Historische Grenzsäulen kehren als Mahnmale an die tschechisch-deutsche Grenze zurück
Am 15. März jährt sich der Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren von 1939. Als Mahnmale für die Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland stehen noch heute einige historische Grenzsäulen im Gebiet unmittelbar zwischen den beiden Ländern.
84 Jahre her ist der Einmarsch Nazi-Deutschlands in Prag. Als 1939 die deutschen Panzer die Grenze passierten, fuhren sie auch an den Grenzsäulen der vorherigen Tschechoslowakei vorbei. Diese haben heute großen symbolischen Wert. Boleslav Meldoň hat sich dafür eingesetzt, dass zwischen Selb und Aš / Asch wieder eine Replik einer ehemaligen Säule aufgestellt wird: „Die Säule ist ein Symbol der Ersten Tschechoslowakischen Republik, und davon gibt es in der Gegend von Aš meiner Meinung nach zu wenige“, sagt Meldoň in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Eingeweiht wurde die Kopie im Oktober vergangenen Jahres: „Unter anderem weil die Straße heute breiter ist, mussten wir die Säule ein Stück weit verschieben. Aber die Replik steht aber fast am ursprünglichen Platz“, so Meldoň, der sich in seiner Freizeit mit der Regionalgeschichte befasst.
Die sogenannten „Grenzorientierungssäulen“ trugen einst die drei Staatsfarben der Tschechoslowakei, welche auf die gesamte 3,80 Meter hohe Stahlkonstruktion aufgetragen wurden. In Form eines aufgesetzten Siegels war auf Kopfhöhe das damalige Staatswappen angebracht. Mitte der 1920er Jahre begann man entlang der Grenze der damaligen Tschechoslowakei mit dem Aufstellen der Säulen. Die 140 Kilogramm schweren Konstruktionen zeichneten sich vor allem durch ihre Form aus, die die drei Elemente der tschechoslowakischen Flagge kopierte. Insgesamt gab es über 200 der Säulen, sechs davon standen im Ascher Zipfel, wo Meldoň lebt. Er erläutert, dass die Grenzbefestigung in Aš, als 1939 die deutschen Panzer ins heutige Tschechien einrollten, bereits anders aussah als zuvor:
„Zu der Zeit war die Säule bereits übermalt. Das kleine Staatswappen war zudem durch ein Hakenkreuz ersetzt worden.“
Denn Aš lag im Sudetengebiet, und dieses hatte Hitler bereits im Oktober 1938 besetzt, wobei die Säulen oftmals umgestaltet oder sogar ganz entfernt wurden.
An der heutigen Grenze zwischen Tschechien und Deutschland tauchen die historischen Säulen nun aber mitunter wieder auf – nicht nur in Form von Repliken. Vlastimil Ondra (parteilos) ist Bürgermeister des kleinen Erzgebirgsortes Potůčky / Breitenbach, der unmittelbar an der Grenze liegt:
„Die Grenzsäule befindet sich am Übergang zu Johanngeorgenstadt. Sie wurde hier 2003 wieder aufgestellt. Es ist eines der wenigen Originale, die sich heute noch in Tschechien befinden.“
Dass die historische Säule seit nunmehr 20 Jahren wieder steht, ist dabei auch den Menschen auf der anderen Seite der Grenze zu verdanken:
„Die Restaurierung wurde von der deutschen Seite finanziert, die sich auch um den Anstrich und die Platzierung kümmerte. Die Aktion war nur eine kleine Angelegenheit, ich denke aber, dass sie zum gegenseitigen Vertrauen und den guten Beziehungen beigetragen hat.“
Weitere originale Grenzsäulen stehen heute nicht nur im Museum, sondern auch an ihren ursprünglichen Standorten – so etwa am Übergang in Dolní Žleb / Niedergrund. Die wohl besterhaltene historische Säule befindet sich im verschwundenen Dorf Mohelnice / Müglitz.
Zum erneuten Auftauchen der Säulen trägt auch bei, dass einige der Exemplare, die nach 1938 die Nazis geraubt hatten, wiedergefunden und zurückgegeben wurden. So konnte unlängst eine Grenzsäule aus dem Bestand eines Museums im sächsischen Schirgiswalde nach Tschechien überführt werden.