Vogelgrippe: Mehrheit der Tschechen fürchtet sich vor der Tierkrankheit
Nach dem "goldenen Oktober", der für mitteleuropäische Verhältnisse ein recht sonniger war, hat auch in Tschechien das triste Novemberwetter Einzug gehalten. Und mit diesem Wetter steigt auch wieder die Erkältungsgefahr. Die Nachfrage nach einer Grippeschutzimpfung hat hierzulande jedoch schon längst rekordverdächtige Züge angenommen. Der Grund: Die Vogelgrippe. Wie dieses Phänomen derzeit den tschechischen Alltag beeinflusst, dazu ein Beitrag von Lothar Martin.
Niemand geht davon aus, dass es die ersten Vogelgrippe-Fälle in Tschechien sein werden, doch die Angst vor der neuzeitlichen Pandemie-Bedrohung ist groß im Land zwischen Eger und Oder. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung - exakt 55 Prozent - fürchtet nämlich das Auftreten dieser Tierkrankheit auch in ihrem unmittelbaren Lebensraum. Und damit die Gefahr der möglichen Übertragung auf den Menschen. Diese Gefahr sei "sehr niedrig", äußerte sich der tschechische Oberhygieniker Michael Vit gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Doch erst vor wenigen Tagen, als die Hysterie vor einer lauernden Ansteckungsgefahr via Vogelgrippe längst um sich gegriffen hatte. Die Nachfrage nach gewöhnlichen Grippeschutzimpfungen ist nämlich in Tschechien gegenwärtig so hoch wie lange nicht. Deshalb ist der nur mäßig bevorratete Impfstoff zurzeit nicht verfügbar und kann den Apotheken nach Auskunft des Präsidenten der Tschechischen Apothekerkammer, Lubomir Chudoba, frühestens in zehn Tagen wieder zugeführt werden. Auch ein Ergebnis der schlechten medialen Aufklärungsarbeit des Gesundheitsministeriums, so Chudova, der kritisierte, dass es dieses Ressort nicht verstanden habe, die unter der Bevölkerung verbreitete Panik vor der Vogelgrippe zu verhindern.
Dafür machte am Montag wieder ein anderes Ressort von sich reden: das Landwirtschaftsministerium. Aufgrund eines Beschlusses dieses Hauses wurde nämlich angeordnet, dass in Tschechien seit Dienstag 00.00 Uhr die Einfuhr exotischer Vögel aus Nicht-EU-Ländern bis auf wenige Ausnahmen verboten ist. Dies sei eine Maßnahme, die den Richtlinien der EU entspreche, sagte Landwirtschaftsminister Petr Zgarba, und ergänzte:"Dieses Verbot betrifft alle Länder, die außerhalb der Europäischen Union liegen. Lebende Vögel können daher bis auf weiteres nur noch in Ausnahmefällen und nur über den Flughafen in Prag-Ruzyne zu uns eingeführt werden. Diejenigen, die Ziervögel einführen wollen, müssen einige außergewöhnliche Auflagen erfüllen."
Zu diesen Auflagen gehört eine 30-tägige Quarantäne der Vögel vor oder nach dem durchgeführten Import. Diese kann mittels einer Schutzimpfung oder einer eingehenden Virusuntersuchung umgangen werden. Minister Zgarba rechnet damit, dass dieses Importverbot mindestens ein halbes Jahr bestehen wird. Auf die Gefahr einer Vogelgrippe ist jedoch von Veterinären in Tschechien auch schon viel früher reagiert worden, betonte die Direktorin des Zoologischen Gartens in Dvur Kralove, Dana Holeckova. Dazu erläuterte sie:
"Wir haben das Phänomen der Vogelgrippe schon vor einigen Jahren zu spüren bekommen, als wir einige Vogelarten für unseren Zoo importieren wollten. Weil diese Krankheit damals bereits in Asien aufgetreten war, ist uns diese Einfuhr von der Staatlichen Veterinärverwaltung aus verständlichen Gründen nicht ermöglicht worden."