Zu Hause bleiben oder nach Hause fahren - Ferien an der Deutschen Schule Prag
Schreiben und lesen auf Deutsch, auch wenn es nicht die eigene Muttersprache ist. Das ist Alltag für die über hundert tschechischen Schüler der Deutschen Schule Prag. Wie die Kinder der völlig deutschsprachigen Klassen, lernen die Schüler des tschechischen Zweiges auch fast alle Fächer in deutscher Sprache. Aber nehmen die Schüler das Interesse an Deutschland auch mit in die Freizeit und in die Ferien oder ist Deutschland als Urlaubsort eher Tabu? Paula Schuth hat sich erkundigt wie die Jugendlichen mit ihrer neuen bzw. alten Heimat zurechtkommen.
Das Schuljahr nähert sich dem Ende und die langen Sommerferien erwarten auch die urlaubsreifen Schüler der Deutschen Schule Prag. Am 1. Juli ist es dann endlich soweit: Ferienbeginn. Viele der rund 400 Kinder und Jugendlichen der deutsch-tschechischen Begegnungsschule fahren in den Ferien nach Deutschland - aus den unterschiedlichsten Gründen:
"Für tschechische Schüler, wenn sie nach Deutschland gehen, sind es vor allem Sprachgründe. Sie wollen ihre Sprachkompetenz verbessern, sie wollen einfach in einem vollständig deutschsprachigen Umfeld probieren wie weit sie kommen und vor allem an der Aussprache noch weiter arbeiten. Die deutschen Schüler besuchen in Deutschland dagegen ihre Großeltern."
So die Schulleiterin der Deutschen Schule Prag, Eva Neumann-Roedenbeck, über die Urlaubsgewohnheiten ihrer Schüler. Doch auch Tschechien ist als Urlaubsort interessant, nicht nur für die tschechischen Familien. Auch deutsche und Familien anderer Nationalitäten haben ihre neue Heimat und die neuen Nachbarländer als Ferienort entdeckt. Viele ausländische Familien bleiben in Prag nur einige Jahre und nutzen nun die Gelegenheit, die Eigenheiten Tschechiens kennen zu lernen. So auch die Familien von den Schülerinnen Janina Rosanowski, Rocio Gonzalez und Ellen Kovarik.
"Also die meiste Zeit bleibe ich in Tschechien, weil es einfach schöner ist als in Deutschland."
"Die meiste Zeit bleibe ich auch in Tschechien, aber ich fahre auch noch nach Griechenland."
"Ich will umziehen. Ich war jetzt neuneinhalb Jahre hier und habe eigentlich keine Lust mehr."
Umzüge sind die Schüler der Deutschen Schule allerdings gewohnt. Die Lebensläufe der internationalen Schüler sind oft ähnlich und die meisten von ihnen haben ihr Umfeld sogar schon mehrmals gewechselt. Verschiedene Länder, Kulturen und Schulsysteme sind ihnen bekannt und sie haben gelernt sich schnell in neue Ungebungen anzupassen. Auch ein Studium im Ausland reizt viele. Janina Rosanowski, Rocio Gonzalez und Ellen Kovarik aus der elften Klasse der Deutschen Schule sehen Prag auch noch nicht unbedingt als Endstation - oder etwa doch?
"Ich will in Wien studieren, aber ich komme sicher mal wieder nach Prag, weil meine Eltern hier ja auch noch fünf Jahre bleiben wollen." "Ich weiss noch nicht wo ich studieren will aber, auf jeden Fall im Ausland. Und auf jeden Fall möchte ich wenigstens ein Semester in Prag studieren." "Ich möchte gerne in Deutschland studieren, weil ich da lange nicht mehr war. Aber wohnen und arbeiten möchte ich nachher in Prag. Auf jeden Fall."
Und weit müssen die Schüler ja eigentlich nicht gehen, um andere Kulturen und fremde Sprachen zu erleben. Janina Rosanowski:
"Man lernt hier auch viele Nationen kennen, weil hier ja 26 Nationen vertreten sind, und man lernt auch viele interessante Menschen und Kulturen kennen. Und das ist eigentlich das, was unsere Schule so ausmacht. Sie ist halb Dänin, halb Tschechin, ich bin Deutsche und sie ist aus Chile. Insofern sind da schon viele verschiedene Nationen im Freundeskreis vertreten."