Die Prager Pinkas-Synagoge wurde wieder geöffnet
Während der Flutkatastrophe, die im vergangenen Sommer über die tschechische Hauptstadt hereinbrach, wurden auch mehrere historische Sehenswürdigkeiten überschwemmt und beschädigt, darunter die Pinkas-Synagoge. Nach fast vierzehn Monaten wurde sie am Montag vom Prager Jüdischen Museum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Martina Schneibergova und Dagmar Keberlova laden Sie im folgenden Spaziergang durch Prag in die renovierte Pinkas-Synagoge ein.
"Die neue Ausstellung unterscheidet sich von der einstigen Ausstellung grundsätzlich dadurch, dass sie ausschließlich Kinder betrifft. Die Arbeiten erwachsener Gefangenen aus dem Ghetto in Theresienstadt wurden hier nicht miteinbezogen. Die Ausstellung konzentriert sich wirklich darauf, das Leben der Kinder im Theresienstädter Ghetto zu beschreiben."
In der Ausstellung kann jedoch nur ein Bruchteil von den insgesamt 4.000 Kinderzeichnungen gezeigt werden, die sich in den Sammlungen des Jüdischen Museums befinden. Nach welchen Kriterien wurden die Zeichnungen für die Ausstellung in der Pinkas-Synagoge ausgesucht?"Es war sehr schwer, aus dieser Menge von Zeichnungen die einzelnen Exponate für unsere Ausstellung auszusuchen. Es ging uns vor allem darum, durch die Geschichte zu führen, die Geschichte der Kinder zu erzählen. Wenn es mehrere sehr gute Beispiele von Zeichnungen gab, die dieselbe Erfahrung illustrierten, dann war es schwierig, sich nur für eine davon zu entscheiden."
Die Kinderzeichnungen sind gleich nach der Befreiung von Theresienstadt im Jahre 1945 Bestandteil der Sammlungen des Museums geworden. Die Zeichnungen wurden in zwei Koffern aufbewahrt, die dem Museum übergeben wurden. Es handelte sich eigentlich um eine Auswahl von Zeichnungen, die von Friedel Dicker-Brandeis, einer Bauhaus-Schülerin und Zeichenlehrerin der Theresienstädter Kinder zusammengetragen wurden. Sie bewahrte damals diese Zeichnungen wahrscheinlich mit der Absicht auf, das Material in ihrer weiteren Arbeit zu nutzen. Friedel Dicker-Brandeis wurde am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt. Die beiden Koffer mit Zeichnungen versteckte sie in einem der Kinderheime, und sie wurden nach dem Krieg unversehrt dem Museum übergeben. Die wieder geöffnete Pinkas-Synagoge ist Bestandteil des Rundgangs durch die Objekte des Prager Jüdischen Museums. Dazu gehören außerdem die Ausstellungen in der Maisel- und der Spanischen Synagoge, der alte Jüdische Friedhof, die Klausensynagoge und die Zeremonienhalle. Alle diese Objekte sind vom April bis zum Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet - mit Ausnahme von Samstag und von den jüdischen Feiertagen. Vom November bis März sind die historischen Objekte von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Eintrittskarten können im Reservationszentrum des Jüdischen Museums bestellt werden.