Barocktanz, Chalumeau und Carillon: Prager Sommerfestival der alten Musik beginnt
Im Sommer finden in ganz Tschechien verschiedene Musikfestspiele und Theaterfestivals statt, von denen einige inzwischen schon Bestandteil des gesamteuropäischen Kulturangebots während der Sommersaison geworden sind. Eines dieser Festivals, an dem jedes Jahr zahlreiche hervorragende ausländische Musiker teilnehmen, wird am Donnerstag in Prag eröffnet. Daniel Kortschak sprach über das bevorstehende Sommerfestival der alten Musik mit Martina Schneibergová.
Martina, worauf konzentriert sich dieses Festival, beziehungsweise worin ist es einzigartig?
„Während des Festivals erklingt historische Musik verschiedener Stile, vor allem aber Barockmusik. Das Festival hat eine sehr durchdachte Dramaturgie, oft werden im Festivalrahmen Werke aufgeführt, die in Archiven gefunden wurden, von Komponisten, die man heutzutage fast nicht mehr kenn. Ein großer Vorteil dieses Musikfestes ist eine enge Verbindung der Musik mit der entsprechenden Architektur. Und nicht zuletzt spielen die Musiker spielen auf historischen Instrumenten oder auf nachgemachten Instrumenten. Neben Konzerten gibt es jedes Jahr auch Theater- und Tanzvorstellungen.“
Wie ist dieses Festival entstanden, und was steht dieses Jahr beispielsweise auf dem Programm?
„Das Festival findet dieses Jahr zum 9. Mal statt. Es wurde vom Prager Musik- und Tanzensemble Collegium Marianum gegründet, das sich auf die historische Aufführungspraxis spezialisiert. Dieses Jahr dominiert zuerst die französische Musik: Eröffnet wird das Festival im Schloss Troja mit einem Konzert des französischen Ensembles Stradivaria. Hochinteressant ist das tschechisch-französisches Projekt mit dem Titel „Das Reisebuch eines Tanzmeisters“, an dem sich die aus Österreich stammende Choreografin Gudrun Skamletz beteiligt. Sie befasst sich mit Barocktanz 13 Jahre lang. Über die Entstehung der Vorstellung sagte sie:
„Wir haben die Idee gehabt, diese Reise als ein Symbol zu nutzen – ein Symbol der Bereicherung in der Gestik, der Art des Lebens und des Fortschritts, den eine Tänzerin machen kann, indem sie andere Kulturen und andere Arten, die Musik zu hören kennen lernt. Dadurch, dass man immer weiter fortschreitet, werden die Dinge immer essentieller, “ sagt Gudrun Skamletz.
Wird neben der Tanzvorstellung auch ein Theaterstück aufgeführt?
„Ja, die französische Theatergesellschaft „La Fabrique à theâtre“ wird Molierès Stück „Der Arzt wider willen“ in der Staatsoper spielen - mit Barocktechnik, Kerzenbeleuchtung, in den Barockkulissen.“
Es war über historische Musikinstrumente die Rede. Kann man auch spezielle Musikinstrumente während des diesjährigen Festivals hören, die sonst kaum zu hören sind?
„In einem Konzert wird sich der niederländische Organist und Carilloneur Boudewijn Zwart vorstellen. Neben dem Carillon-dem Glockenspiel in der Loretto-Kirche auf dem Prager Hradschin wird er Orgel spielen. Zudem bringt er ein mobiles Carillon mit, mit dem er noch in einigen weiteren tschechischen Städten auftreten wird. Beim Konzert mit dem Titel ´Triumph der Klarinette´ wird das Musikinstrument Chalumeau erklingen. Christian Leitherer wird neben Chalumeau auch die Barockklarinette spielen.“
In welchen Konzertsälen finden die Konzerte statt?
„Neben dem erwähnten Schloss Troja und der Loretto-Kirche, finden die Konzerte im Kloster Brevnov, Kloster Strahov, im Lustschloss Hvězda, auf dem Vysehrad und im Repräsentationshaus statt. Das österreichische Ensemble ´moderntimes_1800´ wird sich mit einem Konzert im Schloss Dobříš unweit von Prag vorstellen. Das Festival dauert bis 17. August.“