„Wie im Krieg“ – gefährliches Munitionslager beschäftigt weiter Regierung

Foto: ČTK

Rund 7000 Tonnen Munition sind in einem großen Lager mit mehreren Gebäuden in Ostmähren gelagert. Im Oktober explodierte eine der Lagerhallen, die an eine Privatfirma vermietet war. Zwei Arbeiter kamen dabei ums Leben. Da das Areal dem Verteidigungsministerium gehört, wurde die Angelegenheit zu einem Thema für das Regierungskabinett. Doch das gefährliche Material kann immer noch nicht aus dem Lager abtransportiert werden, dies haben in der vergangenen Woche erneute Explosionen vereitelt. Wieder mussten die Einwohner naher Gemeinden in Sicherheit gebracht werden. Was soll nun geschehen?

Munitionslager in Vrbětice  (Foto: ČTK)
Es waren unter anderem Schrapnelle, die mit einem typischen Pfeifen am Mittwoch vergangener Woche in dem problematischen Munitionslager in die Luft flogen. Wie schon Ende Oktober mussten fast 1500 Menschen aus den umliegenden Gemeinden ihre Sachen packen. Wer keine Verwandten oder Bekannte hatte, zu denen er gehen konnte, wurde in ein Hotel oder eine Pension gebracht. Am Freitag kehrten die meisten Evakuierten zurück. Als die Menschen kaum sechs Stunden zu Hause waren, wurden sie in der Nacht auf Samstag erneut in Sicherheit gebracht. Bei den Älteren wurden dadurch Erinnerungen wach, wie bei diesem Bewohner von Haluzice:

„Das ist schlimm, ich bin 80 Jahre alt. So etwas Grauenhaftes habe ich nur im Krieg erlebt.“

Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Die Menschen in den Anrainergemeinden sind mürbe. Auch um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine gelassen werden, tagte am Samstag der Sicherheitsrat des Landes vor Ort - inklusive Premier, Innen- und Verteidigungsminister. Doch die Regierung kann derzeit die Lage nur beobachten lassen. Premier Bohuslav Sobotka:

„Die Regierung wird aber nicht ihr Vorhaben aufgeben, die Munition in Zukunft aus dem Lager fortzuschaffen. Wegen der Ereignisse unter der Woche dort wurden die Vorbereitungen für den Abtransport indes gestoppt. Sie werden wieder aufgenommen, wenn es die Sicherheitslage auf dem Areal zulässt.“

Foto: ČTK
Das Areal ist über 300 Hektar groß und gehört dem Verteidigungsministerium. Doch die Munition haben dort mehrere Privatfirmen eingelagert, gegen einen Mietpreis. Im Lager einer der Firmen kam es eben Mitte Oktober zu einer gewaltigen Explosion, bei der zwei Menschen starben. Aber auch in den anschließenden Wochen folgten weitere Detonationen. Erst Ende November schien die Explosionsgefahr gebannt. Als der Abtransport der Munition beginnen sollte, kam es jedoch erneut zu Explosionen. Regierungsmitglieder glauben, dass jemand diese absichtlich herbeigeführt hat. Die Polizei ermittelt bereits. Deswegen beschloss das Kabinett am Montag, insgesamt 350 Soldaten zum Schutz des Munitionslagers abzustellen. Innenminister Milan Chovanec sprach im Tschechischen Fernsehen über die Gefahr, die von dem Lager ausgeht:

Milan Chovanec  (Foto: ČTK)
„Dort wird es auch noch viele Monate oder vielleicht sogar Jahre gefährlich bleiben. Zunächst muss ganz einfach die Munition vom Areal weggeschafft werden. Das ist aber nur möglich, wenn die Detonationen aufhören. Wir werden im Laufe von einer Woche beurteilen, ob die Lage bereits einen Abtransport erlaubt. Die Firmen, die ihre Munition dort lagern, sind bereit, diese abtransportieren zu lassen. Wir werden jede Kiste einzeln kontrollieren. Der Abtransport soll dann von der Polizei und dem Feuerwehrkorps der Armee gesichert werden, damit dies geordnet geschieht.“

Doch mit dem Abtransport ist es nicht getan. Denn mittlerweile ist das Gelände mit Schadstoffen verseucht. Innenminister Chovanec rechnet daher mit weiteren zwei Jahren für die Dekontaminierung.