• 15.11.2004

    Die zehn neuen Mitgliedsländer der EU haben im Jahr vor ihrem Beitritt die staatlichen Zuschüsse für wirtschaftlich angeschlagene Firmen stark erhöht. Der größte "Sünder" in diesem Sinne sei die Tschechische Republik gewesen. Dies ist der britischen Zeitung Financial Times zu Folge Inhalt eines Berichtes, den EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti diese Woche vorlegen will. Staatliche Beihilfen hält Monti für eines der größten Hindernisse einer konkurrenzfähigen Wirtschaft.

  • 15.11.2004

    Die tschechische Fluggesellschaft CSA hat ihre Preise erhöht. Eine Sprecherin des Unternehmens teilte am Montag mit, dass wegen gestiegenen Rohölpreisen der Kraftstoffzuschlag erhöht werde, der seit September auf jedes Flugticket erhoben wird. Der Zuschlag beträgt jetzt 5 Euro für einen Flug auf einer europäischen Linie und 10 Euro auf Fernstrecken.

  • 14.11.2004

    Das Jahr 2004 war in der Tschechischen Republik ein Superwahljahr. Im Juni fanden die Wahlen zum Europaparlament statt, im November Regionalwahlen in allen Landkreisen außer Prag sowie die Wahlen über ein Drittel der Senatssitze. Die stärkste Regierungspartei, die sozialdemokratische CSSD, erzielte bei allen diesen Urnengängen ein enttäuschendes Ergebnis. Bei einer Vorstandssitzung der Partei wurde am Samstag auch laut über vorzeitige Neuwahlen nachgedacht, sagte Gesundheitsministerin Milada Emmerová von der CSSD am Sonntag in einer Diskussionssendung des Tschechischen Fernsehens. Dabei handle es sich aber nur um eine von mehreren Alternativen, Neuwahlen stünden nicht an erster Stelle der Tagesordnung, so Emmerová. Die Sozialdemokraten sind zuletzt von beiden Seiten des politischen Spektrums unter Druck geraten. Bei sämtlichen Wahlgängen in diesem Jahr wurden sie sowohl von der rechtsliberalen ODS als auch von der kommunistischen KSCM klar distanziert. Im März soll ein Parteitag über die weitere Richtung der CSSD entscheiden.

  • 14.11.2004

    Tschechinnen und Tschechen haben die längste Arbeitszeit in der gesamten EU. Das geht aus einer Untersuchung von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, hervor. Demnach wird in Tschechien durchschnittlich 42 Stunden pro Woche gearbeitet, das sind fast fünf Stunden mehr als im EU-Schnitt. Die kürzeste Arbeitszeit haben der Untersuchung zufolge die Niederländer, sie kommen nur auf etwa 32 Stunden Arbeit pro Woche. Den heimischen Rekordwert führt Jaroslav Míl, der Präsident des tschechischen Industriellenverbandes, auf die geringe Verbreitung von Teilzeitarbeit zurück. Aufgrund des niedrigen Lohnniveaus müssten etwa auch Frauen meist Vollzeitarbeit verrichten. In westeuropäischen Ländern würden sich vor allem Frauen oft mit Teilzeitjobs begnügen, so Míl.

  • 14.11.2004

    Eine Kommission, die Schritte gegen den befürchteten Ansturm von Roma aus der Slowakei hätte planen sollen, steht offenbar kurz vor der Auflösung. Ein Sprecher des tschechischen Justizministeriums sagte, es gäbe keinen Grund mehr für die Existenz der Kommission, die im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt beider Länder eingerichtet worden war. Politiker hatten ursprünglich angenommen, der freie Personenverkehr innerhalb der EU würde den Zuzug von Roma aus der Slowakei ansteigen lassen, die befürchtete Massenmigration blieb jedoch aus. In der Slowakei gibt es etwa eine halbe Million Roma. Die Arbeitslosigkeit in dieser Bevölkerungsgruppe ist vergleichsweise hoch. Nachdem die slowakische Regierung dieses Jahr die Sozialleistungen gekürzt hatte, kam es in Roma-Siedlungen vorübergehend zu Plünderungen, gegen die sogar die Armee eingesetzt wurde.

  • 14.11.2004

    Die Opfer des Busunglücks in der Nähe der südböhmischen Gemeinde Nazidla, bei dem im März 2003 neunzehn Menschen ums Leben gekommen waren, sollen auch ohne Behördengenehmigung ein Denkmal erhalten. Die Hinterbliebenen der Opfer wollen nahe der Unfallstelle ein Grundstück kaufen. Das Denkmal in Form einer steinernen Scheibe mit acht Metern Durchmesser wollen sie dann auf ihrem Privatgrund errichten. Bisher hatte die örtliche Kreisverwaltung das Vorhaben abgelehnt. Die Sicherheit auf der vorbeiführenden Europastraße E55 wäre vor allem aufgrund mangelnder Parkmöglichkeiten durch das Denkmal gefährdet, hieß es. Die Hinterbliebenen wollen den Stein nun elf Meter von der Straße entfernt aufstellen. Dadurch würde er nicht mehr in die Zuständigkeit der Straßenverwaltung fallen, sagte ein Mann, dessen Sohn bei dem Unfall ums Leben kam. Das Busunglück in der Nähe der österreichischen Grenze war das folgenschwerste in der Geschichte Tschechiens. Der Fahrer wurde mittlerweile zu acht Jahren Haft verurteilt.

  • 13.11.2004

    Bei der zweiten Runde der Senatswahlen, die am Freitag und Samstag in 27 von 81 tschechischen Wahlbezirken abgehalten wurde, waren die Kandidaten der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) am erfolgreichsten. Insgesamt 18 ODS-Politiker siegten in ihrem jeweiligen Wahlkreis. Von den ebenfalls oppositionellen Kommunisten (KSCM) konnte sich schließlich nur einer behaupten, obwohl vor einer Woche neun von ihnen in die zweite Wahlrunde und damit in die Stichwahl zwischen den beiden stimmenstärksten Kandidaten gekommen waren. Die stärkste Regierungspartei, die sozialdemokratische CSSD, konnte keinen einzigen von den Sitzen, die bei dieser Wahl neu vergeben wurden, erfolgreich verteidigen. Die mitregierenden Christdemokraten (KDU-CSL) erlangten drei Senatssitze. Für die kleinste Regierungspartei, die liberale Freiheitsunion (US-DEU), siegte im Bezirk Prag 6 der ehemalige Kanzler von Expräsident Václav Havel, Karel Schwarzenberg. In Prag 10 zieht mit dem Journalisten Jaromír Stetina zum ersten Mal ein Kandidat, der für die Grüne Partei (SZ) angetreten war, in eine Kammer des tschechischen Parlaments ein. Ein Senator für die Partei Europäische Demokraten (ED) und zwei unabhängige Kandidaten machen die Liste der 27 neu gewählten Senatoren und Senatorinnen komplett.

  • 13.11.2004

    Die Wahlbeteiligung bei der zweiten Runde der Senatswahlen war mit 18,4 Prozent die geringste in der Geschichte der Wahlen zur Oberen Kammer des tschechischen Parlaments. Premierminister Stanislav Gross, der auch geschäftsführender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei ist, sagte nach einer ersten Analyse des Ergebnisses, die Sozialdemokraten werden künftig über eine mögliche Abschaffung des Senats nachdenken. Grund für diese Überlegung sei die niedrige Akzeptanz durch die Bürger, die sich in der niedrigen Wahlbeteiligung ausdrücke, sagte Gross vor Journalisten. Miroslav Kalousek, der Vorsitzende der Christdemokratischen Partei, reagierte mit Verwunderung. Die Überlegung seines Koalitionspartners Gross verglich Kalousek mit einem Sportler, der einen Wettkampf verliert und deshalb das Spielfeld abschaffen will. Der Senat, von dem alle zwei Jahre ein Drittel der Mandate neu vergeben wird, ist eine ständige Kammer, die sich nie auflöst. Als solche gilt sie verfassungstechnisch als stabilisierende Ergänzung zum Abgeordnetenhaus, dessen Mitglieder alle vier Jahre nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden.

  • 13.11.2004

    Die Innenminister aus sechs mitteleuropäischen Staaten, darunter aus Tschechien und Österreich, haben am Samstag in Prag eine engere Kooperation im Kampf gegen das organisierte Verbrechen vereinbart. So soll etwa eine gemeinsame Datenbank mit technischen Informationen über Sprengstoffe und Munition angelegt werden. Auch der Datenaustausch aus Polizeicomputern soll künftig effektiver sein. Die Minister haben sich darüber hinaus für eine möglichst rasche Eingliederung der neuen EU-Staaten in das Schengener Abkommen ausgesprochen, das unter anderem den Grenzübertritt ohne Vorweisen von Reisedokumenten ermöglicht. Politiker dieser Staaten, darunter auch Tschechiens, rechnen damit, im Jahr 2007 dem Abkommen beitreten zu können.

  • 13.11.2004

    Vertreter Tschechiens, Polens und Österreichs sind am Samstag in Prag zu einer Konferenz über die Beziehungen der Staaten innerhalb der Europäischen Union zusammengekommen. Die Hauptredner waren der tschechische Exaußenminister Jiri Dienstbier, der frühere polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der ehemalige Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Ratzenböck. Die Europäische Union sei von Anfang an in einem von Krisen gekennzeichneten Entwicklungsprozess gewesen, sagte in seinem Beitrag Jirí Dienstbier. Genau das aber, so Dienstbier, sei ein Zeichen für die demokratischen Prozesse in der Union. Die Konferenz wurde vor einem Jahr von Unternehmern im österreichischen Linz ins Leben gerufen. Laut Aussagen der Veranstalter soll sie vor allem geschäftliche Kontakte vertiefen. Im nächsten Jahr soll das Treffen in der polnischen Stadt Krakau abgehalten werden.

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