Reform: Jede dritte Akutklinik soll schließen
Das System der medizinischen Akutpflege in Tschechien soll umgebaut werden. Das Gesundheitsministerium will die Zahl der entsprechenden Krankenhäuser um ein Drittel reduzieren.
„Derzeit gibt es hierzulande 160 Einrichtungen für Akutpflege. Wir sind überzeugt, dass rund 100 solche Abteilungen ausreichen. Das heißt, eine Einrichtung pro Bezirk und dazu große medizinische Zentren wie die Universitäts- und Kreiskliniken.“
Die übrigen Krankenhäuser sollen sich auf andere Arten der medizinischen Versorgung konzentrieren. Gesundheitsminister Adam Vojtěch:
„Wir planen nicht, diese Krankenhäuser zu schließen. Wir sind uns aber dessen bewusst, dass es hierzulande an Einrichtungen für Nachpflege, Rehabilitation und Langzeitpflege mangelt. Beziehungsweise es sollen solche Ambulanzen gestärkt werden. Der Umbau ist ein Prozess, der auf die Aufbau eines Netzes von Notaufnahmen und Stellen für Akutpflege naturgemäß folgen wird.“
Ziel der geplanten Reform sei unter anderem, die Kapazitäten für Nachbehandlungen zu erhöhen, sagt Prymula:
„Viele Krankenhäuser haben damit zu kämpfen, dass sie ihre Patienten nicht in Einrichtungen der Nachpflege schicken können. Die Patienten besetzen in den Kliniken die Betten für Akutpflege, und das führt zu unnötigen Warteschlangen. Nach der Reform dürfte gar nicht wahrzunehmen sein, dass die Zahl an Akutpflegebetten geringer ist, weil die Patienten dann in Einrichtungen für Nachpflege behandelt werden.“Gegen den Plan des Ministeriums stellen sich die Gewerkschaften im Gesundheitswesen. Ihre Chefin Dagmar Žitníková ist überzeugt, dass die Erweiterung der Nachpflege auf Kosten der Akutpflege falsch ist:
„Eigentlich muss das System der Nachfolge- und Langzeitpflege erweitert werden. Aktuell sind die Pflege im Gesundheits- und die im Sozialwesen nicht vernetzt. Gäbe es ein verknüpftes System, könnten die Patienten in Sozialeinrichtungen gebracht werden. Das würde das Problem mit der Überlastung der Krankenhäuser lösen.“
Žitníková warnt davor, die medizinische Fürsorge für Patienten in den Regionen durch die Reform schwerer zugänglich zu machen. Die Coronakrise habe zudem gezeigt, wie sehr Akutbetten gebraucht würden:„Viele Krankenhäuser mussten ihre Struktur der aktuellen Lage anpassen und Infektionsabteilungen wieder öffnen, die dort vor einigen Jahren oder Monaten geschlossen wurden. Im Kontext der Coronavirus-Pandemie wurde die Hypothese bestätigt, dass das Gesundheitswesen dazu dient, sich um Patienten zu kümmern, die gerade eine Behandlung brauchen.“
Das Gesundheitsministerium nennt aber noch weitere Argumente für einen Umbau. So verweist Staatssekretär Prymula unter anderem auf den Mangel an Krankenhauspersonal:
„Dank der Reform würde das Personal schrittweise zu den ausgewählten Kliniken im Notaufnahme-Netz wechseln. Dadurch hätten wir das Problem mit dem Mangel teilweise gelöst.“Die geplante Reform wird nicht sofort umgesetzt. Laut Gesundheitsminister Adam Vojtěch handelt es sich um einen Prozess von etwa fünf Jahren.