Inversionswetterlage macht in Tschechien das Atmen schwer

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Es ist Winter - tausende Fans des weißen Sports sind in die böhmischen und mährischen Berge aufgebrochen, um dort den bevorstehenden Neujahrsrutsch zu genießen. Noch dazu ist der Aufenthalt in den höheren Lagen derzeit gesünder als im tiefen Tal. Aktuelle Meldungen der Meteorologen sprechen nämlich von einer Inversionswetterlage. Sie entsteht häufig dann, wenn es in den Niederungen und Tälern des Landes kälter ist als auf den Bergen. Dieses Wetterphänomen ist vielen Tschechen vertraut bekannt, besonders den Bewohnern der nordmährischen Industriegebiete. Dort ist die Wetterinversion mit einer höchst negativen Begleiterscheinung verbunden: mit einer hohen Feinstaubkonzentration, die aktuell das Vierfache des zulässigen Limits erreicht. Da heißt es Fenster schließen und drinnen bleiben. Über das Thema „Inversion“ sprach Till Janzer mit Vít Květoň, einem führenden Klimatologen vom Tschechischen Hydrometeorologischen Institut.

Herr Květoň, in den Wetterberichten in Tschechien wird häufig von Inversionswetter gesprochen. Was meinen Meteorologen oder Klimatologen damit?

„Bei Inversionswetter steigt mit zunehmender Meereshöhe auch die Temperatur. Normalerweise nimmt die Temperatur mit steigender Höhe hingegen ab. Bei Inversion muss man dabei zwei Arten unterscheiden. Bei der ersten kühlt der Boden stärker ab als die Luft über ihm. Bei der zweiten strömt in der Höhe wärmere Luft zu uns als die am Boden. Von Inversionswetterlage sprechen wir dann, wenn die Temperaturunterschiede sich über mehrere Hundert Höhenmeter erstrecken.“

Wie häufig kommt das in Tschechien vor?

„Im Winter ist dies ein häufiges Phänomen. Hierzulande halten sich Inversionswetterlagen dann an rund 40 Prozent der Tage. In der Regel ein- bis zweimal im Winter kommt es zu starken Inversionswetterlagen, die länger als eine Woche andauern und bei denen sich die Temperaturumkehrung über 800 Höhenmeter erstreckt. Dabei entstehen dichte Nebel. Das sind sehr ungünstige Bedingungen, da der Luftaustausch nicht mehr richtig funktioniert. Am Boden sammeln sich dann die Abgase aus Fabriken und vom Verkehr mit sehr negativen Folgen für die menschliche Gesundheit.“

Die Bilder von dichtem Nebel, der in den Schwerindustrieregionen vom Schwefeloxid gelblich gefärbt ist, sind zwar weniger geworden. Doch Tschechien hat insgesamt ja eine ungünstige Lage…

„Die Tschechische Republik – und da vor allem der böhmische Landesteil – ist von allen Seiten von Bergen umgeben. Da bildet sich dann die so genannte böhmische Waschküche. Das führt sicher dazu, dass die Inversionswetterlagen häufiger sind und länger andauern als beispielsweise in Ostdeutschland oder Polen, wo es keine Berge gibt.“

Lässt sich eigentlich allgemein sagen, dass die Menschen in den Städten bei Inversion es schlechter haben als die Menschen auf dem Land?

„Nicht unbedingt. Für die ländlichen Gebiete außerhalb der Dörfer trifft das zu, aber nicht in den Dörfern in den Tälern der Berge. Wird dort mit Kohle- und Ölöfen geheizt, kann die Luft sogar schlechter sein als in einer Stadt, in der vor allem mit Fernwärme geheizt wird.“