Rechtsradikale knacken E-Mail-Fach von Premier Sobotka

Foto: Stuart Miles, FreeDigitalPhotos.net

Sie haben nach eigenen Angaben den privaten E-Mail-Zugang des tschechischen Premiers Bohuslav Sobotka geknackt: Rechtsradikale Hacker veröffentlichten am Dienstag Auszüge aus zahlreichen persönlichen und politischen Nachrichten des Sozialdemokraten auf einem eigenen Internetportal. Es ist dabei nicht der erste Angriff dieser Art auf Sobotka.

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Die rechtsradikale Gruppe nennt sich „Nationale Hacker“. Auf ihrem Internetportal hat sie mehrere Hundert E-Mails veröffentlicht. Es soll sich um Original-Korrespondenz von Premier Sobotka handeln, zu lesen sind Nachrichten unter anderem von seinen politischen Beratern und Parteifreunden. Ob die Online-Korrespondenz auch wirklich von Bohuslav Sobotka stammt, das ist bisher nicht bekannt. Ein Regierungssprecher wollte sich am Dienstag nicht dazu äußern. Einige Mailpartner bestätigten aber die Echtheit. Und es sind bereits die Ermittlungen aufgenommen worden, wie Polizeisprecherin Ivana Nguyenová bestätigte:

„Die Polizei der Tschechischen Republik befasst sich intensiv mit diesem Hacker-Angriff. Wir können aber derzeit keine weiteren Informationen dazu veröffentlichen.“

Foto: ČT24
In den E-Mails geht es unter anderem um die Migrationspolitik und um Partei-Interna. Klar wird daraus, dass die Sozialdemokraten gespalten sind in der Frage der Flüchtlinge. Ein Berater Sobotkas stellt ihm zum Beispiel die rhetorische Frage, ob der Premier wirklich die Partei den „Technokraten der Macht“ überlassen wolle. Der Berater nennt dabei ausdrücklich Innenminister Milan Chovanec. Dieser gilt unter den Sozialdemokraten und in der Regierung als Hardliner im Umgang mit Flüchtlingen.

Foto: ČT24
Im Dezember hatten unbekannte Hacker bereits das Twitter-Konto Sobotkas gekapert und Anti-Flüchtlingsparolen verbreitet. Es scheint, als ob sich rechte Kreise auf den Premier eingeschossen haben. Radek Holý ist Sprecher des Nationalen Sicherheitsamtes:

„Die Angriffe haben zum Ziel, die Person von Premier Sobotka in Misskredit zu bringen. Der Grund sind wohl seine politischen Einstellungen in bestimmten Bereichen. Es ging darum, Herrn Sobotkas Ruf in diesen Fragen zu schädigen. Er dürfte selbst am besten spüren, welches Motiv hinter diesen Aktionen steht.“

Bohuslav Sobotka  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Bohuslav Sobotka gab am Dienstag nur eine kurze Stellungnahme ab:

„Ich lasse mich in keiner Weise von wiederholten Hackerangriffen auf meine Person und meine Politik einschüchtern oder beeinflussen.“

Im Fall des E-Mail-Kontos könnte es Sobotka den Angreifern allzu leicht gemacht haben. Denn die Korrespondenz des Regierungschefs soll von seiner privaten Adresse stammen, und zwar beim öffentlichen Provider Seznam. Das Konto war anscheinend nicht besonders gesichert. Seznam-Sprecherin Irena Zatloukalová wies jedenfalls zurück, dass das Konto gehackt wurde. In dem Fall hätte der Provider eine Meldung erhalten, die habe es aber nicht gegeben.

„Vielleicht war das Passwort zu einfach, vielleicht wurde es von irgendjemandem verraten. Oder es ist ein Virus angesetzt worden, der das Passwort nutzt.“

Hillary Clinton  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Experten halten es für leichtfertig, dass Premier Sobotka ein privates E-Mail-Konto auch für politische Korrespondenz nutzt – falls es denn so war. Allgemein werfen sie tschechischen Politikern und Funktionsträgern vor, in dieser Hinsicht wenig Vorsicht walten zu lassen. Der bekannteste Fall stammt aber aus den USA: Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton musste im vergangenen März einräumen, als Außenministerin noch nicht einmal eine amtliche E-Mail-Adresse besessen zu haben.