Luxemburgische Kunst auf Schloss Chvaly: Bildhauerin Marie-Josée Kerschen zeigt ihre Holzskulpturen

Die Werke der luxemburgischen Bildhauerin Marie-Josée Kerschen sind in vielen öffentlichen Sammlungen vertreten. Unter dem Titel „Meine hölzernen Freunde“ wurde vorige Woche eine Ausstellung von Skulpturen der luxemburgischen Künstlerin auf Schloss Chvaly am Stadtrand von Prag eröffnet. Bei dieser Gelegenheit entstanden die folgenden Gespräche mit dem luxemburgischen Botschafter Ronald Dofing und der Bildhauerin Marie-Josée Kerschen:

Herr Botschafter, wie ist diese Ausstellung zustande gekommen?

„Ich kenne Marie-Josée Kerschen schon länger und wir hatten bereits zusammen Projekte in der Stadtgalerie von Vianden, wo sie lebt, ins Leben gerufen. Vianden ist eine historische Stadt, ein bisschen wir Karlstein. Da gibt es sehr viele Punkte, die sich gleichen zwischen Luxemburg und Tschechien. Ich denke, dass die Skulpturen von Marie-Josée sehr schön in diesen Rahmen passen. Deshalb kam die Idee, sie auch in Tschechien zu zeigen.“

Botschafter Ronald Dofing und Marie-Josée Kerschen | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Frau Kerschen, wo suchen Sie nach Inspiration? In der Natur?

„Ich finde die Holzstücke oder man schenkt sie mir, weil ich jetzt in Luxemburg schon sehr bekannt bin. Dann schaue ich mir die Exemplare an und sehe eine Figur drin. Ich plane das nicht im Voraus. Jedes einzelne Stück Holz ist ein Individuum, und ich sehe eine Skulptur darin.“

Welches Holz benutzen Sie?

„Hier ist Kirschholz, Olivenholz und Nussbaumholz vertreten. Ich benutze aber auch viel Eichenholz, am liebsten hartes Holz, denn das schneidet sich besser. Weichholz vibriert zu viel und hat keine Resistenz, und das gefällt mir nicht.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Benutzen Sie auch andere Materialien?

„Hauptsächlich Holz. Manchmal mache ich auch Keramik. Für die eine Skulptur, die hier zu sehen ist, habe ich Bronze benutzt. Aber das gieße ich nur auf Auftrag, wenn ich einen Kunden habe, der eine Bronzeskulptur haben will.“

Können wir uns einige der Skulpturen näher ansehen? Ist dieses Werk aus Olivenholz?

„Ja, das Olivenholz hat eine so starke Geschichte. Das sind Stücke, die ich in Apulien gefunden habe. An diesem Stück habe ich nur ein bisschen den Körper angedeutet, denn das ist schon an sich fast eine Skulptur. Das sind Stücke von Bäumen, die ungefähr 500 Jahre alt sind. Da stelle ich mir vor, was die Bäume alles gesehen und erlebt haben in diesen 500 Jahren.“

Wie heißt diese Skulptur?

„Das ist eine Art Abflug, weil die Skulptur eine Dynamik hat, als würde sie wegfliegen wollen. Aber die Flügel sind sehr schwer. Trotzdem versucht das Holz, wegzufliegen. Da ist der Drang nach Fliegen und Freiheit immer stärker.“

Dieses Werk erinnert mich an Plastiken aus der Gotik…

„Darüber denke ich nie nach. Wenn ich ein Stück Holz habe, dann sehe ich die Figur, die Bewegung. Diese Skulptur ist ein bisschen davon beeinflusst worden, dass die Schwester meines Mannes bei uns gestorben ist. Das ist ein bisschen eine Hommage an sie. Die Statue heißt ,Kleine traurige Dame‘.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Wie entstand die einzige Plastik, die hier gezeigt wird, die nicht aus Holz ist?

„Die habe ich schon 1985 gemacht. Ich habe damals beschlossen, eine Auflage von nur zehn Stück anzufertigen. Nur wenn ein Kunde interessiert war, habe ich sie gießen lassen, weil die Gießerei kostet. Das ist die Nummer fünf. Das Werk heißt ,Re-covered‘.“

Wie haben Sie die Auswahl der Werke getroffen, die hier zu sehen sind?

„Das Problem war, dass ich zur selben Zeit auch eine Ausstellung in Luxemburg hatte. Deshalb habe ich hier nur ältere Arbeiten, weil in Tschechien noch nichts von meinem Werk gezeigt wurde.“

Waren Sie schon einmal in Prag?

„Nein, aber ich habe viel davon gehört. Alle Menschen schwärmen immer von dem schönen Prag. Jetzt bin ich glücklich, hier zu sein und es selber zu sehen.“

Die Tschechen haben eine besondere Beziehung zu Luxemburg, weil die Luxemburger sozusagen „ihre“  Herrscherdynastie waren…

„Karl und sein Vater Johann waren Luxemburger. Wir sind ein kleines Land mit großen Namen.“

Die Ausstellung  ist auf Schloss Chvaly noch bis zum 30. Oktober zu sehen. In denselben Räumlichkeiten werden auch Fotografien von Konstantin Butygin gezeigt. Die Fotoausstellung trägt den Titel „Bewegliche Städte / Tschechische Landschaft“. Das Schloss ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Marie-Josée Kerschen und Konstantin Butygin | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
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