Geschichte des Prages Pulverturms
Zu den bekanntesten Prager Sehenswürdigkeiten gehört der am Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Pulverturm. Diese Bezeichnung ist jedoch bedeutend jünger als das Bauwerk selbst. Mehr über die Geschichte des berühmten Turms erfahren Sie von Martina Schneibergova und Andrea Fischer im folgenden Spaziergang durch Prag.
Der Neue Turm, der später Pulverturm genannt wurde, wurde ungefähr auf der Stelle erbaut, wo einst eines der sieben Tore der Altstadtbefestigung, das so genannte "Bergtor", stand. Am Ende des 14. Jahrhunderts, als König Wenzel IV. in den nahe liegenden Königshof übersiedelte, gewann es an Bedeutung und wurde als "turris regis" - also der "Königsturm" genannt. 1431 war er jedoch so verkommen, dass er als "valva lacerata" - also das "lumpige Tor" - bezeichnet wurde. Mit dem Entwurf für einen Neuen Turm, der zu Ehren des Königs Vladislav II. erbaut werden sollte, wurde der Mauermeister Vaclav aus Zlutice beauftragt. Die weitere Bauleitung übernahm danach Matej Rejsek aus Prostejov. Der Turm, der eigentlich im tschechischen "Prasna brana" - also das Pulver t o r heißt, trägt diesen Namen jedoch nicht von Anfang an. Die Mitarbeiterin des Museums der Hauptstadt Prag, Barbara Svojanovska, erklärte:
"Er hieß nicht immer Pulverturm. Der Grundstein für den Turm wurde 1475 gelegt - und zwar als eine Demonstration der Hochachtung gegenüber dem neuen König Vladislav II. aus der Jagiellonendynastie. Beachtenswert ist, dass der Bau des Turms von Prager Bürgern finanziert wurde. Der Bau wurde höchstwahrscheinlich bis 1483 fortgesetzt. Damals kam es in Prag zu Unruhen, außerdem wurde die Stadt von einer Pestepidemie geplagt. König Vladislav zog von dem unmittelbar neben dem Turm gelegenen Königshof auf die Prager Burg um. Wir nehmen an, dass der Bau damals beendet wurde. Wir wissen es nicht genau, da es an Archivmaterialien mangelt, die es beweisen würden. Aus den historischen Zusammenhängen geht aber hervor, dass der Bau beendet bzw. eingestellt wurde."Im 16. Jahrhundert wurden einige Änderungen am Neuen Turm durchgeführt. Einem Bericht aus dem Jahr 1711 zufolge war der Zustand des Turms so schlecht, dass er einzustürzen drohte. Bald danach taucht schon der Name "Pulverturm" auf, der bis heute benutzt wird. Die Kunsthistorikerin dazu:
"Wir wissen, dass diese Bezeichnung 1715 gebraucht wurde, dafür gibt es Belege im Archiv. Da der Turm seine Repräsentationsrolle verlor, überlegte man, zu welchem Zweck er dienen soll, wenn er nicht abgerissen wird. Man begann ihn dann schließlich als Schießpulverlager zu benutzen."Während der Belagerung Prags 1757 wurde der Turm durch preußische Kanonade stark beschädigt. 1817 fielen einige der Verzierungen vom Turm ab, und der Stadtrat schlug damals sogar vor, den Turm abzureißen. Etwa 400 Jahre nach der Grundsteinlegung wurde der Turm von Architekt Josef Mocker im Geiste der Neogotik wiederhergestellt.
Die Baugeschichte des Pulverturms ist das Thema einer Ausstellung, die zurzeit in den Räumlichkeiten des Museums der Hauptstadt Prag zu sehen ist. Besichtigen kann man dort einige schmückende Figuren und andere Fragmente des Pulverturms, und zwar aus nächster Nähe und nicht nur von unten, wo man die verschiedensten am Turm angebrachten Statuen beim Vorbeigehen bewundern kann. Die Kuratorin der Ausstellung ist Barbara Svojanovska:
"Es sind Fragmente des Pulverturms, die bei der Renovierung des Baus in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgetragen wurden. Dabei handelt es sich meistens um so genannte Torsi. Diese Fragmente, die vorwiegend zur Verzierung dienten, waren lange unangemessen gelagert worden. Als die Stücke von unserem Museum übernommen wurden, mussten wir sie restaurieren. Da wir uns mit diesen Kunststücken beschäftigt haben, war es uns wichtig, sie der Öffentlichkeit vorzustellen, bevor wir sie im Lapidarium aufbewahren werden. Denn die Öffentlichkeit hatte zuvor nie die Gelegenheit, die Fragmente aus einer solchen Nähe zu bewundern."Der Kuratorin zufolge konnten bisher nur Restauratoren diese Kunststücke aus nächster Nähe besichtigen. Es handelt sich um architektonische Plastiken, die für den Blick von unten bestimmt waren. Manchmal ist es schwierig, die bestimmte Figur zu erkennen. Die Kuratorin meint:
"Es ist sehr problematisch, zu bestimmen, um was für eine Figur es sich handelt. Diejenigen, die es hier sehen, wissen, dass es sich um Torsi handelt, die durch Witterungsbedingungen beschädigt sind. Denn diese mittelalterlichen Fragmente waren seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis zum 20. Jahrhundert an dem Turm angebracht."
Neben den Exponaten aus dem 15. Jahrhundert kann man in der Ausstellung auch einige Gipsmodelle von Heiligenstatuen sehen, nach deren Vorbild im 19. Jahrhundert die Steinfiguren entstanden sind. Die Exponate werden durch die damalige Dokumentation sowie Materialien ergänzt, die mit der jüngsten Restaurierung der Kunststücke zusammenhängen. Barbara Svojanovska machte mich noch auf eine Sehenswürdigkeit aufmerksam, die man in den unterirdischen Ausstellun gsräumlichkeiten des Museums findet:"Bestandteil der ständigen Ausstellung im so genannten ´Folterraum´ des Museums, der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, ist ein Teil des Fenstersimses vom Pulverturm. Dieser wurde in den Raum mit eingebaut."
Museums der Hauptstadt Prag zu sehen ist. Besichtigen kann man dort einige schmückende Figuren und andere Fragmente des Pulverturms, und zwar aus nächster Nähe und nicht nur von unten, wo man die verschiedensten am Turm angebrachten Statuen beim Vorbeigehen bewundern kann. Die Kuratorin der Ausstellung ist Barbara Svojanovska:
Es sind Fragmente des Pulverturms, die bei der Die Ausstellung zum Prager Pulverturm im Museum der Hauptstadt Prag in Florenc dauert bis zum 25. September.
Am Ende des heutigen Spaziergangs durch Prag bleibt nur noch die übliche Quizfrage zu stellen. Für die richtige Beantwortung können Sie ein Souvenir aus Prag gewinnen. Der Pulverturm wurde zu Ehren des Königs Vladislav Jagiello erbaut. Nach diesem Herrscher wurde auch ein berühmter Raum auf der Prager Burg benannt. Wenn Sie wissen, um welche Räumlichkeit es sich handelt, können Sie es uns schreiben - an die Adresse: Radio Prag, Vinohradska 12. PLZ 120 99 Prag 2.
In der letzten Ausgabe des Spaziergangs im Juli fragten wir Sie nach dem Namen der vierten Frau von Karl IV. - es war Elisabeth von Pommern. Eine CD geht an Joe Leyder aus Bettendref in Luxemburg.