Corona-Maske als Symbol: Museum in Semily sammelt interessante Exemplare
Als im März vergangenen Jahres in Tschechien die Corona-Pandemie ausbrach, mangelte es an jedweden Atemschutzmasken. Es wurde zwar angeordnet, diese in der Öffentlichkeit zu tragen, aber in keinem Geschäft waren sie zu bekommen. Damals hat man hierzulande vor allem den selbstgenähten Mundschutz getragen. Das Museum im nordböhmischen Semily / Semil sammelt nun die interessantesten Exemplare. Mit dem Historiker des Museums, Tomáš Chvátal, hat Martina Schneibergová gesprochen.
Das Museum in Semily hat vor kurzem begonnen, selbstgenähte Corona-Masken aus der ersten Pandemiewelle zu sammeln. Was war der Grund?
„Das hing mit unserer Arbeit während der Corona-Pandemie zusammen. Das Museum war im Lockdown für die Öffentlichkeit geschlossen, und wir konzentrierten uns während dieser Zeit auf unsere Sammlungen. Wir haben sie kontrolliert, repariert und dabei darüber nachgedacht, wie wir sie in dieser seltsamen Zeit erweitern könnten. Die Exponate sollen das Leben der Menschen auch während der Pandemie dokumentieren. Wir überlegten, was der symbolische Gegenstand des Jahres 2020 ist, und kamen zum Schluss, dass es eindeutig dieser Textil-Mundschutz ist.“
Wann haben Sie die Öffentlichkeit aufgerufen, interessante Masken ins Museum zu bringen oder zu schicken?
„Das war etwa vor einem Monat. Bis Ende September können uns die Menschen die Exemplare zukommen lassen.“
Wie viele Masken hat das Museum inzwischen bekommen und gibt es darunter besonders interessante Exemplare?
„Bis heute haben wir 60 bis 70 selbstgenähte Masken erhalten. Es gibt darunter bemerkenswerte Exemplare. Alle sind handgemacht, viele sind bunt. Die Menschen haben sie aus den verschiedensten Stoffen und Kleidungsstücken gebastelt: aus T-Shirts, Hemden oder Bettbezügen. Man nutzte einfach das, was man zu Hause hatte. In Tschechien war die Situation im Frühjahr 2020 eigenartig: Die Regierung hatte die Maskenpflicht angeordnet, es war aber kein Mundschutz vorhanden. Das war die richtige Zeit für alle Bastler und Schneider. Wir baten die Spender auch darum, die Geschichte aufzuschreiben, wie ihr Exemplar entstanden ist. Eine Frau erzählte, dass sie erst während der Pandemie begonnen habe zu nähen.“
Interessiert Sie auch Mundschutz aus dem Ausland?
„Ja, schon. Wir sind ein kleines Regionalmuseum. Unser Ziel war, Masken vor allem aus der Region zusammenzutragen. Wenn uns aber jemand aus dem Ausland einen schönen Mundschutz schenken möchte, wären wir natürlich sehr froh.“
Die zugeschickten Exemplare werden Bestandteil der Museumsammlungen. Gibt es anschließend die Möglichkeit, sie zu besichtigen?
„Ja, wir haben von Anfang an geplant, eine kleine Ausstellung zusammenzustellen. Diese wird vom 4. Oktober bis Ende November im Museum gezeigt. Als ich die Päckchen mit den Masken öffnete und die Geschichten der Spender las, war es für mich als Historiker spannend, dass alles erst vor anderthalb Jahren passiert, aber schon wirklich Geschichte ist. Wir erleben weiterhin die Corona-Epidemie, aber die Atmosphäre unterscheidet sich stark von ihrem Anfang. Die Geschichten der Menschen sowie die Masken geben schöne Gefühle wider, eine gute Atmosphäre. Es ist interessant, dies zu beobachten und sich daran zu erinnern.“
Viele der Schneiderinnen und Schneider haben damals den selbstgenähten Mundschutz kostenlos an andere Menschen verteilt. Haben Sie dies auch erlebt?
„Ja, das war mehrmals der Fall. Vor allem Frauen haben den Mundschutz beispielsweise ihren Nachbarn geschenkt. Eine ältere Frau, die dem Museum auch Exemplare gespendet hat, nähte Masken für Seniorenheime und Ärzte in ihrer weiteren Umgebung.“
Falls Sie, liebe Hörer und Leser, dem Museum ihre selbstgenähte Maske schenken möchten, schicken Sie sie per Post ein. Sie können dazu auch eine Geschichte schreiben, die mit dem Exemplar verbunden ist. Den Mundschutz schicken Sie an:
Museum, Husova 2, PLZ 513 01 Semily. Das Exponat kann auch ohne nähere Informationen zugeschickt werden – in dem Falle reichen Ihr Name, Wohnort oder Beruf als Angaben.