Hamburg und Prag beschließen Bildungskooperation

Das tschechische Schulministerium und die Stadt Hamburg haben ein Memorandum über Bildungszusammenarbeit unterzeichnet. Noch mehr Schüler als bisher sollen zu Gastaufenthalten in die jeweilige Partnerstadt kommen. Lehrer aus Hamburg sollen in Prag Deutsch unterrichten. Dabei lernen sie nicht nur Land, Leute und Kultur kennen, sondern erhalten auch Tschechischunterricht. Des Weiteren will man Unterrichtskonzepte gemeinsam entwickeln. Hören Sie hierzu das folgende Interview mit Carsten-Ludwig Lüdemann, der das Memorandum für die Hamburger Seite unterzeichnet hat.

Senator Carsten-Ludwig Lüdemann und Vizeministerin Eva Bartoňová  (Foto: Autorin)
Herr Lüdemann, nehmen Sie an, dass genügend Interesse bei den Schülern in Hamburg vorhanden sein wird, oder wird das eher eine einseitige Angelegenheit von tschechischen Studenten werden, die nach Hamburg wollen, aber weniger von Hamburger Schülern, die nach Prag wollen?

„Ich glaube, das Interesse der Hamburger Schüler ist schon in der Vergangenheit sehr groß gewesen und wird auch in Zukunft sehr groß sein. Prag ist eine kulturell sehr interessante, historische Stadt, und viele Schüler haben ein Interesse daran, mehr über die Geschichte von Prag, aber auch über die Vergangenheit von Tschechien, diesem wunderschönen Land, zu lernen. Schon in der Vergangenheit sind viele Hamburger Schüler nach Prag gekommen, und es wird auch in Zukunft sehr viele geben, die sich dafür interessieren.“

Sieht man einmal von der Geschichte und der Kultur ab, dann ist es eher ungewöhnlich, dass eine weit entfernte Stadt wie Hamburg Interesse an einer Zusammenarbeit mit Prag zeigt. Gibt es dafür auch wirtschaftliche Gründe, oder ist es die Elbe, die verbindend wirkt?

Unterzeichnung des Memorandums  (Foto: Autorin)
„Tschechien und Hamburg sind nicht weit voneinander entfernt. Hamburg hat noch die Partnerstädte Shanghai und Chicago, insofern ist Prag eine Partnerstadt, die sehr in der Nähe ist. Wir sind zwei Metropolen im Herzen Europas, die verbunden sind über Elbe und Moldau. Man ist in wenigen Stunden von Hamburg hier in Prag, Entfernung spielt also keine Rolle. Die wirtschaftliche Komponente sollte bei einer Städtepartnerschaft nie im Vordergrund stehen. Natürlich ist unsere Partnerschaft 1989 unter ganz anderen politischen Voraussetzungen geschlossen worden.“

Wenn ich Sie richtig verstanden haben, so haben Sie schon 1989 ein Partnerschaftsabkommen mit Prag geschlossen. War das ein Abkommen im Bildungsbereich, oder war es breiter angelegt?

„1989 ist die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag beschlossen worden. Wir freuen uns sehr darauf, dass wir demnächst 20 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg – Prag feiern können. Und seit diesem Zeitpunkt gibt es auch schon Austauschprojekte zwischen den beiden Städten. Natürlich ist die Partnerschaft zwischen Hamburg und Prag in einer Zeit beschlossen worden, wo das noch eine starke politische Dimension hatte. Zwei verschiedene Kulturkreise, Weltkreise, politische Kreisen begegneten einander, der Westen und der Osten, und man wollte das Verständnis für das jeweils andere politische System entwickeln. Dieser Aspekt ist natürlich heute, Gott sei Dank, nicht mehr im Vordergrund.“