Ein Wiener, der den Prager Tourismus neu erfindet

Foto: Ondřej Tomšů

Günther Krumpak lebt seit zehn Jahren in Prag, seit zwei Jahren betreibt er ein Gasthaus mit kulturellem Schwerpunkt. Damit will er unter anderem ein Zeichen gegen den Massentourismus in der tschechischen Hauptstadt setzten. Ein Gespräch mit ihm, wie er überhaupt nach Prag gekommen ist und welche Vision er von einem nachhaltigen und anspruchsvollen Tourismus hat.

Günther Krumpak  (Foto: Miloš Turek)
Das erste Mal ist Günther Krumpak Mitte der 1980er Jahre nach Prag gekommen. In einer Zeit, als die Stadt absolut am Zerbröseln gewesen sei, wie er sich erinnert. Bei seinem nächsten Besuch an der Moldau, das war rund 20 Jahre später, staunte er aber nicht schlecht. Die Stadt hatte sich verändert, ist modern geworden und hat die Lasten der Vergangenheit überwunden. Das war Grund genug für den Wiener Günther Krumpak, seinen Lebensmittelpunkt in die Moldaumetropole zu verlagern.

Schwer gefallen sei ihm das nicht, meint der Hotelier, der eigentlich aus der IT-Branche kommt. Denn Begriffe wie Magistrat, Knödel oder Schnitzel sein ihm als Österreicher alles andere als fremd gewesen. Dennoch gebe es einige Sachen, die ihn in Tschechien vor Rätsel stellen, wie beispielsweise das organisatorische Chaos bei Veranstaltungen, meint Krumpak.

Seit zwei Jahren betreibt der Wahlprager ein kleines Gasthaus im Stadtteil Vršovice. Er setzt dabei auf Kultur – Kafka und Dvořák würden seine Gäste zum Frühstück serviert bekommen, meint er stolz. Günther Krumpak will mit seinem Hotel auch ein Zeichen gegen den Massentourismus in der tschechischen Hauptstadt setzen. Leider geht das Gastgewerbe in Prag laut Krumpak in eine falsche Richtung, es wird nur auf Masse gesetzt und das Programm geht nicht über Burg, Brücke und Bier hinaus. Die Menschen sollten lieber die abgelegenen Oasen der Stadt erkunden und sich wirklich mit Prag beschäftigen.