Weißrussen demonstrieren in Prag gegen Lukaschenko

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Überraschend ist es nicht: Der autoritär regierende weißrussische Herrscher Alexander Lukaschenko wurde am Sonntag als Staatsoberhaupt wiedergewählt. Der Kandidat der Opposition Alexander Milinkewitsch bezeichnete die Wahl als eine Farce. Für freie Wahlen in Weißrussland demonstrierten Tausende von Regimegegnern am Sonntag in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Auch in Prag fanden am selben Tag zwei Demonstrationen gegen das Lukaschenko-Regime statt. Eine davon wurde von den weißrussischen Studenten organisiert. Martina Schneibergova fasst zusammen.

Alexander Lukaschenko  (Foto: CTK)
"Wir bemühen uns etwas zu unternehmen, wir wollen nicht schweigen, wir wollen uns äußern...", hieß es auf einer Protestversammlung, die von den weißrussischen Studenten am Sonntag auf den Prager Wenzelsplatz einberufen wurde. Die etwa achtzig Demonstranten wollten vor allem die Europäische Union darauf aufmerksam machen, was sich in Weißrussland abspielt. Die Studenten erinnerten daran, dass Lukaschenko mit Druck und Einschüchterung versucht, sein totalitäres Regime aufrechtzuerhalten. Vor den Präsidentschaftswahlen hat sich die Lage zugespitzt, sagt einer der Weißrussen, der an der Prager Wirtschaftsuniversität studiert:

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"Es wird immer schlimmer. Siebzig Menschen vom Wahlstab der Opposition wurden eingesperrt. Lukaschenko hat damit gedroht, dass alle ins Gefängnis geschickt werden und sogar zum Tod verurteilt werden können, wenn sie auf die Straße gehen, um gegen das Regime zu kämpfen."

Die Studenten verlangten in ihrer auf der Demo in Prag vorgelesenen Erklärung unter anderem, dass die Wahlkommission abberufen und die politischen Gefangenen freigelassen werden. Die Präsidentschaftswahl bezeichneten sie als ungerecht und gefälscht. Der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel hatte erst vor kurzem erklärt, Westeuropa solle die weißrussische Opposition stärker unterstützen. Dieser Meinung stimmten auch die weißrussischen Demonstranten in Prag zu. Einer der Studenten, gefragt nach seinen konkreten Vorschlägen, sagte gegenüber Radio Prag:

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"Ich möchte, dass der Westen wenigstens etwas tut. Ich weiß, dass geredet wird, aber es wird nichts gemacht. Die EU sowie andere Länder haben Einfluss auf Russland, von dem unser Land abhängig ist. Die EU sollte deswegen Druck auf Russland ausüben. Ich meine aber, dass ihr die Lage in Weißrussland gleichgültig ist. Russland unterstützt Lukaschenko, und kein EU-Staat macht etwas dagegen. Denn Russland ist ein starker Partner auf dem internationalen Markt."

Die Studenten, die nach Tschechien kommen, stammen meistens von Hochschulen, die vom Lukaschenko-Regime geschlossen wurden, einige von ihnen wurden vom Studium in ihrer Heimat ausgeschlossen. Eine der weißrussischen Studentinnen sagte, sie hält die Protestdemos für wichtig:

"Ich habe im Internet gelesen, dass Lukaschenko Angst vor der Solidarität seiner Gegner hat. Auch wenn die Demos in Minsk unterdrückt werden, finden ähnliche Protestdemos in Polen, in der Ukraine, in Litauen und in Lettland statt. Sie informieren die Öffentlichkeit im Ausland über das wirkliche Geschehen in Weißrussland. Wir bringen jetzt unsere Solidarität mit den Protestierenden in unserem Land zum Ausdruck und vielleicht tragen wir zu einem schnelleren Zusammenbruch des Lukaschenko-Regimes bei. Das hoffe ich."