Impfen oder nicht impfen? Impfbefürworter contra Impfverweigerer

Mit dem Beginn des neuen Jahres kommt es in Tschechien zu einer wesentlichen Änderung im Impfkalender der neugeborenen Kinder. Gegen einzelne Krankheiten sollen sie jetzt nicht mehr, wie bisher, separat geimpft werden, sondern in einer Impfung gleich gegen sechs Krankheiten auf einmal, wie zum Beispiel Diphterie, Keuchhusten, Tetanus oder Kinderlähmung.

Der Sechsfach-Impfstoff war bisher eine freiwillige und daher auch unbezahlte Alternative zu den vom Staat bezahlten standardmäßigen Impfungen, von jetzt an soll er flächendeckend als Pflicht und gratis zur Anwendung kommen. Diese Impfform sei für die Neugeborenen verträglicher, weil ihnen einige Pikser und damit auch wiederholte Besuche in einer Arztpraxis erspart bleiben. Gesundheitsminister Tomas Julinek sieht aber noch andere Gründe, warum sich diese neue Form auszahlt, für die rund 100 Millionen Kronen (rund 3.300.000 Euro) in der Staatskasse gefunden werden mussten:

"Ich möchte betonen, dass Impfungen zu den wirksamsten Vorbeugungsmitteln zählen. Anders gesagt, durch Impfungen können die zukünftigen Kosten im Gesundheitswesen gedrosselt beziehungsweise Ausgaben für die Bekämpfung möglicher Epidemien reduziert werden."

Auch Michael Vit, Chef des Gesundheitsamtes, ist von der Nützlichkeit der neuen Impfung überzeugt. Ihre Einführung sei auch eine Reaktion auf die angeblich lang anhaltende Nachfrage vieler Eltern.

"Vor drei Jahren haben wir den Eltern, die am Sechsfach-Impfstoff für ihre Kinder interessiert waren, durch die Novelle des Gesetzes 258 ermöglicht, diesen für ihre Kinder zu kaufen. Damit ist eine neue Situation entstanden. In den größeren Städten entscheiden sich heutzutage die Eltern von mindestens 50 Prozent der neugeborenen Kinder für diesen neuen Impfstoff. Es ist aber nicht möglich, ein Doppelgleis - Gesundheitswesen zu betreiben. Daher heißt es: Alle Kinder in der Tschechischen Republik müssen das Recht auf die Sechsfach-Impfung haben."

Nicht alle in Tschechien sind derselben Meinung und stehen dann vor dem Dilemma: Sollen sie ihre Kinder impfen oder doch nicht impfen lassen und gegen das Gesetz verstoßen? Für die letztere Variante hat sich Lukas Dostal, Arzt und Vater von vier kleinen Kindern, entschieden. Die Vorteile der Impfung wolle er keinesfalls leugnen, er weiß aber auch um ihre Nachteile:

"Die Nachteile bestehen unter anderem darin, dass die Wirksamkeit des Sechsfach- Impfstoffes niedriger ist als die der ursprünglichen Impfstoffe. Anders gesagt gesagt, nach einer Impfung gibt es immer auch so genannte Impfversager. Das sind Kinder, deren Körper trotz der Impfung keinen Impfschutz ausbilden, und besonders nach dem Sechsfach-Impfstoff gibt es mehr Impfversager als nach den ursprünglichen Impfungen. Das ist bekannt, und man nimmt es doch in Kauf. Außerdem ist da noch etwas anderes, das ich noch schlimmer finde: Die Tatsache, dass gerade nach diesem Impfstoff, der verhältnismäßig kurz erst auf dem Markt ist, am häufigsten schwere ungeklärte Nebenwirkungen, sogar Todesfälle, in kurzem Zeitabstand nach der Impfung bei kleinen Kindern verzeichnet wurden."

Lukas Dostal räumt zwar ein, dass die Impfung mit dem Sechsfach-Impfstoff bisher nicht als Ursache für die Todesfälle hundertprozentig nachgewiesen werden konnte. Müsste er sich aber jetzt entscheiden, sein Kind impfen oder nicht impfen zu lassen, würde er die Impfung ablehnen. Er ist hierzulande sicherlich nicht allein.