Kommerzieller Missbrauch von Olympia-Symbolik? Namensverbot von Schülerolympiaden in Tschechien abgewendet

Viele von uns kennen sie noch aus der Kindheit und Jugend: die Schülerolympiaden, bei denen man seine Mathekenntnisse oder Lesefähigkeiten unter Beweis stellt. Auch in Tschechien werden sie veranstaltet. Das hiesige Olympische Komitee wollte nun aber die Bezeichnung der Wettbewerbe als „Olympiade“ verbieten lassen.

Das Thema scheint so wichtig zu sein, dass sich Bildungsminister Mikuláš Bek (Stan) sogar am Sonntagabend Zeit für ein klärendes Gespräch nahm. Da traf er nämlich mit dem Vorsitzenden des tschechischen Olympischen Komitee (ČOV), Jiří Kejval, zusammen, um im wahrsten Sinne des Wortes den guten Namen der beliebten Schülerwettbewerbe, der Olympiaden, zu retten.

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Denn das ČOV hatte zuvor Anstrengungen unternommen, diesen verbieten zu lassen. Stein des Anstoßes sind dabei Kooperationen, die die Organisatoren mancher Schülerolympiaden mit kommerziellen Partnern eingehen. Konkret hatte ein privatwirtschaftlicher Sponsor einer Biologie-Olympiade deren Namen in seinen eigenen Slogans benutzt. Laut ČOV wird damit gegen das Gesetz zum Schutz olympischer Symbole verstoßen.

Dieses schreibt vor, dass jegliche Nutzung von Olympia-Symbolen zu gewerblichen oder Reklamezwecken durch eine schriftliche Genehmigung erlaubt werden müssen. Diese war für den besagten Biologie-Wettbewerb nicht erteilt worden. Jiří Kejval räumte bei der Pressekonferenz am Sonntag aber ein, dass dies der einzige fragliche Fall gewesen sei:

Jiří Kejval | Foto: Ivana Roháčková,  Tschechisches Olympia-Komitee

„Wenn es dazu eine normale Kommunikation gegeben hätte, wäre das Ganze in einem halbstündigen Telefonat geregelt worden. Es wurde aber auf medialem Wege verhandelt, und dadurch erscheint alles viel komplizierter. Wir sind überzeugt – und man sieht ja, dass unser Interesse besteht –, dass es tatsächlich gar kein Problem gibt. Es handelt sich vielmehr um eine Verwaltungsangelegenheit, und diese werden wir nun zu Ende bringen.“

Damit bestätigte der ČOV-Vorsitzende eine Stellungnahme von Anfang August, nach der das Komitee die Schülerolympiaden im Prinzip unterstütze. Im Falle der Biologie-Olympiade habe das Komitee inzwischen seine Meinung geändert, und damit sei das Problem gelöst, so Kejval.

Im Ergebnis der Aussprache am Sonntag können sich die Wissenswettbewerbe in Tschechien nun weiterhin so nennen. Das Treffen fiel letztlich sehr kurz aus, und die Beteiligten bewerteten es als konstruktiv. Weiter hieß es, das Bildungsministerium werde nun eine Methodik für die Veranstalter erarbeiten. Dazu Ressortchef Mikuláš Bek:

„Wir wollen den Organisatoren dieser Wettbewerbe eine klare Interpretation der Gesetzesvorgaben ermöglichen. Sie sollen sich auf sicherem Boden bewegen, wenn sie mit kommerziellen Partnern zusammenarbeiten, die wiederum in ihrer Kommunikation den Begriff Olympiade benutzen wollen.“

Die Arbeitsgruppe würde aus Vertretern sowohl des Bildungsministeriums als auch des Olympiakomitees gebildet, so die Ankündigung.

Die Organisatoren der Schülerolympiaden in Tschechien reagieren auf den Verweis auf die kommerziellen Partner sensibel. Diese seien unerlässlich, heißt es da, denn das Bildungsministerium übernehme nur 90 Prozent der Veranstaltungskosten. Für die restlichen zehn Prozent müssten die Ausrichter selbst aufkommen, und dafür wende man sich an Sponsoren. Petr Štěpánek ist Mitorganisator von Tschechisch-Olympiaden und sagte noch vor der Entscheidung am Sonntag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Unterfinanzierung ist dafür ein schwaches Wort. Die Lage ist wirklich trist. Für sämtliche nationalen Finalveranstaltungen in allen Fächern und den weiteren Wettbewerben stehen sieben Millionen Kronen zur Verfügung. Für dieses Geld organisieren alle Olympiaden ihre nationalen Endrunden.“

Sieben Millionen Kronen sind umgerechnet 280.000 Euro.

Zu Beginn des Schuljahres, das heißt nach dem 2. September, will sich Minister Bek daher auch mit den Olympiade-Veranstaltern treffen. Dabei soll es um die weitere Finanzierung der Schülerwettbewerbe gehen.

In diesem Jahr wurden laut Berichten des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (ČT) bereits 18 Olympiaden vom Ministerium unterstützt. Auf das meiste Interesse stoßen demnach die Mathematik-Olympiaden, an denen im vergangenen Jahr hierzulande insgesamt 22.000 Schüler teilgenommen haben. In der Beliebtheitsskala folgen Biologie-Olympiaden (18.600 Teilnehmende 2023) und die Geografie-Olympiaden (18.000 Teilnehmende 2023).

Autoren: Daniela Honigmann , Lucie Pávová | Quelle: Český rozhlas Plus
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