Zwei Ausstellungen über Hochzeitszeremonien finden im Jüdischen Museum in Prag statt

Anlässlich des 100. Jubiläums des Prager Jüdischen Museums finden das ganze Jahr hindurch verschiedene Veranstaltungen statt, die nicht nur die Geschichte der jüdischen Bevölkerung und ihrer Kultur in Tschechien dokumentieren, sondern auch Aktuelles aus der jüdischen Kultur präsentieren. Zum Thema der jüdischen Hochzeitszeremonie in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart wurden vom Jüdischen Museum vorige Woche zwei Ausstellungen eröffnet. Mehr dazu von Martina Schneibergova.

Auch wenn die jüdische Bevölkerung Jahrhunderte lang in den böhmischen Ländern ein fester Bestandteil der Gesellschaft war, erfreuten sich die Familienzeremonien dieser Kultur- und Religionsgemeinschaft in der Öffentlichkeit bislang keiner großen Aufmerksamkeit. Die Jahrhunderte lange historische Anwesenheit der Juden in vielen Regionen Tschechiens wurde durch den Zweiten Weltkrieg mit Gewalt abgebrochen. Durch die tragischen Ereignisse wurden vor allem die Familien- und Lokalbindungen zerrissen und damit auch die Form der verschiedenen Zeremonien, die mit dem Leben verbunden sind, beeinflusst. Ihr Studium und ihre Deutung sind deswegen nicht einfach, meint Dana Veselska vom Jüdischen Museum in Prag und sagt:

"Wir möchten uns im Verlauf einiger Jahre mit all diesen wichtigen Zeremonien beschäftigen, und zwar im Rahmen einer Ausstellungsreihe, die wir ´Ereignisse des jüdischen Lebens´ nennen."

Die in der Robert-Guttmann-Galerie eröffnete Ausstellung mit dem Titel "Mazal Tov - viel Glück" gehört eben zu diesem Zyklus. Die Schau, die einige Jahre lang vorbereitet wurde, dokumentiert die Geschichte der jüdischen Hochzeitszeremonien. Kuratorin Dana Veselska über die Exponate:

"Es handelt sich um eine Auswahl aus unseren Sammlungen einschließlich des Archivs. Ergänzt sind die Exponate durch Gegenstände, die von Privatpersonen ausgeliehen wurden. Am interessantesten sind für die Besucher bestimmt die Hochzeitsringe, Kleider, Fotoalben, Gratulationen, Hochzeitsanzeigen und ähnliche Gegenstände."

Melissa Shiff  (Foto: Autorin)
Eine Vorstellung über die Zeremonie der Gegenwart vermittelt den Besuchern eine Videoaufnahme von einer Hochzeit aus dem Jahr 2000.

Eine postmoderne jüdische Hochzeit kann man dann in der Spanischen Synagoge sehen, wo das gleichnamige Projekt der kanadischen Künstlerin Melissa Shiff präsentiert wird. Die Künstlerin nutzte dafür Videoaufnahmen ihrer eigenen Hochzeit, die sie als eine lebendige Performance inszenierte. Das historische Milieu der Spanischen Synagoge findet sie für besonders geeignet für die Präsentation.

"Das ist nicht nur ein Film, sondern vielmehr eine Installation. Dieser Kontext, das historische Milieu verleiht dem Werk viel Kraft."

Die beiden Ausstellungen des Jüdischen Museums können Sie noch bis zum 4. Juni besuchen.