Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde zum ersten Mal in Tschechien

Aus dem tschechisch-deutschen Dialog ist sie seit Jahren nicht wegzudenken: Die Ackermann-Gemeinde, die schon lange vor der Wende von 1989 vor allem die Christen in der kommunistischen Tschechoslowakei unterstützt hatte. Ein Bundestreffen der Organisation, die 1946 von den sudetendeutschen Katholiken gegründet wurde, ging am Dienstag im westböhmischen Pilsen / Plzeň zu Ende. Radio Prag sprach mit dem geistlichen Beirat der Ackermann-Gemeinde, Kanonikus Anton Otte.

Pater Otte, es war das erste Mal, dass ein Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde in einer tschechischen Stadt stattgefunden hat. Gab es dafür bestimmte Gründe?

„Von den 31 Bundeskongressen, die wir bislang veranstaltet haben, war es tatsächlich das erste Mal, dass wir auf tschechischem Boden zusammengetroffen sind. Die Ackermann-Gemeinde ist hier in der Tschechischen Republik seit der Samtenen Revolution ansässig. Sie engagierte sich hier sogar schon vorher. Seit 1991 habe ich hier meine Kanzlei. Jedes Jahr veranstalten wir, natürlich mit unseren tschechischen Partnerorganisationen, große Konferenzen, die Anerkennung finden: Die Iglauer Gespräche, die in den letzten Jahren in Brünn stattfinden oder die Marienbader Gespräche, die in der Zusammenarbeit mit der Tschechischen Christlichen Akademie entstanden sind, und vieles, vieles andere mehr.“

Kanonikus Anton Otte  (Foto: Autorin)
Ihre tschechische Schwesterorganisation, Sdružení Ackermann-Gemeinde, ist um etwa 50 Jahre jünger als die deutschen Ackermänner, sie beging in diesem Jahr das 10. Jubiläum. Die Themen der gemeinsamen Konferenzen waren am Anfang vor allem auf die bilateralen Beziehungen, auf die gemeinsame Geschichte ausgerichtet. Es scheint, dass der Schwerpunkt der Treffen inzwischen einen gesamteuropäischen Rahmen bekommen hat. Stimmt das?

„Ja wohl, das ist richtig. Das betrifft vor allem die Konferenzen in Brünn. Die Brünner Konferenzen haben rein europäische Themen, natürlich auch immer im Kontext mit der deutsch-tschechischen Nachbarschaft. Das ist geblieben und das bleibt unsere Besonderheit. Wobei ich sagen muss, dass es bei diesem Bundestreffen ein bisschen ähnlich wie bei anderen Bundesversammlungen war, nämlich dass wir ein Thema hatten. Hier ging es darum: Wenn wir schon hier waren, dass wir etwas mehr aus dem Bereich der Kirchen kennen lernen. Wir haben einen ganzen Nachmittag damit verbracht, dass wir verschiedene schulische oder soziale Einrichtungen der Kirche in der Umgebung von Pilsen besucht haben und dort Gespräche geführt haben. Zu den Reaktionen auf die Bundesversammlung in Pilsen kann ich folgendes sagen: Wenn ich in die tschechischen Tageszeitungen schaue, lese ich beispielsweise einen Bericht in der Právo. Auf der zweiten Seite mit einer dicken Überschrift ist er nicht zu übersehen, und er ist in einer ganz sachlichen Art geschrieben, es gibt dort keine Polemik, er informiert über dieses Treffen. Ein Kommentator in der Lidové noviny bestätigt dies, wenn er schreibt: Die Sudetendeutschen machen hier eine große Veranstaltung und es ist Ruhe. Er stellt fest, dass es ein Fortschritt ist in den sudetendeutsch-tschechischen Beziehungen, und dass es die Situation ist, welche die Realisten immer gewollt haben.“