Obama und Medwedev unterzeichnen Abrüstungsvertrag in Prag
In Kürze sollen sich die Präsidenten der USA und Russlands, Barack Obama und Dmitri Medwedew, treffen, um einen neuen Abrüstungsvertrag zu unterzeichnen. Es geht um ein Nachfolgeabkommen für den im Dezember ausgelaufenen START-1-Vertrag zur Reduzierung strategischer Offensiv-Waffen. Beide Seiten haben sich nun auf Prag als Ort für die feierliche Unterzeichnung geeinigt. Das ganze soll angeblich schon am 8. April über die Bühne gehen. Über Prag als Ort der Unterzeichung eines Dokuments von Weltbedeutung sprach Christian Rühmkorf mit Jitka Mládková.
Inwieweit war es eine Überraschung, dass Prag als Treffpunkt der beiden Staatsoberhäupter ausgewählt wurde?
„Diese Meldung kam eigentlich nicht wie ein Blitz vom heiteren Himmel. Über Prag wurde schon Ende des vergangenen Jahres spekuliert, als man die Unterzeichnung des neuen Abrüstungsvertrags erwartet hat. Die Abrüstungsverhandlungen zwischen beiden Atomweltmächten haben sich, wie es oft passiert, wegen der genauen Wortwahl in dem Vertragstext hingezogen. Und inzwischen waren auch andere Städte wie Kopenhagen, Stockholm, Wien oder Kiew im Spiel. Dass es Prag sein dürfte, ist erst vor wenigen Tagen in die Medien durchgesickert. Am Mittwoch hat es dann der russische Botschafter in Prag bei einem Gespräch mit Präsident Klaus bestätigt“.
Es steckt allerdings, wie mittlerweile bekannt wurde, auch eine bestimmte Symbolik dahinter, dass die tschechische Hauptstadt als Unterzeichnungsort gewählt wurde, nicht wahr?
„Eigentlich ist es kein Zufall. Für solche Events wird oft ein passender Aufhänger gesucht. Für die USA gibt es einen Anlass und Moskau hat ihn auch akzeptiert. Am 5. April 2009, also kurz nach seinem Amtsamtritt, hat Barack Obama eine weltweit mit Spannung erwartete Rede hier in Prag gehalten. Unter freiem Himmel, mit der Prager Burg im Rücken, hat er für eine atomwaffenfreie Welt geworben. Wie jetzt aus russischen Quellen verlautete, werde die tschechische Hauptstadt auch von der russischen Seite als ein – wie es hieß – ´würdiger Ort´ angesehen. In diesem Zusammenhang ließen sich hierzulande einige Medien sogar zu enthusiastischen Formulierungen verleiten. So schrieb zum Beispiel die Wirtschaftszeitung „Hospodářské noviny“ am Mittwoch, Prag sei mit Obamas Rede aus dem Vorjahr als Symbol für einen ´Neuanfang´ in den russisch- amerikanischen Beziehungen geeignet“.Nun steht es fest, Obama und Medwedew treffen sich in Prag. Das Datum, der 8. April, wurde aber noch nicht offiziell bestätigt, oder?
„Offiziell nicht, aber es spricht vieles für den 8. April. Unter anderem auch dass der russische Präsident am 6. und 7. April die Slowakei besucht. Dann kann er sozusagen einen Abstecher nach Prag machen. Am 12. April beginnt wiederum in Washington eine internationale Atom-Konferenz. Da wäre es sicherlich für alle Beteiligten ein gutes Signal, wenn der neue Abrüstungsvertrag über atomare Waffen unter Dach und Fach wäre.“