Weniger heizen, kürzer duschen: Haushalte in Tschechien versuchen zu sparen
Die Menschen in Tschechien versuchen, mehr Energie zu sparen. Zu diesem Ergebnis ist das Projekt „Česko 2022: Život k nezaplacení“ (Tschechien 2022: Unbezahlbares Leben) gekommen, das der Tschechische Rundfunk gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut PAQ Research durchführt.
Beim Heizen sparen, das will etwa auch Ondřej Teplý aus Pardubice / Pardubitz: „Wenn wir morgens aufwachen, sind hier 18 Grad“, sagt der Familienvater in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Im Rahmen des Langzeitprojekts werden 1600 Haushalte zu ihrem Umgang mit den steigenden Kosten befragt. Bei der Studie sei nun herausgekommen, dass derzeit mehr tschechische Haushalte als früher Energie sparen wollten, sagt der Soziologe Daniel Prokop von PAQ Research:
„Jetzt, zu Beginn der Heizsaison, planen ungefähr 55 Prozent der Haushalte, weniger zu heizen. Im vergangenen Winter waren es hingegen nur 40 Prozent. Ganz offensichtlich bemühen sich nun also mehr Menschen, bei den Energiekosten zu sparen.“
Laut der Studie beheizt derzeit ein Drittel der tschechischen Haushalte nur einen Teil ihres Hauses oder ihrer Wohnung. Unter anderem würden auch Studierende mehr sparen. Daniel Prokop zufolge können aber nicht alle die gleichen Einsparungen erzielen:
„Wenn man in einem großen Haus weniger heizt, hat das einen großen Effekt. Wenn man aber in einer kleinen Wohnung lebt, bringt das nicht so viel. Maßnahmen ergreift daher vor allem jener Teil der Bevölkerung, der in großen Wohnungen lebt und keine gesundheitlichen Einschränkungen hat.“
Folgt man der Analyse investieren auch mehr Menschen in Präventivmaßnahmen wie etwa die Isolierung von Fenstern oder Dächern. Im Januar 2022 waren das noch fünf Prozent der Befragten, im September schon acht.
Die Einsparungen, sie scheinen teilweise Erfolg zu haben. Das Unternehmen EG.D versorgt vor allem in Südböhmen Haushalte mit Gas. Roman Šperňák ist Sprecher der Firma. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:
„Im Netzgebiet von EG.D haben wir von Januar bis September dieses Jahres einen deutlichen Rückgang des Erdgasverbrauchs registriert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt der Verbrauch bei 86,7 Prozent.“
Dass die Einsparungen nicht höher liegen, daran sind wohl auch die vergleichsweise niedrigen Außentemperaturen im vergangenen Monat schuld. Roman Šperňák berichtet:
„Der Erdgasverbrauch bei EG.D lag im September bei 99 Prozent des vergangenen Jahres und 104,4 Prozent des Jahres 2020. Das hängt vermutlich mit dem kälteren Wetter zusammen, denn die Durchschnittstemperatur im September war die geringste der vergangenen vier Jahre.“
Bei anderen tschechischen Netzbetreibern wie GasNet konnte zudem in diesem Jahr bisher kein spürbarer Rückgang des Gasverbrauchs festgestellt werden.
Auch der Stromverbrauch geht nicht sonderlich zurück, obwohl zumindest ein Trend eingesetzt hat – vor allem bei den Haushalten. Darüber informierte ein für das Stromnetz zuständiges Tochterunternehmen des tschechischen Energiekonzerns ČEZ.
Daniel Prokop zufolge besteht so in einigen Bereichen noch Aufholbedarf: „Die Bemühungen, energieeffizienter zu leben, haben im Vergleich zum Beginn des Jahres stark zugenommen. Aber nicht alle machen mit. Beispielsweise versuchen nur 15 Prozent der Befragten, ihre Wassertemperatur zu senken. Viele Abnehmer unterschätzen den dadurch zu erzielenden Effekt.“
Doch bei Familie Teplý sei das nicht so, meint der Familienvater: „Wir haben das Duschen eingeschränkt. Unsere heranwachsenden Kinder drängen wir, kürzer zu duschen“, sagt Ondřej Teplý.