Im Briefkasten: Euro-Währung und Briefwahl in Tschechien

Die Einführung des Euro in Tschechien oder die Möglichkeit einer Briefwahl für Tschechen im Ausland, über die im tschechischen Parlament derzeit gestritten wird – unter anderem diese Themen haben die RPI-Hörer kommentiert.

In jedem Hörerforum stellen wir Ihnen eine neue Preisfrage. Aus den uns zugesandten richtigen Antworten losen wir sechs Gewinner aus, die interessante Sachpreise erhalten. Die Preisfrage im Februar bezieht sich auf unsere Serie Entdeckungsreise durch Tschechiens Kreise. Sie lautet:

Im Winter finden traditionell Sportwettkämpfe statt. Die diesjährige Biathlon-WM wird in der Tschechischen Republik ausgetragen. In welcher Stadt wird um die Medaillen gekämpft?

Ihre Antworten schicken Sie bitte bis Ende dieses Monats an [email protected].

Die richtige Antwort aus dem Vormonat Januar hieß: Kreis Mittelböhmen. Eben dieser der 14 Kreise Tschechiens hat die höchste Einwohnerzahl. Ende des Jahres 2022 lebten in Mittelböhmen laut Angaben des Statistikamtes insgesamt rund 1,4 Millionen Einwohner, das waren etwa 80.000 Personen mehr als in der Hauptstadt Prag.

Unter den Gewinnern eines Sachpreises ist auch Dieter Grotzke aus Deutschland.


Und nun zu Ihren Briefen und Zuschriften, liebe Hörerinnen und Hörer.

Michael Lindner aus Gera habe nach hektischen Monaten Ende letzten Jahres wieder mehr Zeit, die Sendungen von Radio Prag International zu verfolgen und sich über sein interessantes Nachbarland aus erster Hand zu informieren, wie er schreibt:

„Momentan streitet man ja in Tschechien über die Einführung des Euro. Entsprechende Infos habe ich Ihren Internetseiten entnommen. Diese Diskussionen ‚pro und contra‘ kann ich gut verstehen. Für die tschechische Wirtschaft, den Tourismus usw. wäre es bestimmt sehr vorteilhaft, aber was hält der ‚kleine Mann‘ auf der Straße davon? Es ist doch nicht vergessen, was mit der Euroeinführung in Deutschland passierte. Der ‚kleine Mann‘ musste schwer bluten, alles ist mit einem Schlag viel teurer geworden. Ich glaube, davor haben Millionen Tschechen Angst, oder? Ich bin also sehr gespannt, wie sich die ganze Sache in den nächsten Monaten entwickeln wird.“

Wann zahlt man in Tschechien mit dem Euro?

In den nächsten Monaten lässt sich wahrscheinlich kein Umbruch in der Sache erwarten. Denn die Regierung hat sich den Beitritt zur Euro-Zone nicht als Ziel ihrer Amtszeit gesetzt, außerdem ist die Stellungnahme des größten Koalitionspartners, der Bürgerpartei (ODS), dazu negativ. Auch Bernd Wachsmuth aus Berlin hat uns seine Meinung dazu geschickt:

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International

„Nun habe ich in den täglichen Nachrichten mitbekommen, dass immer öfters darüber gesprochen wurde, den Euro auch in Tschechien einführen zu wollen. Ich sage nur Finger weg von dieser Währung, denn damit werden arme Menschen in Tschechien noch ärmer, gerade an die sollte man als erstes denken. Und außerdem werden auch die Preise bei allen Sachen, die man kauft, noch mehr angezogen. Mit anderen Worten möchte ich sagen, dass es auch in Tschechien eine höhere Handelsspanne geben wird, bei der jeder Kunde nicht gerade glücklich sein wird, weil alles noch teurer wird als es jetzt schon ist. Ich habe auch noch die gute tschechische Krone im Schrank liegen, ich finde sie besser als Zahlungsmittel in Tschechien als den Euro, der auch sehr gerne von vielen ‚Teuro‘ genannt wird.“

Ralf Urbanczyk aus Eisleben verfolgt eine andere aktuelle Diskussion in Tschechien:

„Ganz schön lang, aber keinesfalls langweilig, war Ihr Kommentar über die Debatte zur Schaffung einer Briefwahlmöglichkeit für im Ausland lebende Bürger Ihres Landes. Dass bei einer solch einfachen Sache die Emotionen dermaßen hochkochen und rhetorische Meisterleistungen vollbracht werden, hat dann noch andere Gründe, auf welche Sie in Ihrer guten Analyse zur Debatte detailliert eingingen. Auf jeden Fall schien es eine sehr lebendige Debatte gewesen zu sein, auch wenn ein einzelner Redebeitrag schon einmal auf 11 Stunden kommt. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht, Debatten im Parlament zu verfolgen. Es ist eine Art Bühne und eine Art Spiegel der Gesellschaft. Das Beobachten dieser Debatten kann unterhaltsam und lehrreich zur gleichen Zeit sein.“

Die Briefwahl im Internetzeitalter

Sie haben Recht, Herr Urbanczyk, dass die Parlamentsdebatten eine Art Bühne und Spiegel der Gesellschaft sind. Diese konkrete Debatte hatte aber mit dem erörterten Thema nichts gemeinsam. Das Anliegen der Redner der Opposition, die gegen die Briefwahl sind, war es, die Tagung zu bremsen, zu obstruieren und eine tatsächliche sachliche Debatte zu verhindern. Ralf Urbanczyk kommt aber auch auf das eigentliche Thema zurück und schreibt dazu:

„Dass die Abgeordneten im Internetzeitalter so angeregt über Briefwahl diskutieren, statt Möglichkeiten zur Nutzung des heimischen Computers für den Wahlvorgang auszuloten, finde ich ein wenig schade.“

Eine Überraschung hat uns eines Vormittags im Januar erwartet. Nachdem das Redaktionstelefon geklingelt hatte, hieß es, einer unserer Hörer stehe in der Empfangshalle und möchte uns begrüßen. Getroffen haben wir dort Hans Mayer aus Cham. Er verfolgt unser Programm seit einigen Jahren und liest täglich unseren Newsletter, steht mit Radio Prag International aber nicht im Briefkontakt. Dennoch hat er uns Ende letzten Jahres eine E-Mail geschickt:

„Obwohl ich bereits 1983 mit dem Erlernen der tschechischen Sprache begonnen habe, muss ich gestehen, dass ich es nicht sehr weit gebracht habe. Durch meinen Schwiegervater, der in der Nähe von Volary geboren wurde, habe ich aber schon sehr früh die Begeisterung für Land und Leute erfahren. Interessant ist dabei, dass es dem Vater meiner Frau und einigen Freunden gelungen ist, eine Figur des gekreuzigten Heilands aus dem nicht mehr existierenden Milešice bei Prachatice in Decken gehüllt und so dem Blick der Grenzorgane verborgen, nach Runding im Landkreis Cham zu bringen. Nach der nun erfolgten zweiten Sanierung ist dieses Andenken am Aufgang zur Burgruine in Runding zu sehen.“

Am Ort des Geschehens

Bei einem nächsten Besuch möchte Herr Mayer gründlicher über diese Familiengeschichte berichten. Es gibt aber auch weitere Schwerpunkte, die hierzulande im Fokus seines Interesses stehen:

„Trotz meiner mittlerweile 73 Jahre bin ich begeisterter Motorradfahrer und habe in den vergangenen zehn Jahren mindestens 40.000 Kilometer auf der Straße in die tschechische Hauptstadt verbracht. Ein sehr großer Teil meiner Fahrten war aber den Ereignissen und Folgen des unbeschreibbaren Elends gewidmet, das das Nazi-Regime verursacht hat. Am Ort des Geschehens hat mich die Geschichte dermaßen ergriffen, dass ich minutenlang dort stehen blieb und das Andenken an die drei Fallschirmspringer jahrelang als mein Profilbild auf dem Mobiltelefon hatte. Alle Wege bis zur Resslova (Kyrill und Method-Kirche) sowie dem Haus der Familie Moravec und dem Schießplatz von Kobylisy habe ich aufgesucht. Zu den Dingen, die mich aber am meisten beeindruckt haben, gehört das Werk von Marie Uchytilová mit den Kindern von Lidice. In die Augen dieser Kinder zu blicken, hat alles übertroffen, was Kunst bei mir bisher bewirken konnte.“

Kinder von Lidice | Foto: Archiv Radio Prag International

Soweit Hans Mayer. Und zum Schluss eine Nachfrage von Frank-Rainer Wagner aus Berlin:

„Sehr geehrte Damen und Herren, wann ist die Originalsendung von Radio Prague International und wann gibt es die Wiederholungen?“

Die Sendung in deutscher Sprache wird zum ersten Mal immer um 14:00 Uhr ausgestrahlt. Später wiederholt sich das Programm alle drei Stunden. Live können Sie den Sender auf der Hauptwebsite des Tschechischen Rundfunks hören: https://www.mujrozhlas.cz/zive/radio-prague-int. In den Podcasts-Apps („Tschechien in 30 Minuten“) und auf unserer Website ist die Sendung meist ein wenig später verfügbar, also kurz nach 14:00 am Nachmittag.


Und das war’s. Wir verabschieden uns für heute. Schreiben Sie uns an Radio Prag International, deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik oder per E-Mail an [email protected].

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