„Wir versuchen zu überraschen“ – zehn Jahre „Das Buch“ auf Prager Buchmesse

Das Buch – so nennt sich eine Veranstaltungsreihe auf der Prager Buchmesse. Dabei werden deutschsprachige Autoren und ihre Werke vorgestellt. Außerdem gibt sie Raum für Diskussionen zwischen dem Publikum und den Schriftstellern. Die Reihe findet dieses Jahr bereits zum zehnten Mal statt. Organisiert wird sie vom Goethe-Instituts, dem Österreichischen Kulturforum und der Schweizer Botschaft. Eva Vondálová ist Leiterin der Bibliothek im Goethe-Institut und für die Organisation der Veranstaltung zuständig. Mit ihr im Folgenden ein Interview über das Jubiläum und das diesjährige Programm.

Eva Vondálová  (Foto: Archiv des Goethe-Instituts)
Frau Vondalová, Sie waren von Anfang an bei dem Projekt „Das Buch“ mit dabei. Wie kam es zu dieser Veranstaltungsreihe?

„Es hat vor zehn Jahren angefangen: Wir haben damals gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturforum ein Programm für die Prager Buchmesse geplant. Dann hat uns die Schweizer Botschaft angesprochen – sie wollte sich an dem Projekt beteiligen. Seitdem organisieren wir im Rahmen der Reihe ‚Das Buch‘ Veranstaltungen. Im diesen Jahr ist es schon die zehnte Folge.“

Was wollen Sie mit dieser Veranstaltung erreichen?

„Als wir damals begannen, haben wir festhalten wollen, dass unsere Literaturen durch die deutsche Sprache verbunden sind. Vor allem ist es für die Besucher egal, ob jemand Schweizer, Österreicher oder Deutscher ist. Das ist auch wirklich schwer zu unterscheiden. Deshalb haben wir gesagt: Wir machen ein gemeinsames Programm und stellen in diesem die Autoren und ihre Bücher vor. Zudem diskutieren wir mit den Schriftstellern und machen so gemeinsam auf die deutschsprachige Literatur aufmerksam. Die Institutionen organisieren auch eigene Veranstaltungen außerhalb der Buchmesse. Aber die Prager Buchmesse ist etwas Besonderes, weil sie die wichtigste literarische Veranstaltung in Tschechien ist. Man erreicht damit eine große Öffentlichkeit. Wir sehen jedes Jahr, dass unsere Reihe von neuen Interessenten besucht wird, und das ist auch ein Grund, warum wir auf der Messe sind.“

Wie war die Resonanz des Publikums in den letzten Jahren?

„Wir gelten mittlerweile als Programmschwerpunkt der Messe.“

„Soweit ich das als Veranstalter sagen kann, war die Resonanz gut. Wir haben es schon öfter erlebt, dass auch Besucher, die nicht aus Prag kommen, unser Programm wahrnehmen. Sie besuchen ebenfalls unseren Stand, denn das Goethe-Institut betreut auf der Messe auch einen eigenen Stand. Dort bieten wir unter anderem alle Bücher der teilnehmenden Autoren an. Das ist eine gute Möglichkeit für Interessenten der deutschen Literatur, weil man in Tschechien nur sehr selten aktuelle deutsche Bücher kaufen kann. Deswegen nutzen viele die Möglichkeit, diese Literatur bei uns zu erstehen. Das ist eine sehr schöne Resonanz. Insgesamt werden auch die Veranstaltungen gut besucht. Und uns freut sehr, dass wir mittlerweile als ein Programmpunktschwerpunkt der Messe wahrgenommen werden.“

Das Buch  (Foto: Martin Mařák,  Archiv des Goethe-Instituts)
Wenn Sie jetzt auf zehn Jahre „Das Buch“ zurückblicken, was war ihr persönliches Highlight?

„Als ‚Das Buch‘ zum ersten Mal stattfand, waren die deutschsprachigen Länder Gastland der Prager Buchmesse. In dem Jahr haben wir viele deutsche Autoren präsentiert, das war ein schöner Auftakt für unser Programm. Wir hatten dann im Laufe der Jahre weitere sehr schöne Schwerpunkte: zum Beispiel Krimi, Comics oder Lyrik. Wir haben immer intensiv geguckt, welche Themen die Buchmesse hat und haben versucht, danach unser Programm zu gestalten. Ich fand jedes Jahr sehr gut. Aber es gab auch Begegnungen, bei denen ich wusste, dass sie sich nie wiederholen werden. Ich hatte so eine Begegnung mit Wilhelm Genazino, als er hier in Prag und auch im Goethe-Institut war. Gleichzeitig war auch Michael Krüger – damals war er noch beim Hanser Verlag – zu Besuch. Ich glaube, das gehört ebenso zu den Begegnungen, die so nicht noch einmal passieren.“

Was ist das Besondere an der Veranstaltung „Das Buch“?

„Wir versuchen immer, etwas Neues zu integrieren.“

„Das Besondere ist, dass wir als deutschsprachige Institutionen das Programm gemeinsam vorbereiten. Das Goethe-Institut, das Österreichische Kulturforum und die Schweizer Botschaft schlagen jeweils Autoren vor, aber das Programm überlegen wir uns wirklich gemeinsam. Wir versuchen immer, etwas Neues zu integrieren, um ein bisschen zu überraschen.“

Klaus Modick  (Foto: Dontworry,  CC BY-SA 3.0)
Jetzt haben Sie gerade über die Auswahl der Autoren gesprochen: Dieses Jahr hat das Goethe-Institut Klaus Modick ausgewählt. Warum?

„Wenn wir das Programm gestalten, schauen wir, welche deutschen Bücher in tschechischer Übersetzung gerade erschienen sind oder bald erscheinen. Wir wollen auch den tschechischen Lesern die Möglichkeit geben, den Autor des Werkes zu Treffen. Bei Klaus Modick ist das der Fall: Sein Buch ‚Konzert ohne Dichter‘ erscheint jetzt in tschechischer Übersetzung, übersetzt von Tomáš Dimter im Verlag Host. Wir werden die Übersetzung bei der Literaturnacht präsentieren und natürlich bei der Buchmesse. Das war auf jeden Fall einer der Gründe, warum wir ihn eingeladen haben. Außerdem ist das Buch sehr spannend und witzig geschrieben – und es ist ein Buch über Rainer Maria Rilke. Das hat für Prag natürlich eine gewisse Bedeutung.“

Klaus Modick ist natürlich nicht der einzige Autor. Wie sieht das Programm für die Buchmesse aus?

„Es wird diskutiert, welche Bedeutung der Humor in der deutschsprachigen Literatur hat.“

„Außer Modick liest am Freitag noch Kathrin Röggla, eine sehr bekannte, österreichische Theater- und Prosaautorin. Sie stellt einen Prosatext vor. Dann liest noch Ralph Dutli, ein Schweizer Autor. Er stellt auf der Messe seinen Debütroman vor, der ins Tschechische übersetzt wurde. In dem Buch geht es um Chaim Soutine, einen weißrussischen Maler jüdischer Herkunft. Er hielt sich während des Zweiten Weltkriegs in Paris auf, und diese Zeit beschreibt das Buch. Also insgesamt werden zwei Romane vorgestellt, die sich mit Kunst beschäftigen und beide ins Tschechische übersetzt sind. Das ist sehr überraschend. Bei Ralph Dutli ist das Besondere, dass er ein bekannter Übersetzer von Ossip Mandelstam ist. Zwar hat er bereits einige Prosatexte geschrieben, aber sein Debütroman ist erst jetzt erschienen. Der nächste Programmpunkt ist dann am Samstag eine Diskussion zum Thema ‚Wie schreibt man einen guten Roman?‘. Bei dieser Veranstaltung sind ebenfalls Schriftsteller aus allen drei Ländern vertreten: Dagny Gioulami, Jochen Schmidt und Cornalia Travnicek. Sie werden aus ihren Werken lesen und mit Alice Horáčková darüber diskutieren, welche Rolle das Internet beim Schreiben heute hat, inwieweit Leser das Schreiben beeinflussen und welche Bedeutung dem Humor in der deutschsprachigen Literatur zukommt.“


Die Buchmesse Svět knihy findet vom 12. bis 15. Mai auf dem Prager Messegelände statt. Am Freitag, 13. Mai, liest Ralph Dutli aus seinem Roman „Soutines letzte Fahrt“, Kathrin Röggla stellt ihr Buch „die alarmbereiten“ vor, und Klaus Modick präsentiert sein Werk „Konzert ohne Dichter“. Am Samstag um 12 Uhr diskutieren zudem Dagny Gioulami, Jochen Schmidt und Cornelia Travnicek unter dem Motto „Wie schreibt man einen guten Roman?“. Außerdem lesen auch diese drei Autoren Ausschnitte aus ihren Werken.

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