Schuljahr beginnt: mehr Erstklässler, wenig Mittelschüler und neue Tests
Das neue Schuljahr hat am Donnerstagmorgen begonnen und gleich mehrere Neuigkeiten im Schulwesen gebracht: Neue Verträge zwischen Schulen und Eltern, Vergleichsprüfungen für Schüller der 5. und der 9. Klasse, mehr Erstklässler und weniger Mittelschüler.
Genau umgekehrt ist die Lage an den Mittelschulen: Dort werden zurzeit hauptsächlich Kinder eingeschult, die in Jahren mit einer sehr niedrigen Geburtenrate zur Welt gekommen sind: 23.000 weniger Schüler als im letzten Jahr bedeuten leere Klassenräume. Aus diesem Grund werden in manchen Kreisen Mittelschulen aufgelöst oder zusammengelegt. Insgesamt sind fast 100 Schulen betroffen. Bildungsminister Josef Dobeš bekräftigt diesen Kurs und möchte noch massiver Schulen schließen:
„Die demographische Entwicklung ist wirklich sehr negativ. Es gibt immer weniger Kinder und die Zahl der Schulen erhöht sich beziehungsweise bleibt gleich. Dadurch sinkt die Qualität der Bildung, weil jedes Kind auf jeder beliebigen Schule aufgenommen werden kann. Es gibt zu viele Schulen und zu wenig Kinder.“Auf die Schüler und ihre Lehrer warten im neuen Schuljahr auch noch einige Neuigkeiten. Nach dem Start des Zentralabiturs im vergangenen Jahr wird nun auch an 100 Grundschulen ein Pilotprojekt gestartet: Es soll ein zentraler Vergleichstest für Schüler der 5. und der 9. Klasse stattfinden. Sie werden Tests in Mathematik, Tschechisch und in einer Fremdsprache schreiben. Bereits am Ende dieses Schuljahrs möchte man eine landesweite Generalprobe durchführen. Geprüft werden so genannte Standards, also Mindestkenntnisse, die von den Schülern verlangt werden.
„Die Schulen erfahren, wo sie stehen. Wir wissen nicht, wie die Qualität der Schulen ist, weil das Lehr- und Bildungsprogramm so locker geworden ist, dass heute in jeder Stadt etwas anderes unterrichtet wird. Und die Schulen bekommen kein Feedback. Die einzige Rückmeldung kam bisher aus dem Ausland, im Rahmen der Pisa- und Timss-Tests, aus denen man einen großen Verfall der Kenntnisse tschechischer Schüler schließen kann. Daran muss sich etwas ändern.“Und noch ein weiteres Projekt wird in diesem Jahr an 36 Schulen geprüft. Künftig soll dort ein Vertrag zwischen Schule und Eltern von problematischen Schülern geschlossen werden. Damit reagiert man auf das immer schlechtere Benehmen der Schüler sowie den Mangel am Interesse seitens der Eltern. Minister Dobeš:
„Die Schulklasse setzt sich am Anfang des Schuljahrs mit ihrer Lehrerin zusammen und sie einigen sich auf Verhaltensregeln in der Schule. Diese Regeln werden niedergeschrieben und sind verbindlich. Wenn es zum Verstoß gegen eine der Regeln kommt, wird dies in der ersten Phase in der Klasse gelöst. Wenn sich der Verstoß wiederholt, werden auch die Schulleitung und die Eltern eingebunden. Sie schließen dann einen Vertrag, in dem festgelegt wird, worin das Problem besteht und wie es behoben werden kann, sowie was die jeweilige Seite dafür machen muss. Es werden regelmäßige Treffen vereinbart, bei denen man erörtert, wie eine Besserung erreicht werden kann. Die dritte Phase folgt – und ich hoffe, dass sie nicht mehr nötig ist – wenn sich das Versagen wiederholt, als wenn sich eine der Seiten nicht engagiert. Dann greifen Verwaltungsorgane wie die Sozialabteilung der Gemeindevertretung ein, die der Schule mit Repression helfen.“