Wallfahrtskirche der Maria vom Siege am Weißen Berg
Am westlichen Stadtrand von Prag direkt bei der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 22 befindet sich die Wallfahrtskirche der Maria vom Siege. Sie liegt nicht weit entfernt von einem historischen Ort, an dem sich 1620 die erste entscheidende Schlacht des Dreißigjährigen Krieges – die Schlacht am Weißen Berg – abspielte. Von außen sind nur die Türme und Kuppeln zu sehen. Durch das Portal kommt man zur Kirche mit einem Umgang mit offenen Eckkapellen. Seit einigen Jahren kümmern sich die Benediktinerinnen um die Wallfahrtsstätte. Über die Geschichte des Ortes sprach Radio Prag mit Schwester Francesca.
„Das Areal auf dem Weißen Berg ist ein Marien-Wallfahrtsort, der am Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Der eigentliche Grund war aber die Schlacht am Weißen Berg, die am 8. November 1620 stattgefunden hat. Interessant ist, warum ein schöner Wallfahrtsort an einem Platz der Schlacht errichtet wurde: Es ging damals um die Entscheidung, ob Böhmische Länder evangelische beziehungsweise nichtkatholische Konfessionen als Hauptkonfession haben werden. Zu der Zeit waren etwa 75 Prozent der Bevölkerung nicht katholisch. Oder aber ob sie wieder rekatholisiert werden, weil die Länder damals zu der Habsburger Dynastie gehörten. Diese war katholisch, und hat sich sehr viel Mühe gegeben, dass ihre Länder und Untertanten alle katholisch sind. Prag war der symbolische Ort für die Entscheidung: Entweder mussten – nennen wir sie Mal die Protestanten - die Böhmischen Stände - das katholische Wien einnehmen, oder das katholische kaiserliche Heer musste Prag, beziehungsweise die Stände, besiegen. Und so ist es auch geschehen. Das interessante an dieser Schlacht war, dass sie extrem schnell verlaufen ist, etwa in zwei bis drei Stunden, obwohl hier um die 50 000 Soldaten waren. Ebenfalls interessant ist, wie klar der Sieg der katholischen Seite war. Das hat alle überrascht, da das katholische Heer nicht so gut gerüstet war. Die protestantischen Soldaten kamen früher, sie hatten mehr Zeit, sich vorzubereiten. Trotzdem haben die Katholiken gewonnen. Das wurde dann natürlich damals als ein Wunder angesehen und der Hilfe Mutter Gottes Maria zugeschrieben. So entstand der Wunsch, einen Wallfahrtsort zu ihren Ehren zu errichten.“
Gab es hier vorher schon eine kleine Kirche oder etwas Ähnliches?
„Vor der Schlacht gab es hier nichts. Aber es wird erzählt, dass hier auf dem Weißen Berg schon Karl IV. beim Reiten in die Stadt vom Pferd gestiegen ist und von hier aus zur Prager Burg und zur Kathedrale gepilgert ist. Daher war das schon ein wichtiger Ort, aber es stand hier kein Gebäude und direkt nach der Schlacht ist hier nur eine Minikapelle entstanden. Diese ist aber in der darauffolgenden Zeit fast vollständig zerstört worden, da der Krieg weiterging. Einige Reste sind erhalten geblieben, die ein Maurer, vermutlich aus Bayern oder Südtirol, hier vorgefunden hat. Er hat sich entschieden, da er ein Versprechen gegenüber dem heiligen Wenzel gemacht hat, deswegen nach Prag zu ziehen und wollte hier dem Wenzel eine Kapelle bauen. Daraufhin hat er diese kleine, heruntergekommene Kapelle renoviert und vergrößert. Später kamen andere Leute aus Prag, die sich ebenfalls dafür interessiert haben. Schließlich war auch bald schon das 100-jährige Jubiläum der Schlacht. Es wurde Geld gesammelt und eine marianische Bruderschaft gegründet, die sich sowohl finanziell, als auch geistlich um den Ort kümmern sollte. Die haben immer mehr zusammen getragen, und so konnte dieses schöne Areal, mit allem, was hier ist, mit der Kirche und den zwei dazugehörigen Kapellen errichtet, mit dem ganzen Umgang, in dem die Pilger schlafen, oder sich vor Regen schützen konnten. Im Umgang gab es in jeder Ecke noch eine Eckkapelle, weil sehr viele Pilger gekommen sind und es scheint, dass die Kirche und das ganze Areal sehr belebt war und man hier sehr viele Menschen aufnehmen musste.“Seit wann sind die Benediktinerinnen hier?
„Wir sind hier eigentlich erst seit 2007, also erst seit ein paar Jahren. Das ist aber so entstanden, dass das ganze Areal den Benediktinern von Břevnov gehört. Zu den Benediktinern ist es aber erst im 18. Jahrhundert gekommen, weil es schon immer ein Wallfahrtsort und kein Kloster war. Aber Josef II. hat sehr rigoros viele geistliche Orte als unnötig angesehen und dachte, man könnte praktischeres daraus machen. Er hat das Gebiet als Wallfahrtsort aufgehoben und verkauft. Auf der Burg gab es aber einen Priester, einen Domkapitelvikar, dem das sehr am Herzen lag. Wir wissen nicht genau, warum, aber er hat den Ort gekauft, was viel gekostet hat. Er hat auch alle Ausstattungen, die in umliegende Kirchen verkauft wurden, zurückgekauft und von seinem eigenen Geld sogar renoviert. Das Ganze hat er dann den Benediktinern geschenkt. Dazwischen war das hier auch mal ein Pferdestall oder ähnliches und wurde gar nicht als geistlicher Ort genutzt. Aber scheinbar hat der Ort so eine Ausstrahlung und so einen Charme, dass es den Menschen wichtig war, den Wallfahrtsort wieder ins Leben zu rufen. Zum Glück war nicht so viel Zeit vergangen, so dass man den Ort retten konnte.“