Bildband über Beuroner Buchmalerei erschienen

Foto: Archiv der Stiftungsfonds „Malakim“

Ein neues Buch stellt ein einzigartiges Werk aus dem Malatelier des ehemaligen Beuroner Klosters St. Gabriel in Prag vor.

Foto: Archiv des Stiftungsfonds „Malakim“
„Liber Evangeliorum – Die Buchmalerei der Beuroner Kunst“ heißt ein vor kurzem erschienener zweisprachiger Buchband. Er beschreibt die wichtigste illuminierte Handschrift, die im Kunstatelier des Prager Klosters Sankt Gabriel entstanden ist. Die Benediktinerinnen haben das Evangelistar in den Jahren 1899 bis 1913 im Beuroner Stil gestaltet. Herausgeber des Bildbandst ist der Stiftungsfonds „Malakim“, der sich für den Erhalt der Beuroner Kunst in Tschechien einsetzt. Monica Bubna-Litic hat die Herausgabe mitinitiiert. Martina Schneibergová hat mit ihr über den Bildband gesprochen.

Frau Bubna-Litic, wie kamen Sie auf die Idee, das Evangelistar der Beuroner Benediktinerinnen herauszugeben, die bis 1919 im Kloster Sankt Gabriel in Prag gelebt haben?

„Ich habe die Blätter des Evangelistar in den 1990er Jahren auf der ehemaligen Burg Bertholdstein in der Steiermark gesehen, wohin die Schwestern aus Prag übersiedelten. Die Handschrift gefiel mir so sehr, dass ich hoffte, sie irgendwann als Buch herausgeben zu können. Das kam damals nicht in Frage, da die Schwestern gesagt haben, dass das Evangelistar im Kloster bleiben muss. 2008 sind die Schwestern aus der Beuroner Kongregation ausgetreten. Das Evangelistar wurde an das Diözesanmuseum in Graz verliehen. Ich habe die Schwestern wieder gefragt, ob wir es als ein Buch verlegen könnten. Sie haben zugestimmt, und grünes Licht bekamen wir auch vom Direktor des Diözesanmuseums Heimo Kaindl. Ich habe damals aber wirklich nicht geahnt, was für eine schwierige Arbeit auf uns zukommt. Die Schwestern arbeiteten 14 Jahre lang an diesen Blättern. Das Evangelistar wurde nur während der großen Feiertage des liturgischen Jahres benutzt.“

Foto: Archiv des Stiftungsfonds „Malakim“
Wie groß sind die Originalblätter der Handschrift?

„Die Originalblätter sind A3, wir haben es in A4-Format verlegt. Die Blätter sind auf Pergament gemalt worden, und fast zu jedem Feiertag gibt es ein Doppelblatt. Links ist ein Bild mit kleinen Inschriften und rechts ist das Evangelium, das zu diesem Feiertag in der Abteikirche des Klosters St. Gabriel meistens von der Äbtissin gelesen oder gesungen wurde. Die Doppelblätter wurden zusammengenäht und sie wurden nicht in einen Kodex zusammengebunden. Sie werden in einem Kuvert aus Leder aufbewahrt.“

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Evangelistar und einem Evangeliar?

„Ein Evangeliar ist in der Regel ein Kodex, in dem vier Evangelien enthalten sind. Meist stammen die Evangeliare aus dem Mittelalter. Der Buchdruck war noch unbekannt, dafür nutzte man aber viel mehr Illustrationen. Etwas ganz Besonderes ist, dass die Beuroner Schwestern im 19. Jahrhundert keinen Druck benutzt haben, sondern wieder diese Malereien. Früher ging man davon aus, dass die Schwestern das auf Pergament gemalt haben, was die Beuroner Mönche an die Wände malten. Aber während der Arbeit an dem Evangelistar haben wir entdeckt, dass die Schwestern mindestens in St. Gabriel, wo sie gelebt haben, die Wände in der Kirche auch selbst geschmückt haben.“

Wo haben die Schwestern, die die Handschrift gestalteten, die Buchmalerei gelernt?

Monica Bubna-Litic  (Foto: Martina Schneibergová)
„Im Evangelistar können wir nachlesen, welche Schwestern sich daran beteiligt haben. Es waren alles Adelige, die gebildet waren und sie kannten sich nicht nur in der Theologie aus, sondern waren auch künstlerisch begabt. Eine der Schwestern trat dem Orden ein und brachte viele Bücher über ägyptische Kunst mit. Dies ist wichtig, da die Beuroner Kunst viel vom Ägyptischen beinhaltet. Desiderius Lenz, der Begründer der Beuroner Schule, hat diesen Einfluss aber eher versteckt. Die Schwestern haben es auf den Blättern des Evangelistars deutlicher dargestellt, weil sie davon überzeugt waren, dass die Handschrift nie das Kloster verlassen wird.“

Mit wem arbeiteten Sie an dem Buch zusammen?

„Wir arbeiteten mit Dr. Miroslav Kunštát zusammen. Er ist ein Historiker, der sich mit der Beuroner Kunst seit den 1980er Jahren befasst. Ich kann sagen, dass ich seine Schülerin bin. Wir haben für die Zusammenarbeit auch die Ägyptologin Dr. Hana Navrátilová gewonnen, die uns geholfen hat, das Ägyptische in der Buchmalerei zu entdecken und zu begreifen. Der wichtigste Mitautor ist Pater Augustinus Gröger OSB aus dem Kloster St. Martin in Beuron. Ich bin sehr dankbar dem Erzabt Tutilo Burger OSB, dass er diese Zusammenarbeit unterstützte.“


Das Buch LIBER EVANGELIORUM / Die Buchmalerei der Beuroner Kunstschule wurde vom Stiftungsfonds Malakim in Prag herausgegeben,ISBN: 978-80-906334-0-7. Mehr erfahren Sie unter www.malakim.cz. Das Buch kann auch beim EOS - Verlag Sankt Ottilien bestellt werden.