Vergessener Architekt Eduard Hnilička
Seine Entwürfe haben das Erscheinungsbild einiger Prager Villenviertel geprägt. Heutzutage ist sein Name aber fast nur noch den Kunsthistorikern und Architekten bekannt. Der Architekt Eduard Hnilička und sein Werk sind das Thema einer Ausstellung, die in diesen Tagen in der Prager Villa Trmal zu sehen ist.
„Eduard Hnilička ist ein vergessener Architekt, und das ist sehr schade. Er stammte aus einer Beamtenfamilie. Als künstlerisch talentierter Junge entschied er sich für das Architekturstudium. Das hat er dann an der Tschechischen Technischen Universität in Prag bei den renommierten Professoren Jan Koula, Viktorin Šulc und Antonín Balšánek absolviert. Das Studium beendete er 1913. Er hatte eine besondere Begabung, historische Architektur zu dokumentieren. Damals wurden in Prag viele alte Häuser abgerissen. Hnilička hat sie noch vor dem Abriss gezeichnet und fotografiert. Er fing sehr früh an, mit dem Verein für das alte Prag (Klub za starou Prahu) zusammenzuarbeiten. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete der junge Architekt im Atelier von Architekt Jan Kotěra. Ich glaube, dass Hnilička nach Kriegsausbruch nicht einrücken musste, weil er an einer Herzerkrankung litt.“
Zu den bekanntesten Werken von Eduard Hnilička gehören drei sich ähnelnde Gebäude, die der Architekt für den Christlichen Verein Junger Männer (YMCA) errichtete, so Anna Oplatková:„Am größten ist das Prager YMCA-Gebäude. Es ist ein für seine Zeit modernes multifunktionelles Haus mit einem Schwimmbecken, einem Turnsaal und Hotelzimmern. Das Haus steht im ersten Prager Stadtbezirk auf der Straße ‚Na Poříčí’. Ein weiteres YMCA-Gebäude hat Hnilička im südmährischen Znojmo / Znaim errichtet. Dieses Haus ist etwas kleiner als das Prager YMCA-Haus. In dem Znaimer Gebäude ist heutzutage ein Kinderzentrum untergebracht. Das dritte YMCA-Gebäude baute Hnilička in der slowakischen Stadt Banská Bystrica. Dort hat heutzutage die Universität ihren Sitz. Alle diese Gebäude, die im Auftrag der internationalen christlichen Jugendorganisation YMCA gebaut wurden, entstanden in den Jahren 1923 bis 1928.“
Das YMCA-Haus kennt fast jeder Prager. Aber nur wenige Prager Bewohner wissen, dass Hnilička auch zahlreiche moderne Mietshäuser und ganze Villenviertel in der tschechischen Hauptstadt erbaut hat: beispielsweise die Villenkolonie „Šumava“ im Prager Stadtteil Smíchov. Er entwarf zudem einen Teil des Villenviertels Ořechovka, das zum Stadtteil Střešovice gehört. In der Ersten Republik wurde der Architekt auch mit dem Bau einiger so genannter „Masaryk-Schulen“ beauftragt: diese stehen unter anderem in Mariánské Lázně / Marienbad, in Lubenec oder in Nové Sedlo. Die Kuratorin:
„Alle Gebäude, die Eduard Hnilička gebaut hatte, werden wegen der sehr präzisen technischen Gestaltung geschätzt. Der Architekt arbeitete mit hervorragenden Baumeistern seiner Zeit zusammen – wie Kvasnička, Štengl, oder Weigert. Diese garantierten eine hohe Qualität der Bauarbeiten.“Architekt Hnilička hat sich sein ganzes Leben lang für die Instandhaltung der Baudenkmäler in Prag eingesetzt. Dazu engagierte er sich im Verein für das alte Prag. Anna Oplatková:
„Er war gut mit dem renommierten Architekten Bohumil Hybšman befreundet. Sie haben gemeinsam Artikel über das verschwindende alte Prag geschrieben. Sie haben beide viel fotografiert und waren im Ausschuss des Vereins tätig.“
In der Ausstellung sind aber nicht nur Fotos von Gebäuden zu sehen, die der Architekt entworfen hat. Es gibt dort auch zahlreiche Lithografien, Holzschnitte und Zeichnungen von Hnilička:
"Er schuf eine ganze Reihe von Buchmarken, von so genannten ´Exlibris´. Auf Wunsch zeichnete er auch Neujahrskarten. Wir stellen hier zudem Graphiken aus, die Hnilička anlässlich verschiedener Jubiläen des Vereins für das alte Prag oder für seine Freunde aus den Künstler- und Schriftstellerkreisen gestaltet hatte. Hnilička illustrierte zudem viele Bücher über Prag. An den Bildbänden arbeitete er vor allem mit dem Begründer des tschechischen Denkmalschutzes, Zdenek Wirth, zusammen. Mit seinen Schwarzweißfotos, die in den Bildbänden veröffentlicht wurden, dokumentierte Hnilička die bauliche Entwicklung Prags.“Die Ausstellung über Architekt Eduard Hnilička ist in der Villa Trmal noch bis zum 1. September zu sehen. Da es eine Wanderausstellung ist, wird sie künftig auch an weiteren Orten gezeigt werden, bisher ist aber noch nicht klar, wo. Die Villa Trmal findet man in der Straße Vilová Nr. 11 im zehnten Prager Stadtbezirk. Sie ist von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.