Ausstellung "Geschichte der Prager Burg"

Foto: Lubomir Fuxa und Jaroslav Prokop

Die 5000 Jahre lange Geschichte des Ortes, wo der historische Sitz der Böhmischen Könige steht, ist das Thema einer neuen ständigen Ausstellung, die seit der vergangenen Woche auf der Prager Burg zu sehen ist. Mehr über die Ausstellung mit dem Titel "Die Geschichte der Prager Burg" erfahren Sie im folgenden Spaziergang durch Prag von Martina Schneibergova und Melanie Agne.

Archäologische Ausgrabungen aus der Urzeit, das spätromanische Tympanon der heiligen Agnes, Bestattungsinsignien des Königs Premysl Ottokar II. oder die so genannte St. Veits-Bibel. Dies sind nur einige von Hunderten Exponaten, die die Geschichte der Prager Burg dokumentieren und die in der neuen ständigen Ausstellung zu sehen sind. Die Exposition, die in den ältesten Räumlichkeiten der Burg installiert wurde, hat Staatspräsident Václav Klaus feierlich eröffnet.

"Ich bin überzeugt, wenn Sie sich diese Ausstellung ansehen, werden Sie mir zustimmen: Es handelt sich um ein außergewöhnliches und einzigartiges Werk, das kaum einen Vergleich findet, weder in seinen Ausmaßen noch bei den Ausstellungsstücken. Ich wünsche mir, dass diese Ausstellung, die die Geschichte des Staates zeigt, von unseren Mitbürgern sowie von ausländischen Besuchern der Hauptstadt viel besucht wird und dass sie zum Nachdenken über die Vergangenheit unseres Landes motiviert."

Jiri Weigl  (Foto: Martina Schneibergova)
Die Prager Burg ist darin einzigartig, dass sie während der tausendjährigen Geschichte des Staates Hauptsitz der politischen Macht war. Der Leiter der Präsidentenkanzlei, Jirí Weigl, dazu:

"Das heißt, dass die Geschichte dieses Ortes zugleich die Geschichte dieses Landes, seiner Bevölkerung, der Kultureinflüsse sowie der Kunst darstellt, die sich auf unserem Gebiet entwickelte. Sie spiegelt die geistliche Geschichte dieses Staates wider und ist zugleich ein Ort, wo politische Trends und namhafte Persönlichkeiten zusammentrafen. Aus dem Grund ist es wichtig, dass das Projekt eben in diesen Tagen - kurz vor dem Beitritt des Landes zur EU - verwirklicht wurde und der Öffentlichkeit die Möglichkeit bietet, sich an die Traditionen und Werte unseres Staates zu erinnern. Es ist auch eine Gelegenheit für ausländische Besucher, das Land und seine Wurzel kennen zu lernen."

Die Ausstellung macht den Besucher mit dem Aussehen des heutigen Burggeländes in den einzelnen historischen Zeitetappen vertraut. Jede Zeitetappe wird in einem eigenen Raum dokumentiert. Die Geschichte beginnt in der Urzeit ca. um das Jahr 5000 v. u. Z. mit den Anfängen, als Menschen zum ersten Mal den Ort des späteren Burggeländes betraten. Es folgt die Zeit vor der Entstehung eines Staatsgebildes. Dann wird die Prager Burgstätte aus der Zeit dargestellt, als der Fürstensitz von Levý Hradec nach Prag übertragen wurde. Es folgen die vorromanische und die romanische Zeitetappe der Prager Burg. Die Ausstellung beschreibt das Schicksal der Regierung der Premysliden, der Luxemburger und der Jagiellonen. Nach der Renaissance- und der Barockzeit wird dann die Entwicklung der Burg im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert.

Den Kernteil der Ausstellung, der als die so genannte "Blaue Route" bezeichnet wird, ergänzen noch sieben monothematische Geschichten: Die Geschichte der böhmischen Landespatrone, der Kirche und der Kathedrale, der Bestattungen, der Residenz sowie die Geschichte der Tafelkultur und die Bildungsgeschichte.

Von einer solch komplexen ständigen Ausstellung haben Generationen geträumt, so Kuratorin Sylva Blaskovanova:

Sylvie Blaskovanova  (Foto: Martina Schneibergova)
"Der Gedanke, die Sammlungen der Prager Burg in der Form eines Museums oder einer ständigen Ausstellung zu präsentieren, die die Geschichte der Burg darstellen würde, ist ungefähr 110 Jahre alt. Die Vorbereitungen begannen vor etwa zwei Jahren. In der gotischen Etage des alten königlichen Palastes kann man die Ausstellung besichtigen. Dies ist aber nur eine der Formen, wie der Besucher die Geschichte der Prager Burg kennen lernen kann. Die Geschichte ist so reichhaltig, dass wir weiteres Material zu dieser Ausstellung vorbereiteten. Dazu gehört auch eine Publikation mit ca. 500 Seiten, in der viele neue Fotos und 87 Geschichten aus der Feder der Mitglieder unseres Autorenkollektivs enthalten sind. Filmregisseur Pavel Koutecký drehte einen Dokumentarfilm über die Prager Burg. Er arbeitete daran zwei Jahre lang und suchte auf der Burg nach wenig bekannten Ecken, die er im Film darstellen konnte. Für die Kinder haben wir ein Sonderprogramm mit dem Titel "Das Burgspiel" vorbereitet. In der Form eines Spiels können sie sich mit der Geschichte vertraut machen, sie können dabei in die Rolle von acht verschiedenen Helfern schlüpfen und auf diese Weise durch die Ausstellung spazieren."

Der Besucher kann außerdem verschiedene interaktive Programme nutzen, die speziell für diese Ausstellung ausgearbeitet wurden. 90 Prozent der Ausstellung sind Originalgegenstände. An dem Szenario der Ausstellung arbeiten die Ausstellungsmacher seit 2001. Die Kuratorin dazu:

"Der Gedanke hat sich wirklich entwickelt. Wir haben inzwischen viele Vorschläge von den Mitarbeitern angenommen. Ausgestellt werden nicht nur Gegenstände aus unseren Sammlungen und vom Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften, sondern wir haben auch Exponate von zehn weiteren Institutionen ausgeliehen. Denn wir wollten, dass das, was mit der Geschichte der Burg seit der Urzeit bis zur Gegenwart zusammenhängt, hier zu besichtigen ist."

Die Ausstellung über die Geschichte der Prager Burg ist im Alten königlichen Palast täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Nach dem heutigen Bericht über die feierliche Eröffnung der neuen Exposition werden wir Sie in einer der nächsten Ausgaben des Spaziergangs durch Prag mit einer der Autorinnen der Ausstellung noch durch die Ausstellung führen.

Damit sind wir, liebe Hörerinnen und Hörer, fast am Ende dieses Spaziergangs angelangt, es bleibt nur noch die übliche Quizfrage zu stellen, für deren richtige Beantwortung Sie ein Souvenir aus Prag gewinnen können. Die Dominante der Prager Burg stellt der Veitsdom dar. Die Baugeschichte dieses Sakralwerks ist recht lang, falls Sie wissen, wann der Bau des Veitsdoms beendet wurde, schreiben Sie es uns. Es reicht, wenn Sie das richtige Jahrhundert nennen.Ihre Antworten richten Sie, bitte, an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2, Tschechien. Aus den richtigen Antworten wird in vier Wochen ein Gewinner ausgelost und mit einem Souvenir belohnt.

Vor vier Wochen fragten wir Sie nach dem deutschen Namen für den heutigen Prager Stadtteil Zbraslav - es heißt Königsaal. Eine CD geht an Roy Kitson aus Bangor in Nordirland.

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und freuen uns auf ein Widerhören!