Wie Petr Pavel eine Rettungsaktion für französische Soldaten im ehemaligen Jugoslawien leitete

Tschechoslowakischer UNPROFOR-Stützpunkt in Jugoslawien, 1993

Der neue tschechische Staatspräsident Petr Pavel leitete vor 30 Jahren eine Rettungsaktion der UN-Friedenstruppen im ehemaligen Jugoslawien (Unprofor). Mehr als 50 französische Soldaten konnten damals aus einer Einkesselung befreit werden. Für die tschechische Armee gilt dies bis heute als eine ihrer größten Erfolge.

Eric Zanolini und Petr Pavel | Foto: YouTube

Anfang der 1990er Jahre nahm Petr Pavel an der Mission der Unprofor in der Republik Serbische Krajina teil. Dabei befehligte er tschechoslowakische Fallschirmjäger, die im Januar 1993 eine französische Einheit befreien konnte. Diese war wegen einer kroatischen Offensive in eine ausweglose Lage geraten. Eric Zanolini leitete die über 50 französischen Soldaten. Im Interview für Radio Prag International hat er sich vor kurzem an Petr Pavels Befreiungstat erinnert:

Tschechoslowakische Soldaten in Jugoslawien | Foto: VHÚ

„Ich sah eine geordnete Truppe anrücken – mit jemandem, der diese Mission ruhig und professionell ausführte, und das unter extrem schwierigen Bedingungen, denn die Lage hätte in jedem Moment eskalieren können. Dann bin ich Petr Pavel am Abend wiederbegegnet. Ich hatte sechs Nächte lang nicht geschlafen. Wir haben aber einen Rundgang durchs Lager gemacht und waren erst sehr spät fertig. Dabei lernte ich einen Menschen kennen, der mir sehr sympathisch war und der einen ähnlichen Blick auf das Leben hatte wie ich. Also sind wir in Kontakt geblieben.“

Eric Zanolini | Foto: YouTube

Eigentlich hatten die französischen Soldaten in der Unprofor, die Eric Zanolini anführte, die Kroaten und Serben zu einem Dialog bringen wollen. Das schlug jedoch fehl. Und die Truppe wurde durch den Beschuss beider Seiten an einen Strandabschnitt getrieben, der auf der einen Seite von Klippen und auf der anderen Seite vom Meer begrenzt war. Bei dem Rückzug kamen zwei der insgesamt 55 Franzosen ums Leben.

Foto: YouTube

Eine Woche lang brauchten die Tschechoslowaken, um die Eingeschlossenen ausfindig zu machen und die Rettungsaktion zu beginnen. Dabei gerieten die Retter selbst in höchste Gefahr. So wurden sie von Serben überfallen. Diese hielten Petr Pavel seinen Aussagen nach eine Maschinenpistole an den Kopf, als er die Evakuierung aushandelte. Und sie stellten als Bedingung, dass die bewaffneten Transporter vor Ort zurückgelassen werden. Als die Tschechoslowaken an den Strandabschnitt kamen, musste alles sehr schnell gehen…

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„Meine Männer wussten genau, was sie zu tun hatten. Sie folgten dem tschechoslowakischen Konvoi, der die Hauptarbeit geleistet und mit den Serben das freie Geleit ausgehandelt hatte. In unserer Lage war weder Zeit noch Ruhe für Anweisungen. Man muss sich das so vorstellen: Auf der einen Seite standen Panzer, die schossen, und auf der anderen Raketenwerfer und Artillerie“, so der Franzose.

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Laut Zanolini war es im Fall seiner Einheit ein Glück, dass auch Tschechoslowaken an den Friedenstruppen im ehemaligen Jugoslawien beteiligt waren. Die Vereinten Nationen trauten ihnen die schwierige Rettungsaktion zu, weil sie kulturell und sprachlich den Konfliktparteien nahestanden:

„Der Blauhelm-Einsatz war sehr komplex, es war keine Militär-, sondern eine Friedens-Mission. Deswegen hatten wir nicht ausreichend Waffen, um uns selbst zu verteidigen. Das führte dann auch zwei Jahre später zur Nato-Operation gegen bosnisch-serbische Freischärler.“

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Die tschechoslowakischen Fallschirmspringer wurden später von französischer Seite ausgezeichnet, wie auch die Soldaten des eigenen Landes, die vor Ort ausgeharrt hatten. Petr Pavel erhielt von Verteidigungsminister Pierre Joxe das Militärverdienstkreuz mit bronzenem Stern. Aber nicht nur das: Der Einsatz im ehemaligen Jugoslawien ließ Pavels Ansehen steigen und verhalf ihm zu einer sehr erfolgreichen militärischen Karriere. Diese führte ihn bis an die Spitze der tschechischen Armee, und von 2015 bis 2018 war er Vorsitzender des Nato-Militärausschusses.

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