Kampf um die beste Ackerfurche: die Meisterschaft im Pflügen in Zábřeh

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Im Herbst pflügt der Bauer die Felder um. Das wird seit jeher so gemacht. Damit wird die Ackerkrume aufgelockert und gewendet. In dieser scheinbar vor allem nützlichen Disziplin werden aber schon seit Jahrzehnten Wettkämpfe ausgetragen. Zábřeh / Hohenstadt in Nordmähren war in diesem Jahr der Veranstaltungsort für die Meisterschaft der Tschechischen Republik und auch der Europameisterschaft im Pflügen.

Ende September am Rande der Stadt Zábřeh. Eine Wiese und ein Feld sind voller Traktoren. Hier findet die tschechische Meisterschaft im Leistungs-Pflügen statt. Es geht darum, möglichst schnell und genau zu sein, also in möglichst kurzer Zeit eine gerade Ackerfurche zu schaffen. Dabei gibt es zwei Disziplinen – den klassischen Zweischarpflug und den Drehpflug.

Wettbewerbe im Pflügen haben in Böhmen und Mähren eine lange Tradition. Bereits 1855 wurde der beste Bauer ermittelt. Damals siegte aber überraschend ein Schmiedemeister aus Mittelböhmen. Rund einhundert Jahre später kam es zur ersten Weltmeisterschaft im Pflügen. Bereits bei der zweiten WM, im Jahr 1964, nahmen erstmals auch Tschechen teil. Das Team aus der Tschechoslowakei war das einzige aus dem damaligen Ostblock. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Leidenschaft fürs Pflügen schon einige Generationen umfasst, wie bei den Halucars aus Ostböhmen. Im Vorfeld des Wettbewerbs beschrieb das Josef Halucar so:

„Ich habe das von meinem Vater geerbt. Er war mehrmals Landesmeister. Ich habe nun den Staffelstab übernommen. Allerdings war ich noch nie Meister, meine beste Platzierung war die Vizemeisterschaft. Ich werde es weiter versuchen, aber mit meiner alten Technik kann ich nicht mit Václav Milík, dem besten Tschechen konkurrieren. An seinem Pflug funktioniert alles hydraulisch, bei mir nicht. Aber es ist ja nur ein Hobby, ich fahre einfach gerne mit dem Pflug.“

Auch dieses Jahr reichte es nicht. Václav Milík junior holte sich bei den Zweischarpflügen erneut den Titel. Gegen den Mann aus Kutná Hora / Kuttenberg hatte Josef Halucar keine Chance und wurde diesmal sogar nur Vierter. In Zábřeh war er aber nicht nur Teilnehmer sondern auch Mitglied der Jury. Denn im Anschluss an die Landesmeisterschaften wurde nahe der mährischen Stadt auch die Europameisterschaft ausgetragen. Halucar half dabei als Schiedsrichter;

„Ich muss die Tiefe der Furche messen. Die Tiefe wird vorgegeben und sollte eingehalten werden. Es werden aber mehr Parameter beurteilt. Bei Abweichungen kann der Leistungspflüger Strafpunkte erhalten. Ich bin zwar kein Fan von Kehrpflügen, ich bevorzuge die klassischen Zweischarpflüge - aber bei beiden Typen sollte die Furche glatt sein, alles eingeackert, damit das Stroh nicht irgendwo herausragt. Und die Linien sollten gleichmäßig sein. Auch die Zeit wird vorgegeben: 20 Minuten um aufzuackern und dann 2 Stunden 40 für das Pflügen“, so Josef Halucar.

Während bei den tschechischen Landesmeisterschaften sowohl mit Zweischarpflügen, als auch mit Drehpflügen konkurriert wird, sind es bei der Europameisterschaft nur Drehpflüge. Diese Art des Pflugs ist in Tschechien nicht so üblich. Bei der Europameisterschaft gab es aber auch zwei Kategorien. Und zwar das Pflügen eines Stoppelfeldes und das einer Wiese. Die Titel gingen diesmal nach England und Irland, immerhin holte der tschechische Meister Aleš Malý auf der Wiese den dritten Platz.

Nach Zábřeh waren die Bauern aus ganz Europa mit ihrem eigenen Gerät angereist. Das ist eine neue Entwicklung, früher erhielten die Pflüger vor Ort alle dieselben Traktoren und mussten diese dann für den eigenen Bedarf einstellen. Das neue System bedeutet mehr logistischen Aufwand und Kosten. Der Sieger der tschechischen Landesmeisterschaft mit dem Zweischarpflug, Václav Milík, muss zum Beispiel zur Weltmeisterschaft, denn für die Zweischarpflüge gibt es keine Europameisterschaft – und das bedeutet diesmal, Traktor und Pflug nach Neuseeland zu bringen.

Nach Zábřeh kamen 24 Traktoren aus 13 Ländern. Jeder sportliche Wettbewerb hat aber auch Fans. Zugegeben, viele waren es nicht, besonders lautstark war allerdings eine Gruppe aus Österreich. Der Sprecher der österreichischen Fans, Denk Mayer, erklärt, warum aus dem Alpenland so viele Zuschauer gekommen sind.

„Das Pflügen, speziell das Europameisterschaftpflügen, hat in Österreich einen großen Stellenwert. In Österreich gibt es auf Ortsebene Entscheidungen, dann auf Bezirksebene, auf Landesebene und zum Schluss bundesweit. Man muss fünf Mal einen guten Lauf und viel Glück haben, damit man bei der Europameisterschaft starten kann. Wir sind aus Oberösterreich und aus Niederösterreich und haben zwei Vertreter hier.“

Gleich 35 Freunde und Fans sind zusammen mit den beiden Hoffnungsträgern angereist. Aber doch nicht mit dem Traktor? Denk Mayer lacht:

„Nein. Traktor und Pflug wurden per Lkw hierher gebracht. Wir sind die zirka 400 Kilometer mit Bus und Privat-Pkw gefahren.“

Die Tschechische Republik hat nicht zum ersten Mal eine große Meisterschaft ausgetragen. Im Jahr 2005 fand in Prag sogar die Weltmeisterschaft statt. Warum ist es aber wichtig, gut pflügen zu können? Dazu Josef Halucar.

„Es hat Tradition, früher hat man Äcker ausschließlich gepflügt. Heute wird häufig darauf verzichtet und viele Böden werden einfach nur noch umgeworfen. Das Pflügen ist aber viel besser für den landwirtschaftlichen Boden, denn so wird er gelockert.“

Vettern Veverka
Pflügen kann man auch mit Pferden. Auch das konnten die Besucher der Europameisterschaft in Zábřeh sehen, aber nur als Begleitprogramm. Für das Pflügen mit dem Pferd gibt es einen eigenen Wettbewerb. Der ist nach den Erfindern des so genannten Sturzpfluges benannt, den beiden Vettern Veverka. Und die kamen aus Rybitví in Ostböhmen. Die EM findet daher jedes Jahr Anfang September im ostböhmischen Pardubice unweit des Ortes statt, wo die Veverkas geboren wurden.