Museum in Česká Lípa erhält Heimatarchiv vertriebener Sudetendeutscher aus Waldkraiburg

Heimatkundliches Museum in Česká Lípa

Das Heimatkundliche Museum im nordböhmischen Česká Lípa / Böhmisch Leipa erhält in nächster Zeit eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen vertriebener Sudetendeutscher, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im oberbayerischen Waldkraiburg angesiedelt hatten.

„Für uns ist das eine einzigartige Gelegenheit. Wir sind nach Děčín erst die zweite Stadt in Tschechien, die Gegenstände und Hinterlassenschaften abgeschobener Deutscher zurückerhält“, sagte Museumsleiter Zdeněk Vitáček gegenüber Journalisten.

Konkret handelt es sich dabei um das sogenannte Haidaer Archiv, das 1970 aus einer Privatinitiative heraus entstand. In einem Facebook-Bericht der Stadt Waldkraiburg heißt es, es handle sich um „unzählige Bilder, Dokumente, Briefe und Postkarten – darunter auch viele Zeugnisse und Urkunden von Familien, die durch die Vertreibung im Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren haben“. Die Archivalien aus den damaligen Gerichtsbezirken Česká Lípa, Nový Bor / Haida und Duba / Dauba waren zuletzt im Keller des Hauses der Kulturen in Waldkraiburg eingelagert. In Česká Lípa sollen sie digitalisiert werden.

Der Umzug des Haidaer Archivs geht auf eine Initiative des Waldkraiburger Stadtarchivars Konrad Kern zurück. Den Schritt hat bereits der Stadtrat abgesegnet, auf tschechischer Seite muss allerdings noch der Kreis Liberec / Reichenberg als Betreiber des Heimatkundlichen Museums der Annahme der Schenkung zustimmen.

Um die Technik zur Digitalisierung des Archivs anschaffen zu können, hat das Museum beim tschechischen Kulturministerium insgesamt 2,5 Millionen Kronen (100.000 Euro) beantragt. „Für uns ist das von relativ großer Bedeutung. Denn wir werden uns nach dem Erhalt des Archivs dazu verpflichten, das gesamte Archiv zu digitalisieren und es für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen – und zwar nicht nur in Tschechien, sondern international, das bedeutet vor allem für Wissenschaftler in Deutschland“, so Vitáček. Sollte es mit den Zuwendungen des Ministeriums nicht klappen, wolle man schrittweise den Arbeitsplatz für die Digitalisierung aufbauen, ergänzte der Museumsleiter.

Autor: Till Janzer | Quelle: ČTK
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