts in České Budějovice / Budweis, Ondřej Kubů, ist die Justizpraxis bereits weiter fortgeschritten. 2021 habe der Oberste Gerichtshof mehrere wichtige Beschlüsse getroffen, sagte Kubů gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„In einem davon wurde etwa die Wehrlosigkeit des Opfers auf Grund niedrigen Alters definiert. Der Oberste Gerichtshof verwies zudem darauf, dass das Opfer in Schockstarre geraten könne. In einem anderen Fall verwies der Oberste Gerichtshof auf die Möglichkeit sozusagen eines Einfrierens des Opfers. Es wurde festgestellt, dass die Missbilligung des Geschlechtsverkehrs auch nur etwa durch eine ablehnende Körperhaltung zum Ausdruck gebracht werden kann.“

Klára Kocmanová | Foto: Tschechische Piratenpartei,  Flickr

In der Problematik engagiert sich seit Langem auch die Abgeordnete der Piratenpartei, Klára Kocmanová. Sie sagt, dass die Berichterstattung in den Medien zu bekannten Gerichtsfällen die Wahrnehmung sexueller Gewalt in der Gesellschaft verändert habe:

„Amnesty International führt dazu regelmäßig Meinungsforschungen durch. Diesen Analysen zufolge waren früher rund 60 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Opfer selbst an einer Vergewaltigung schuld sei, etwa aufgrund von Betrunkenheit oder aufreizender Kleidung. In der letzten Umfrage vom Dezember vergangenen Jahres äußerten sich in diesem Sinne nur noch 40 Prozent.“