EU-Schulprojekt "Europäischer Frühling" feiert Teilnahmerekord von über 6000 Schulen

Bereits zum dritten Mal fand heuer das EU-Schulprojekt "Europäischer Frühling" statt. 2003 vom EU-Konvent initiiert soll das Projekt Schülern aus den EU-Mitgliedsländern die Möglichkeit geben, sich über Europa zu informieren und aktiv einen Beitrag zu diesem Aufbauwerk leisten. Wie groß das Interesse an der Auseinandersetzung mit Europa-Themen ist, zeigt die Anzahl der registrierten Schulen: Über 6000 waren es dieses Jahr, mehr als 350 allein in der Tschechischen Republik, die damit EU-weit an dritter Stelle liegt. Sandra Dudek hat sich über das Projekt "Europäischer Frühling" informiert und die Aktivitäten einiger tschechischer Schulen unter die Lupe genommen:

Während allerorts die Bäume und Sträucher erst zaghaft zu blühen beginnen, ist der "Europäische Frühling" beinahe schon wieder vorüber. Sozusagen seine "Hochblüte" erlebte das EU-weite Schulprojekt mit dem "Europäischen Tag" am 17. März dieses Jahres. Nun gilt es, die letzten Aktivitäten abzuschließen, Berichte zu schreiben und ein Resümee zu ziehen. Heuer wurden bereits zum dritten Mal die Schulen aus allen EU-Ländern dazu aufgerufen, sich am Projekt "Europäischer Frühling" zu beteiligen. Vorgegeben wird dabei jeweils nur ein sehr allgemein formulierter Oberbegriff: 2003 war dies der Konvent, 2004 stand die EU-Erweiterung im Mittelpunkt und dieses Jahr ist das Thema, aus aktuellem Anlass, die EU-Verfassung. Welche Art von Aktivitäten die Schulen zur Bearbeitung des jeweiligen Themas wählen, werde ihnen völlig frei gestellt, denn im Vordergrund stehe nach wie vor etwas anderes, meint Katerina Bavorová, Projektkoordinatorin beim Europäischen Schulnetz in Brüssel:

"Von Anfang an war das Ziel, dass sich die jungen Leute überhaupt für das Thema EU interessieren, weil sich ein Großteil dafür nicht interessiert und dass sie lernen, darüber zu diskutieren, dass sie darüber nachdenken und die Möglichkeit haben, sich auszudrücken. Und dieses Ziel hat sich eigentlich nicht geändert."

Wie groß das Interesse an EU-Themen ist, zeigt die Rekordzahl von über 6000 Schulen, die sich dieses Jahr angemeldet haben. Und ebenso vielfältig waren auch die Aktivitäten, die von allgemeinen Informationsveranstaltungen über Diskussionen mit EU-Abgeordneten, Mal- und Aufsatzwettbewerben, Lesemarathons von beispielsweise Märchen aus den EU-Ländern zum Teil auch in der jeweiligen Landessprache, dem Pflanzen von Bäumen und Simulationsspielen mit Partnerschulen in anderen Ländern bis hin zu grenzüberschreitenden Internetprojekten reichten. Überraschend sei für Katerina Bavorová vom Europäischen Schulnetz die Beteiligung der tschechischen Schulen gewesen: Mit mehr als 350 angemeldeten Schulen liege die Tschechische Republik EU-weit an dritter Stelle. Auch die Bearbeitung des Themas sei sehr ernst genommen worden. Im Gynmasium Ceská Lípa beispielsweise standen vor allem die in der EU-Verfassung festgeschriebenen Werte im Mittelpunkt der Aktivitäten. Diese freilich seien auf die jeweilige Altersgruppe abgestimmt worden, wie die Englischlehrerin Nada Kadlecová erläutert:

"Wir haben uns entschieden, dass die älteren Schüler einen Essay zu diesem Thema schreiben werden und dafür wurden die in der EU-Verfassung angeführten Werte zum Beispiel im Rahmen des Sozialkunde-, Geschichts- oder Tschechischunterrichts behandelt, damit sie wissen, worüber sie schreiben sollen. Die jüngeren Schüler dagegen wurden auf einfachere Art und Weise mit den Werten vertraut gemacht. Für die Schüler aus der ersten Klasse habe ich zum Beispiel das Lied "Blowing in the wind" von Bob Dylan gewählt, anhand dessen wir einige Werte der EU-Verfassung geklärt haben."

Bei der Auseinandersetzung mit der Thematik habe Nada Kadlecová eine interessante Erfahrung gemacht, wie sie weiter ausführt:

Bei dem Projekt "Europäischer Frühling", das mittlerweile schon zu einem festen Bestandteil der Schulaktivitäten geworden ist, wird im Gymnasium Ceská Lípa auch immer besonderer Wert darauf gelegt, dass ältere und jüngere Schüler zusammen arbeiten. So haben beispielsweise die Schüler aus den höheren Klassen die 25 EU-Länder auf Plakaten präsentiert, die dann den jüngeren Mitschülern als Vorlage für ein Quiz dienten.

Die Zusammenarbeit zwischen älteren und jüngeren Schülern wird auch in der Handelsakademie in Lysá nad Labem großgeschrieben. Heuer stand für die Schüler der höheren Jahrgänge, wie auch schon die Jahre zuvor, wieder ein Simulationsspiel im Mittelpunkt des Projekts "Europäischer Frühling". Thema des Spiels sei dieses Mal das Kennenlernen von Entscheidungsprozessen in der Europäischen Union gewesen, so die verantwortliche Lehrerin Ivana Dvoráková:

"Das Simulationsspiel beruht darauf, dass die Schüler die Rolle der einzelnen Organe der europäischen Union übernehmen, wie zum Beispiel der Europäischen Kommission oder des Parlaments und sie spielen die Verhandlungen nach, wie sie in Wirklichkeit stattfinden und sie stoßen auf Probleme, die auch in Wirklichkeit behandelt werden."

Auch dieses Jahr wurde das Simulationsspiel wieder mit der deutschen Partnerschule Lichtenfels durchgeführt. Das dabei erworbene Wissen und die Ergebnisse haben die Schüler der höheren Klassen dann aufbereitet und ihren jüngeren Mitschülern präsentiert. Mit dem Ergebnis des Projekts und dem Engagement der Schüler, die beispielsweise die Präsentationen in ihrer Freizeit erstellt haben, zeigt sich die verantwortliche Lehrerin Ivana Dvoráková sehr zufrieden:

"Sehr positiv war, dass die Schüler, die präsentiert haben, große Freude daran hatten und die jüngeren Mitschüler aufforderten, das Projekt fortzuführen. Einige der jüngeren Schüler haben sich nachher auch gleich mit konkreten Fragen an mich gewandt, wann sie ins Ausland fahren können und sie haben auch Interesse für weitere Auslandsaktivitäten entwickelt. Ich würde sagen, dass das der größte Erfolg des diesjährigen "Frühlings in Europa" bei uns in der Schule war."

Zusätzlich zu den Präsentationen über die Entscheidungsprozesse in der EU erhielten die Schüler aber auch noch Informationen aus erster Hand: Marcela Chloupková, Vizebürgermeisterin von Lysá nad Labem, erläuterte im Anschluss an die Veranstaltung die EU-politischen Aktivitäten der Stadt.

Das Vertrautwerden mit den einzelnen EU-Institutionen und deren Zuständigkeitsbereichen ist ein wichtiger Kernpunkt des Projekts "Europäischer Frühling". Die Schülerinnen und Schüler werden auch direkt aufgefordert, das politische Geschehen zu beeinflussen und damit Europa bewusst mitzugestalten. Dazu Katerina Bavorová vom Europäischen Schulnetz:

"Wir haben zum Beispiel heuer auf der Internetseite ein Projekt mit dem Titel "Ich habe einen Traum" gehabt und Schüler aufgefordert, dass sie einen Brief schreiben, wie sie sich vorstellen, dass ihre Schule aussehen soll oder ihre Stadt oder ihr Land, also in diesem Fall Europa. Und diesen Brief haben sie dann an die zuständige Person in der EU geschickt und am "Europäischen Tag" haben sie diese Person dann in ihre Schule eingeladen."

Etliche Schulen haben bei diesem Projekt mitgemacht und auch erfolgreich mit Direktoren, Bürgermeistern oder EU-Abgeordneten über ihre Anliegen diskutiert. Generell, so Bavorová, hätte sich die Beteiligung der EU-Beamten an Veranstaltungen in den letzten Jahren erhöht. Allein in Tschechien fanden dieses Jahr zwölf Diskussionsrunden mit EU-Abgeordneten statt. Und gerade die Pflege einer Diskussionskultur und damit die Erziehung der Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewussten EU-Bürgern sei eines der Hauptziele des Projekts "Europäischer Frühling". Ob dieses auch im nächsten Jahr wieder seine Blüten treiben wird, hängt von der Finanzierung ab. Zurzeit wird noch mit den zuständigen EU-Beamten diskutiert.





Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:



www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union

www.euroskop.cz

www.evropska-unie.cz/eng/

www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online

www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt