„Der Hass wird nicht siegen!“ – Studierende umarmen nach Amoklauf symbolisch Prager Unigebäude
Zwei Wochen nach dem tragischen Amoklauf an der Prager Karlsuniversität wurde am Donnerstag der sogenannte „Monat für die Fakultät“ eröffnet – und zwar mit einem Umzug und einer symbolischen Menschenkette um das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät
Studierende der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität hatten auf ihrer Website alle Menschen für den Donnerstag eingeladen. Veranstaltet wurden ein Gedenkumzug und eine symbolische Umarmung des Fakultätsgebäudes. Die Einladung lautete so, Zitat:
„Wir zeigen der Welt, dass der Hass nicht siegt und dass wir weiterleben und studieren wollen. Wir werden nicht ignorieren, dass die Tragödie passiert ist, ganz im Gegenteil. Wir werden unsere Antwort darauf wie eine Fackel weitertragen und zeigen, dass wir stärker sind!“
Am 21. Dezember erschoss ein Student an der Philosophischen Fakultät 14 Menschen, weitere 25 Personen wurden teils schwer verletzt.
Mehrere Hundert Menschen, darunter viele Studierende und Mitarbeiter der Universität, trafen am Donnerstagnachmittag vor dem Karolinum in der Prager Altstadt zusammen, um am Umzug zum Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät teilzunehmen. Die Rektorin der Karlsuniversität, Milena Králíčková, wandte sich dabei an die Teilnehmer:
„Mich persönlich ermuntern die Worte der Studierenden, die sagen, dass der Hass nicht siegen wird. Unsere Akademikergemeinde ist verletzt, aber nicht gebrochen. Unsere Schritte durch die Prager Straßen in Richtung Philosophische Fakultät symbolisieren auch den Weg zu einer Genesung.“
Still begab sich der Umzug zur Philosophischen Fakultät auf dem Jan-Palach-Platz. Tausende von Menschen bildeten dann eine mehrfache Menschenkette um das Gebäude herum, sie umarmten es symbolisch. Unter ihnen war auch Veronika. Für sie sei dies ein starkes Erlebnis gewesen, erzählte sie in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Das Händehalten mit Menschen, die ich nicht kenne, die jedoch dieselbe Situation wie ich erleben, hat mich beeindruckt. Auch wenn wir fremde Menschen sind, waren wir dort alle zusammen.“
Alexander half als Student der Philosophischen Fakultät, den Umzug zu organisieren. Er sagte danach:
„Die Atmosphäre war sehr schön. Die Umarmung war sehr emotional. Alles, was wir damit erreichen wollten, haben wir erreicht.“
Vertreter der Karlsuniversität entzündeten anschließend auf dem Jan-Palach-Platz ein Feuer, das an die Opfer des Amokläufers erinnern soll. Vorgesehen ist, dass es den ganzen Januar hindurch brennt. Für die 14 Opfer läuteten danach 14 Minuten lang die Prager Kirchenglocken. Aus den vielen Tausend Kerzen, Blumen und weiteren Gegenständen, die sich bis Freitag am Gedenkort vor dem Karolinum befanden, soll ein dauerhaftes Monument für die Opfer entstehen. Dieses wird wahrscheinlich von Studierenden der Hochschule für Kunstgewerbe kreiert, die sich in unmittelbarer Nähe der Philosophischen Fakultät befindet.