Bunte Welt der Papageien – der Prager Zoo baut aus
Es geht in den Bergregenwald von Papua-Neuguinea oder in die Sümpfe des sogenannten Pantanal am Rio Paraguay. Insgesamt acht Gegenden der Welt kann man im Papageien-Haus besuchen – dies ist die neueste Errungenschaft im Prager Zoo.
Miroslav Bobek ist Direktor des Prager Zoos. Gegenüber Radio Prag erläuterte er:
Großspende von Mäzen Rákos
10,5 Millionen Kronen, das sind heute umgerechnet über 400.000 Euro. Der neue Pavillon war schon längst nötig, denn die vorherigen Volieren für die bunten Vögel stammten aus den 1930er Jahren. Sie waren viel zu beengt für die das exotische Federvieh. Nun ist ein großzügig gestaltetes Ensemble entstanden. Insgesamt hat es 36,5 Millionen Kronen (1,4 Millionen Euro) gekostet, wobei auch die EU dazu beigetragen hat.„Es war eine sehr langwierige Angelegenheit. Unser Bau-Chef hat ausgerechnet, dass ungefähr 50 Behördenstempel notwendig sein werden. Unsere Pläne haben zudem eine längere Zeit erfordert, weil erst einmal die entsprechende Flora unter dem Dach heranwachsen musste. Der Pavillon ist in mehrerlei Hinsicht einzigartig. Aber die größte Besonderheit besteht darin, dass die Papageien dort in einer Umgebung sind, die den natürlichen Lebensbedingungen in ihrer Heimat sehr nahe kommt. Das schließt eben auch viele Pflanzen von dort ein. Dabei reicht es nicht, ein paar Setzlinge in den Boden zu stecken, sondern die Bereiche müssen perfekt zuwachsen“, so Bobek.
Auf über 500 Quadratmetern Fläche sind acht verschiedene Biotope entstanden. Dazu gehören beispielsweise die Caatinga, eine Trockengegend im Nordosten Brasiliens, die Berg-Urwälder Neuguineas, die Wälder Jamaikas oder die Neuseeländischen Alpen. Zoo-Direktor Bobek ist stolz auf die Vielfalt:„Der Pavillon umfasst mehrere Gegenden. Fachleute aus Brasilien zum Beispiel haben anhand eines Fotos aus dem entsprechenden Bereich unseres Pavillons genau sagen können, welcher Teil ihres Landes dies ist. Einige Biotope sind also sehr detailgetreu angelegt worden.“
Seltene Aras aus Brasilien
Die neuen künstlichen Landschaften im Prager Zoo beherbergen nicht nur Papageien, sondern auch weitere jeweils typische Vogelarten.
„Wir haben insgesamt dort etwa einhundert Vögel, es sind 40 Arten. Nur ein Teil sind Papageien, diese sind aber absolute Spitze. Am seltensten sind wohl die Lear-Aras. Sie sind nach Edward Lear benannt, der sie erstmals gemalt hat, obwohl er nicht wusste, dass die Art bis dahin nicht bekannt war. Heutzutage sind nur der Prager Zoo und der Europapark von der brasilianischen Regierung bevollmächtigt, diese Vögel außerhalb des Landes zu halten. Wir sind zu den Aras gekommen, nachdem die tschechische Zollinspektion diese bei Schmugglern beschlagnahmt hatte. Die Tiere waren dann zunächst nur vorübergehend bei uns untergebracht, bis wir sie komplett übernommen haben“, erzählt Miroslav Bobek.
Die Lear-Aras galten bis vor einigen Jahrzehnten sogar als ausgestorben. Erst 1978 wurden im brasilianischen Bundesstaat Bahía wieder Exemplare gesichtet. Sie leben im erwähnten Caatinga zwischen Dornenbüschen, Kakteen und Felsen. Ein Schutzprojekt hat dazu geführt, dass es heute wieder 1200 Exemplare dieser wunderbar blauen Vögel gibt. Doch das ist längst nicht alles im neuen Papageien-Pavillon…„Es gibt noch viele weitere attraktive Arten, zum Beispiel Hyazinth-Aras, Palmkakadus, Smaragdsittiche oder Jamaika-Amazonen. Ein Highlight für die Besucher sind die Keas, Bergpapageien aus Neuseeland. Sie sind in der ersten Voliere und bewegen sich fast ausschließlich auf dem Boden. Der Kea ist für seinen Erfindungsreichtum bekannt, aber auch für seine Zerstörungswut. Zum Glück gibt es bisher nur kleine Schäden an den Pflanzen. Erstaunlicherweise ist es weniger, als wir befürchtet haben.“
Die Keas sind nicht so farbenprächtig wie ihre Kollegen aus den tropischen Urwäldern. Dafür sind sie extrem verspielt. Bei Touristen sind sie zudem dafür gefürchtet, selbst geschlossene Rucksäcke öffnen zu können. Auch diese frechen Bewohner Neuseelands lassen sich also in Prag bewundern. Zur Größe des Pavillons sagt Miroslav Bobek:„Durch den Pavillon kann man hindurchgehen, und es schließen sich zwei Volieren im Freien direkt an ihn an. Aber auch die Ausstellungsbereiche drinnen sind nicht abgeschlossen, denn darüber befindet sich ein Schiebedach. Im Sommer sind die Vögel dann teilweise draußen.“
Neues Heim für Gorillas
Der Prager Zoo hat sich aber nicht nur bei den Vögeln eine Modernisierung verordnet. Auch die Gorillas sollen umziehen. Derzeit liegt ihr Gehege noch in der hochwassergefährdeten Zone. Wie gefährlich das ist, hat sich in den vergangenen Jahren zweimal gezeigt. Vor allem 2002 mussten viele Tiere evakuiert werden. Doch gerade für Menschenaffen ist das unglaublich stressig. Auch deswegen hat sich die Leitung um Bobek entschlossen, ein neues Heim für die Gorillas aufzubauen.„Kommende Woche sollen die Erdarbeiten zum Gorilla-Pavillon beginnen. Alles ist also auf einem guten Weg. Um aber nicht noch weitere Projekte zu überspringen: Gerade gehen die Arbeiten an unserem Ausstellungszentrum Australien zu Ende. Dort wird der sogenannte Darwin-Krater im Mittelpunkt stehen, in dem dann Beutelteufel leben. Diese Raubbeutler aus Tasmanien sollen demnächst schon hierhergebracht werden“, so der Zoodirektor.
Der Prager Zoo ist ganzjährig geöffnet, und zwar täglich. Der Eintritt kostet 200 Kronen (7,80 Euro) oder ermäßigt 150 Kronen (5,90 Euro).