Grenzüberschreitende Schkola Hartau ist jetzt staatlich anerkannt

Im sächsischen Hartau unweit von Zittau - im Dreiländereck zwischen Tschechien, Deutschland und Polen - wurde 1999 die "Grenzenlose Schule" gegründet. Seitdem lernen dort deutsche Kinder ab der 1. Klasse Tschechisch, und zwar gemeinsam mit ihren tschechischen Partnerschülern aus dem grenznahen Hradek. Bislang handelte es sich um eine freie, d.h. nicht-staatliche Grundschule. Seit Februar nun ist die Schkola Hartau, wie sie inzwischen heißt, staatlich anerkannt. Silja Schultheis berichtet.

Nach 3 1/2 jährigem Kampf ist es soweit: Im Februar wurde der Schkolau Hartau der Status einer "staatlich anerkannten Ersatzschule" verliehen. Für Mike Wohne, Initiator der "Grenzenlosen Schule", auch eine politische Anerkennung:

"Das hat weniger etwas mit Geld zu tun als vielmehr damit, dass jetzt das Kultusministerium gesagt hat: Sowohl der Begegnungstag wechselweise in Tschechien und in Deutschland als auch der Unterricht in der Nachbarsprache ab Klasse 1 ist jetzt staatlich anerkannt. Und das wiederum hat zur Folge, dass unsere Schüler nach unserer Grundschule nach der 4. Klasse jetzt an jedes allgemeinbildende Gymnasium in Sachsen oder anderswo in Deutschland wechseln können."

Wechseln können die Schüler, wenn sie den Unterricht in der Nachbarsprache fortsetzen wollen, auch an die Freie Mittelschule Johnsdorf. Deren Leitung steht in regelmäßigem Kontakt mit den Schulleitungen der Grundschulen Hartau und Hradek, alle haben sich zum Sächsisch-böhmischen Schulverbund zusammengeschlossen und bemüht sich in der Grenzregion so weit es geht um gemeinsamen Unterricht für tschechische und deutsche Schüler. Mike Wohne:

"Die Lehrpläne sind gar nicht so unterschiedlich. Die meisten glauben immer, dass das so ist. Aber es gibt einfach so viele Gemeinsamkeiten. Und diese Gemeinsamkeiten suchen wir heraus, und in den Bereichen wird gemeinsam unterrichtet, unkompliziert."

Dabei bemüht sich der Schulträgerverein von Mike Wohne beständig um die Ausdehnung seines Konzeptes auf weitere grenznahe Schulen, und sieht sich durch die Nachfrage bestätigt:

"Demnächst wird es eine neue Schule geben - in Ebersbach, im Oberland, das ist ungefähr 25km von der tschechischen Grenze entfernt. Auch dort ist der Run der Eltern riesengroß, ich habe jetzt die erste Klasse mit 24 Kindern gefüllt."

Für die nächste Zukunft plant der Schulträgerverein von Mike Wohne den Ausbau des grenzüberschreitenden Unterrichts auch über die Grundschule hinaus:

"Wir wollen das Konzept in Johnsdorf weiterführen in die Klassen 6-10, so dass wir dann in vier Jahren die ersten Prüfungen - und das werden wirklich sachsenweit die ersten Prüfungen sein, dass Schüler in Tschechisch auf deutscher Seite eine Prüfung ablegen, die dann auch staatlich anerkannt ist. Ja, und dann werden sich die ersten Schüler nach zehnjähriger Ausbildung in Nachbarschaft und Sprache auf unserem Arbeitsmarkt bewähren können - in der Hoffnung, dass sie dann natürlich auch die Wirtschaft grenzüberschreitend gestalten können."