Helme und Schutzwesten: Tschechische Organisation Post Bellum hilft in der Ukraine
Die Ukraine versucht derzeit den Angriff Russlands abzuwehren. Für die Landesverteidigung werden Schutzhelme und Westen, Funkgeräte, Nachtsichtdrohnen und medizinisches Material dringend benötigt. Eben diese Sachen liefert nun auch die tschechische Organisation Post Bellum an die ukrainische Armee.
Eigentlich beschäftigt sich der Verein Post Bellum vor allem mit seinem Zeitzeugenprojekt Paměť národa (Nationales Gedächtnis). Dabei wird eine umfangreiche Sammlung von Erinnerungen an die wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts erstellt. Vor zwei Jahren haben die Tschechen ihr Projekt auch in die Ukraine ausgeweitet. Nachdem das Land in der vergangenen Woche von Russland angegriffen worden sei, habe man sofort begonnen, Hilfe zu organisieren. Dies sagt Mikuláš Kroupa, der Leiter von Post Bellum:
„Wir haben uns in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen und Freunden in Lwiw entschieden, eine Spendensammlung ins Leben zu rufen. Ursprünglich haben wir mit einigen Zehntausend oder einigen Hunderttausend Kronen gerechnet. Die Solidarität der Tschechen mit den Ukrainern hat uns jedoch sehr überrascht. Derzeit haben wir auf unserem Konto über 60 Millionen Kronen.“
Umgerechnet sind dies fast 2,4 Millionen Euro.
Zahlreiche Spenden- und Gütersammlungen sind hierzulande in den vergangenen Tagen gestartet worden. Bei ihnen geht es vorrangig um humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in der Ukraine. Mit den Spendengeldern von Post bellum wird hingegen die Armee unterstützt:
„Mit dem Geld kaufen wir unter anderem kugelsichere Westen, medizinisches Material und die Ausstattung für Feldlazarette. Dabei stehen wir mit der ukrainischen Armee in engem Kontakt. Wir können im Laufe von anderthalb Tagen mehrere Tausend Helme und Westen an Orte in der Ukraine bringen, an denen sie dann weiterverteilt werden.“
Für die Sammlung als solche und den Transport der Güter in den Osten Europas arbeitet Post Bellum mit Partnern direkt vor Ort zusammen:
„Unsere ursprüngliche Idee bei der Spendensammlung war, dass wir die Gelder direkt in die Ukraine schicken, und zwar an die gemeinnützige Organisation Come Back Alive, die seit acht Jahren ein Hilfsprojekt für die ukrainische Armee organisiert. Wir haben aber den Kontakt mit ihnen verloren. Viele Mitarbeiter mussten aus Kiew evakuiert werden, weitere wurden zur Armee eingezogen. Wir können höchstens einmal täglich mit ihnen kommunizieren. Als effizienter und besser hat sich daher erwiesen, das militärische Material hier einzukaufen und mithilfe ukrainischer Diplomaten und der ukrainischen Armee an die Zielorte zu bringen.“
Die Organisation Post Bellum sei seit zwei Jahren mit ihrem Zeitzeugen-Projekt Paměť národa auch in der Ukraine präsent, erläutert Kroupa den Hintergrund der jetzigen Aktivitäten:
„Wir haben damals ein paar Journalisten in Lwiw kontaktiert, die sich für Themen aus der Geschichte interessiert und vor allem über den Zweiten Weltkrieg und den Kommunismus geschrieben haben. Wir haben sie mit Technik und Finanzmitteln ausgestattet und ein Team von Dokumentaristen zusammengestellt. Diese besuchen Menschen und nehmen Interviews auf mit ihnen über ihre Erinnerungen hauptsächlich an die Zeit der stalinistischen Repressionen. Uns stehen bereits mehrere Dutzend Aufnahmen mit vielen Stunden Zeitzeugenaussagen zu Verfügung. Momentan haben wir diese Tätigkeit aber unterbrochen und organisieren stattdessen die Hilfe für die Ukraine.“