Von Telemann bis Charpentier: Sommerfest der Alten Musik in Prag
Viele etablierte Festivals sind für diesen Sommer abgesagt worden. Eines der wenigen, das tatsächlich auch stattfindet, ist das „Sommerfest der Alten Musik“ in Prag.
Insgesamt sieben Konzerte sind geplant. Sie verteilen sich vom 23. Juli bis hinein in den September. Das ist gut einen Monat länger als normal. Den Auftakt macht am Donnerstag ein Konzert in der Kirche der Jungfrau Maria bei den Slawen, die zum Emmauskloster in der Prager Neustadt gehört.
„Bei dem Konzert spielen nicht nur tschechische Musiker, sondern auch französische und argentinische. Es sind ausländische Künstler, die in Prag leben. Die Besetzung ist also international. Und zu hören ist eine eher seltene Kombination von Männerstimmen“, so die Gründerin und Hauptdramaturgin des Festivals, Jana Semerádová.
Die Musik, die am Donnerstag erklingt, stammt vom französischen Barockkomponisten Marc-Antoine Charpentier.
Das Programm des Sommerfests musste allerdings wegen der Coronakrise abgeändert werden. Festivaldirektorin Josefina Knoblochová:
„Bei den Konzerten treten mehr tschechische Künstler auf als sonst, wir haben sie um eine Musikauswahl speziell für uns gebeten. Der Vorteil ist, dass nun die Besetzung des Festivals ganz anders ist als normalerweise.“
Dennoch finde auch der eine oder andere Interpret aus dem Ausland den Weg nach Prag, ergänzt Hauptdramaturgin Semerádová:
„Wir konnten einige Konzerte in den September verlegen, also in den erhofften Altweibersommer. Da kann man dann das deutsche Ensemble NeoBarock hören sowie den phantastischen polnischen Gambisten Krzysztof Firlus.“
Am kommenden Montag geht es aber erst einmal weiter mit dem zweiten Konzert. Es heißt „Die Rose von Paris“ und wird im Freien aufgeführt. Konkret im Park des Schlosses Troja.
„Bei der ‚Rose von Paris‘ erklingen Telemanns Quartette, die der Komponist für seine Pariser Kollegen bei einem Besuch in der Stadt komponiert hat. Sie spielten gemeinsam die Stücke und genossen die Schönheit der Musik, die Telemann im französischen Stil verfasst hat – also mit Tanzrhythmen und zugleich italienischer Virtuosität“, so Semerádová.
Die Festivaldramaturgin wird selbst auch bei dem Konzert zu hören sein, und zwar an der Querflöte.
Am 30. Juli tritt die Sopranistin Hana Blažíková auf. Sie spielt bei ihrem Konzert in der Kirche St. Martin in der Mauer auch Romanische Harfe. Und am 6. August kann man sie noch einmal erleben, zusammen mit dem Collegium Marianum, dem Residenzorchester des Festivals. Dazu Josefina Knoblochová:
„Als Star des Abends intoniert die Sopranistin Hana Blažíková eine Auswahl aus der ‚Böhmischen Marienmusik‘, dem Gesangsbuch von Adam Michna z Otradovic. Diese Musik zeichnet sich durch ihre wunderbare Poesie aus. Dazu kommen Kompositionen von Michnas italienischen Zeitgenossen.“
Den Abschluss des „Sommerfests der Alten Musik“ bildet der Auftritt des Ensembles NeoBarock aus Köln. Das Konzert ist betitelt mit „Pallas nordica“ – in Anspielung auf eine Femme fatale des Barock: Königin Christina von Schweden. Denn gespielt wird Musik, die unterschiedliche Komponisten im 17. Jahrhundert für die Regentin verfasst haben. Die Auswahl reicht von Alessandro Scarlattit bis zum eher unbekannten Johann Schop aus Hamburg, dessen Stücke jedoch bei der Feier zum Westfälischen Frieden 1648 gespielt wurden. Das ist dann zu hören am 7. September im wunderschönen Konzertsaal des Schlosses Troja.
Mehr Informationen zum „Sommerfest der Alten Musik“ bietet die Website www.letnislavnosti.cz. Dort kann man sich auch auf Englisch informieren.