Ganztägige Schulkantine – Zukunftsmusik für Verpflegung von Schulkindern
Viele tschechische Kinder leiden an Übergewicht, Tendenz steigend. In der Alterskategorie zwischen sechs und zwölf Jahren zum Beispiel gilt das für jedes fünfte Kind. Jedes zehnte Kind leidet gar unter Fettsucht. Kinder, die das Doppelte des empfohlenen Gewichts erreichen, sind auch keine Ausnahmen mehr. In der etwas höheren Alterskategorie nimmt auch die Zahl derer zu, die bereits die Gewichtgrenze von 100 Kilo überschritten haben. Ihre Essgewohnheiten können nach Meinung von Ernährungsexperten auch Schulkantinen beeinflussen.
Die gesundheitlichen Risiken sind bei den Kindern ähnlich wie bei den Erwachsenen, bekräftigen die Ärzte. Auch Kinder können zum Beispiel hohen Blutdruck haben oder zuckerkrank sein. Wenn die Eltern sehen, dass ihr Sprössling immer runder werde, sollten sie sich an einen Fachmediziner wenden, sagt die Ärztin Alexandra Moravcová von der Prager Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Probleme können ihrer Meinung nach auch genetisch bedingt sein, meistens sind sie aber auf die Fehler in den Essgewohnheiten der Kinder zurückzuführen:
„Viele Kinder essen kein Frühstück, einige haben auch keine Jause. Entweder schaffen sie es nicht, sich selbst etwas für die Schule vorzubereiten, oder bei den Kleineren ist es oft so, dass die Eltern ihnen kein Brot schmieren, sondern ihnen lieber Geld mitgeben. Dafür kaufen sich viele etwas aus den Schulautomaten, die meistens lauter unsinnige Sachen anbieten.“
Kekse, Oblaten, süße Müsliriegel, Schokoriegel, süße Getränke und ähnliches mehr. Das erste normale Essen bekommt man dann oft erst zu Mittag in der Schulkantine, über die hierzulande fast jede Schule verfügt. Es gibt aber Kinder, denen es in der Schulkantine nicht schmeckt und sie ziehen Fastfood vor oder kaufen sich auf dem Heimweg aus der Schule zum Beispiel den beliebten so genannten „italienischen“ Salat mit viel Wurst und Mayonnaise. Der Ernährungsexperte Mirek Scholle räumt zwar ein, dass sich die Verpflegung in den tschechischen Schulkantinen in letzter Zeit wesentlich verbessert hat, gleichzeitig aber hat er immer noch vieles an dem System auszusetzen:
„Ich würde es sehr begrüßen, wenn man die Schulverpflegung nicht nur auf das Mittagessen reduzieren würde. In einigen Ländern werden für die Schulkinder auch das Frühstück oder die Jause zubereitet. Wenn wir uns ausschließlich auf das Mittagessen konzentrieren werden, kann sich kaum etwas zum Besseren verändern. Viele Familien haben heutzutage wenig Zeit. Ich glaube, das Angebot von mindestens drei Speisen in der Schule, einem Hauptgericht und zwei Jausen, könnte für die Kinder sozusagen ´ein optimaler Leitfaden´ für die gesunde Ernährung sein.“Darin sei die Zukunft der schulischen Verpflegung zu sehen, sagt Scholle. Und es hört sich auch wie Zukunftsmusik an.