Eine Deutsche aus Aussig erzählt

Lore Schretzenmayr (Foto: www.hilfsverein-aussig.de)
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Lore Schretzenmayr wurde in Aussig an der Elbe geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend erlebte. Im Juni 1945 musste sie mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Schwestern die Stadt verlassen. Später engagierte sich Lore Schretzenmayr im Hilfsverein Aussig und ist als Familienforscherin viel in böhmischen Archiven unterwegs. Bereits 1965 kam sie das erste Mal wieder in ihre Heimatstadt zurück, die sie seit den 1970er Jahren regelmäßig besucht. Die Erlebnisse im Mai und Juni 1945 hat sie heute noch vor Augen:

"Ich war in der letzten Klasse des Gymnasiums, wir sind vorzeitig zum Arbeitsdienst eingerückt und ich kam 18. April 1945 wieder zurück in die Stadt, wieder zur Familie, und dann waren es eigentlich nur noch wenige Wochen, die ich hier verbleiben konnte. 8. Mai, die Kapitulation, am 26.Juno mussten wir bereits heraus. Wir waren nach dem 8. Mai natürlich verpflichtet zu arbeiten, ich war, in dem eigenen Betreib konnte ich unterkommen als Arbeiterin und meine Mutter wurde zu Hause mit meinen beiden Schwestern von den Tschechen aus der Wohnung gewiesen, die Wohnung wurde sofort versiegelt, und Verwandte konnten mich von der Arbeit holen und wir hatten das Glück, dass wir noch eine Nacht im Haus bleiben konnten, nicht in unserer eigenen Wohnung, aber im Haus, und mussten uns aber dann am nächsten Tag am Bahnhof melden, um da verladen zu werden. Wir konnten nur das wenigste mitnehmen, was wir tragen konnten. Wir haben also im Hochsommer, Juni, alles Mögliche übereinander angezogen, damit wir noch einiges mitnehmen konnten. Alles musste zuhause auf den Tisch gelegt werden, meine Mutter hatte das am Tag vorher getan - angefangen bei Schlüssel, Schmuck, Sparbücher und ähnlichem und ja, - wir sind wirklich mit ganz wenig Gepäck aus Aussig weg und wir sind in offenen Loren dann im Zug vom Bahnhof Aussig bis nach Cottbus gefahren worden, vorbei an dem völlig zerstörten Dresden und wurden in Cottbus einfach ausgeladen und mussten uns selber weiterkümmern. Aber wir haben persönlich keine zu negativen Erlebnisse zu verzeichnen."